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Sanierung gewinnen konnte. Das Buch wird hierüber Aufschluss liefern.

      Nach Löw basiert sein Erfolg damals wie heute nicht darauf, seine Verhandlungspartner über den Tisch zu ziehen oder Notsituationen unfair auszunutzen. Vielmehr beruht sein Erfolg in besonderem Maße auf den Unzulänglichkeiten der verkaufenden Konzerne und auf dem menschlichen Versagen zahlreicher Manager vor Ort. So geben seine detaillierten Schilderungen in Flusenflug den Blick frei auf eine Welt, die wir in dieser Unvollkommenheit nicht erwartet hätten. Mit jedem Kapitel verlieren wir ein wenig mehr die Hochachtung vor den angeblichen Autoritäten, den übermächtigen Konzernen, den Besserwissern, die schon immer zu wissen glaubten, wie man es richtig macht, es aber selbst nie hinbekommen haben.

      Trotz der manchmal humorvoll-anekdotenhaften Schilderungen der Ereignisse um die Firmenübernahmen in Flusenflug darf man sich nichts vormachen, das Sanierungsgeschäft ist kein leichtes. Billig kaufen, sanieren und teuer verkaufen, das hört sich simpel an und doch verschleiert solch ein Bild das Ausmaß der aufzuwendenden Energie, den Umfang des persönlichen Einsatzes und die hohe Qualität des erforderlichen Know-hows. Das vormalige Management, die interne Taskforce und die externen Consultingfirmen, alle hatten doch ihr Bestes versucht und waren gescheitert. Die Verkäufer waren mit ihrem Latein am Ende. Es war ebendieser Umstand, der ihnen keine andere Wahl ließ, als an Löw und seine Partner zu verkaufen. Unter Mobilisierung aller Kräfte, insbesondere der in den Unternehmen ruhenden Selbstheilungsenergien, gingen diese nun daran, den »Karren aus dem Dreck zu ziehen«. Immer gelang das nicht, oft aber konnten die Unternehmen in aussichtsloser Lage gerettet und Zehntausende Arbeitsplätze nachhaltig erhalten werden.

      Hatte Löw am Anfang seiner unternehmerischen Laufbahn bei seinen ersten »Abenteuern« noch besonders auf Kosteneinsparungen – auch im Personalbereich – gesetzt, so merkt man bei der Lektüre, dass dieses Instrument mit der Zeit immer mehr in den Hintergrund trat. Produktentwicklung, Qualitätssteigerung, Expansion und Erschließung neuer Märkte wurden die Hebel, Umsatz- und Margensteigerungen die eigentlichen Sanierungstreiber.

      Seine akademische Vita konnte Löw dennoch fortsetzen, indem er seit einigen Jahren als Honorarprofessor Lesungen zu interdisziplinären Themen an der päpstlichen Hochschule Heiligenkreuz hält. Als Unterstützer und Förderer der Mission des Heiligen Stuhls wurde er zum höchsten päpstlichen Ritter ernannt. Mit dem »European Heritage Project«, bei dem er u. a. mit der UNESCO, dem WWF und der EU zusammenarbeitet, fand er ein neues Aufgabengebiet: den Wiederaufbau und Schutz gefährdeter Kulturdenkmäler in Europa, selbstredend ohne Banken, ohne Subventionen und nur aus dem eigenen Cashflow finanziert. Manches ändert sich eben nicht.

      Wolf-Rüdiger Osburg

      September 2020

       Danksagung und Entschuldigung

      Am Beginn dieses Buches soll all jenen gedankt werden, die an dessen Realisierung beteiligt waren. An erster Stelle möchte ich hier meine liebe Frau Clara nennen. Sie war es, die mich, meine Abneigung gegen Bade- und Sonnenurlaube kennend, im Mai 2019 mit der Mitteilung überraschte, dass sie im Juni in den Pfingstferien für uns alle einfach ein geräumiges Ferienhaus mit zugehörigem Personal in erster Meereslinie nahe Puerto Andratx auf Mallorca gebucht hatte. Ich liebe Urlaube, bei denen ich gefordert werde. Ich habe den Kilimandscharo bestiegen, bin mit dem Motorrad durch die Namib-Wüste gebraust, habe die Anden bezwungen, Stürme auf hoher See und ohne jede Segelerfahrung überstanden, war mit meinem Flugzeug in Miami beim Landen gecrasht, aber ein reiner Badeurlaub, der nur aus »chillen« unter Palmen bestände, das war nicht mein Ding. Mein Genörgel vorausahnend schlug sie mir vor, ich solle doch mal wieder ein Buch schreiben.

