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Devolution. Ralph Denzel
Читать онлайн.Название Devolution
Год выпуска 0
isbn 9783941717190
Автор произведения Ralph Denzel
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Ralph Denzel
Devolution
BC Publications
Impressum
Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
© 2013 BC Publications GmbH
Verlagsort: Postfach 60 06 62, D-81206 München
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Ralph Denzel
Devolution - Roman
ISBN 978-3-941717-19-0
November 2013
Titelgestaltung: Magical Media
Titelfoto: © privat, CC
Layout / Korrekturen: Mirjam Hecht
Contents
Tom
»Hängen Sie das Ornat bitte ordentlich auf!«, sagte Pfarrer Wutknecht mit brüchiger und müder Stimme. Der Krebs in ihm fraß an seinen Kräften wie an einem Festmahl und raubte ihm immer wieder seine eigentlich sonore und bestimmende Stimme. Er streckte sich, und seine alten Glieder knackten wie morsche Äste. Mit einem gequälten Gesichtsausdruck streichelte er sich selbst über die Schulter.
»Natürlich«, sagte Tom in einem leicht entschuldigenden Tonfall und strich das Priestergewand glatt, bevor er es in den Holzschrank in der Sakristei hing. Manche Tugenden starben wohl nie, so wie die Ordnungsliebe und auch der Respekt vor seinem Amt von Pfarrer Wutknecht, dachte Tom grinsend. Er konnte nicht genau sagen, welches von den beiden Dingen dafür verantwortlich gewesen war, dass er das Ornat nochmals ordentlich aufhängen musste.
Danach schloss er den Messwein und die Hostien weg und zog sein Messgewand aus. Er hatte sich wie die letzten Tage immer für Grün entschieden, auch auf Anraten Pfarrer Wutknechts hin. Vielleicht wäre Schwarz eher angebracht gewesen, aber er hatte sich immer gefühlt, als würde dies der eigentlichen Botschaft, die sie in den letzten Wochen immer wieder verbreitet hatten, zuwiderlaufen.
Grün wie die Hoffnung.
Der Raum war düster. Der Pfarrer hatte die Rollen hinuntergefahren, damit die Sonne die kleine Sakristei nicht aufheizen konnte. Ein sanfter Duft nach Weihrauch und Hustenbonbons schwebte in unsichtbaren Fäden durch den Raum. Der Priester hatte immer darauf geschworen, dass es ihm vor der Messe guttat, ein scharfes Eukalyptusbonbon zu lutschen: »Merken Sie sich das! Sie können Ihre Stimme immer viel besser nutzen, wenn die Stimmbänder geölt sind!«
Und so hatte er sie auch benutzt, jeden Tag, manchmal fast zwanzig Stunden lang.
Die Menschen wussten, was sie wollten und sie hatten es hier in der Kirche bekommen: Sterbesakramente waren in Fließbandarbeit verteilt worden. Immer wieder hatte er die spirituelle Wegzehrung bestehend aus Brot und Wein gereicht, hatte den Gläubigen Mut zugesprochen und ihnen sanft seine arthritisch geschwollenen Finger auf die Schulter gelegt. Es war eine winzige Geste, aber viele Menschen hatten erst dort scheinbar Frieden gefunden und die Hände des Pastors umklammert wie ein Ertrinkender einen Rettungsring.
Die unzähligen Gesichter waren irgendwann verwaschen gewesen, konturlose Menschen, die sich alle nach dem gleichen sehnten. Nur wenige Kirchenmitglieder waren Tom im Gedächtnis geblieben, die meisten waren anonym für ihn geworden, eine angsterfüllte Masse, die wie im Zeitraffer an ihm vorbeigezogen war.
Hoffnung – das war es, was sie gebraucht hatten in diesen Stunden, so hatte es sein Mentor immer wieder erklärt.
Nein, es war wirklich besser, Grün zu tragen als schwarz.
Tom blickte Pfarrer Wutknecht an, der eigentlich aus einem kleinen Ort im Schwarzwald gekommen war. Er wusste nicht, was ihn genau hierher verschlagen hatte. Vielleicht hatte ein Gemeindemitglied ihn darum gebeten, nachdem der eigentliche Pfarrer völlig unerwartet gestorben war. Eines Tages, Tom war gerade vom Bischof zu einer Art Pfarrhelfer ernannt worden, hatte Wutknecht vor der Tür gestanden und ihm eröffnet, dass sie beide ab sofort zusammenarbeiten würden. Dabei hatte er gütig und friedvoll gelächelt und einige Sekunden später quälend trocken Blut in ein weißes Taschentuch gehustet.
Tom hatte kurz vor seinem Abschluss im Priesterseminar gestanden. Nicht mehr lange, und er hätte sein Vikariat beginnen können. Nun war jedoch alles anders gekommen. Aber die Kirchen, genauso wie jede andere Organisation, auf die sich Menschen in der Not verlassen wollten, waren dankbar für ihn gewesen, denn er war immerhin hier geblieben, auch als es offensichtlich war, dass Konstanz der gefährlichste und auch tödlichste Ort der Welt geworden war.
So hatte er mit Pfarrer Wutknecht zusammen gearbeitet. Er blickte den Mann an und fühlte Mitleid in sich, auch wenn er das niemals zugeben würde. Der Pfarrer war ein zu stolzer Mann, als dass er dies akzeptieren würde. Er sah fahl und abgemagert aus und sein graues Gesicht wirkte ebenso eingefallen wie das der meisten Menschen, die hierhergekommen waren.
Er hustete erneut in sein weißes Stofftaschentuch, welches er immer zur Hand hatte. Schnell steckte er es wieder in seine Tasche, aber nicht schnell genug, sodass Tom das Blut sehen konnte. Er wollte sich nicht die Schwäche eingestehen, die manchmal so deutlich in seinen Worten zu hören war.
Wutknecht litt an einem Lungentumor, der ihn langsam im Inneren auffraß. Man merkte ihm mit jedem Schritt und jeder Bewegung seiner schwachen Hände an, dass er starke Schmerzen litt, aber er machte weiter, wie ein Uhrwerk, auch wenn er nur noch der Schatten seines früheren