      Diese Anregung und die Aussicht auf einen sonst sicher langweiligen »Erholungsurlaub« waren letztlich für mich der Grund, die folgenden Zeilen zu verfassen. Dabei wurde ich einmal mehr von meiner lieben Frau tatkräftig unterstützt. Sie war mir nicht nur tägliche Sparringspartnerin und damit dafür verantwortlich, dass die anzüglichsten Stellen und die beleidigendsten Passagen gestrichen wurden, sondern sie tippte die von mir zunächst auf Band gesprochenen Texte in Windeseile ein.

      Ich möchte mich auch bei all jenen bedanken, die mir bei der weiteren Bearbeitung der Texte wieder auf die Sprünge geholfen haben, insbesondere bei denjenigen, die meine Wissenslücken auffrischen oder meine teilweise falschen Erinnerungen korrigieren halfen. Ihnen habe ich auch viele zusätzliche Anregungen zu verdanken.

      Weiter möchte ich allen danken, die bereit waren und mir gestatteten, ihre Namen in diesem Buch vollständig zu verwenden.

      Entschuldigen möchte ich mich schon einmal bei all denen, die sich in diesem Text falsch dargestellt fühlen oder denen ich an der einen oder anderen Stelle tatsächlich Unrecht getan haben sollte. Ich versichere jedoch, dass ich alles nach bestem Wissen und Gewissen verfasst habe.

      Danken möchte ich auch all den Wegbegleitern, die in den gemeinsamen Holdingorganisationen, wie z. B. der System Kopie AG, der Certina AG, der Versatel AG, der Arques Industries AG, der BluO SE und schließlich der Livia Gruppe an meiner Seite gestanden haben. Nur mit ihrer Hilfe war es möglich, die große Anzahl von Unternehmen neu auszurichten.

      Als sie ins Tal der Ameisen kamen, sagte eine von ihnen: »Ihr Ameisen, hinein in eure Behausungen, damit nicht Salomo und seine Heerscharen euch zertreten, ohne dass sie es merken«.

      1Turnaround (engl.): Wirtschaftliche Kehrtwende von einer Verlustsituation zur Profitabilität.

      2Disclaimer (engl.): Erklärung des Haftungsausschlusses.

      3Unabhängige Übersetzung.

       Die Ameise

      Es war zunächst nur ein kaum wahrnehmbares Zittern im Sand. Das kleine runde Steinchen, keinen Zentimeter im Durchmesser, erbebte ganz sachte. Dann war wieder Ruhe. Unmerklich begann es nun zu wippen, vor und zurück, immer mehr und immer weiter, bis, ja, bis die Bewegung in ein leichtes, holpriges Rollen überging. Auf einmal lag es wieder ruhig, das zackige Kügelchen. Eine trügerische Ruhe. Hinter dem Steinchen erschien eine winzige, umso emsigere Ameise, viel kleiner als der für sie eigentlich zu riesige Stein. Den Hals reckend spähte sie über den Kiesel, als wolle sie die vor ihr liegende Wegstrecke vermessen, die »Unterkiefer« in dauernder, fast gleichmäßiger Bewegung, wie ein wissenschaftliches Werkzeug, ein Metronom. Mit vollem Körpereinsatz stemmte sie sich schließlich gegen den übermächtigen Fels. Wieder setzte das rhythmische Wippen ein und erneut rollte der Stein eine ganz kleine Weile. Was wie das Werk eines Sisyphos anmutete, entpuppte sich als durchaus zielstrebiger Versuch dieses kleinen Wesens, etwas in dieser Welt vollbringen zu wollen. Was beabsichtigte diese Ameise, was bildete sie sich eigentlich ein? Ich spürte ob der Hybris etwas wie Wut in mir aufsteigen. War die Aufgabe nicht viel zu groß, der kleine Körper viel zu schwach? Hieß es nicht »Schuster, bleib bei deinem Leisten«? Kam Hochmut nicht immer vor dem Fall? Und dann diese Ameise, ich konnte einfach meinen Blick nicht von ihr lassen.

      Eine zweite Ameise gesellte sich hinzu. Mit vereinten Kräften wurden jetzt die Bewegungen dynamischer.

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