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verzweifelt.«

      »Und was war das für eine Hochzeit! Ihre Eltern waren doch so zufrieden mit dem Schwiegersohn.«

      »Es geht halt nicht immer so gut wie bei uns«, sagte Daniel nach längerem Schweigen. »Wie man immer wieder hört, folgt bei sehr vielen Paaren schnell die Ernüchterung. Der Alltag ist stärker als die Flitterwochen es sind.«

      »Man kann auch sagen, der Lack ist ab, man sieht sich nicht mehr mit verklärtem Blick«, fügte Fee gedankenvoll hinzu.

      »Und wenn dann noch andere Frauen im Spiel sind…« Fee riß die Augen auf. »Das auch noch«, seufzte sie, »vielleicht auch noch ein anderer Mann?«

      »Maxi hat nur von anderen Frauen geredet und daß sie Angst um ihren Jungen hat. Ray könnte ihr Patrick wegnehmen, um sie zu treffen. Und das haben wir doch auch schon mal gehabt.«

      »Schon öfter, mein Schatz.« Zwischen Fees Augenbrauen erschien die kleine steile Falte. »Wie alt ist der Junge jetzt?«

      »Fünf Jahre, sie sind in einer Nacht- und Nebelaktion auf und davon, und jetzt fühlt sie sich verfolgt. Sie sieht Gespenster, sogar in der Behnisch-Klinik. Vielleicht hat diese Bess Melvin tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit Bridget Mellet, aber…«

      »Es ist mehr als eine Ähnlichkeit, sie hat auch die gleichen Initialen, B M, gibt das nicht zu denken? Ich fahre nachher gleich zu Jenny, am Telefon mag ich ihr solche Fragen nicht stellen. Sie könnte gleich in Panik geraten, daß man ihr ein Kuckucksei ins Nest gelegt hat.«

      »Aber Schwerdt hat doch einen guten Ruf.«

      »Was heißt guter Ruf, wenn er auch hereingelegt wird. Was wollte Maxi denn in der Klinik?«

      »Sich bei Jenny bedanken, daß ihr Vater so gut betreut wurde. Sie hat so ein Dankbarkeitstrauma.«

      »Oder auch ein Wunsch, wieder Freunde zu gewinnen«, sagte Fee leise.

      Daniel nickte. »Sie machte einen völlig verstörten Eindruck. Ich habe das Gefühl, daß da mehr passiert ist, als sie zugeben will. Für sie muß das eine schreckliche Demütigung gewesen sein.«

      »Eine solche Enttäuschung kann einen Menschen völlig aus der Bahn werfen«, sagte Fee gedankenvoll. »Immerhin scheint sie ja einen Neuanfang zu wagen. Also, ich fahre nachher zu Jenny, und dann sehen wir weiter.«

      »Sieh dir diese Mellet mal genau an, Feelein.«

      »Worauf du dich verlassen kannst.«

      *

      Fee hatte Jenny vorher angerufen, denn sie wollte nicht zu einer Zeit kommen, wo kein Gespräch möglich wurde, aber Jenny gab deutlich ihrer Freude Auskunft über den unverhofften Besuch, ahnte aber auch gleich, daß ein besonderer Grund vorlag. Das leugnete Fee auch nicht.

      »Ich wollte mich mal nach deiner neuen Mitarbeiterin erkundigen, Jenny. Wie bist du zufrieden?«

      »Ich möchte mich lieber noch nicht äußern. Eigentlich wollte ich erst mal mit Schwerdt sprechen, der sich so für sie eingesetzt hat, aber inzwischen ist mir der Gedanke gekommen, daß er sie einfach loswerden wollte. Sie hat eine Art, die nicht zu uns paßt, und ihre Qualifikation ist auch nicht die beste.«

      »Dann schick sie weiter, bevor sie die Atmosphäre verdirbt.«

      »Michael kommt auch nicht mit ihr aus. Sie hat vergeblich versucht, sich bei ihm einzuschmeicheln.«

      »Wo war sie früher?«

      »Zuletzt in England.«

      Fee entfloh ein ›Aha‹, und Jenny schaute sie irritiert an.

      »Dann könnte es doch stimmen«, meinte Fee.

      »Was könnte stimmen?«

      »Daß Maxi kein Gespenst gesehen hat. Maximiliane Dannenberg ist nämlich wieder im Lande.«

      »Maxi? Was redest du von einem Gespenst?«

      »Sie war hier, um dich zu besuchen und meint, in der Mellet eine gewisse Bess Melvin erkannt zu haben. Ich sage dir gleich, wie es ist, Jenny. Was weißt du über diese Mellet?«

      »Sie wird mir von Professor Schwerdt empfohlen, sozusagen ans Herz gelegt, und ich konnte wieder mal nicht nein sagen, da wir ja tatsächlich Hilfe brauchten, aber es kommen dauernd Klagen über ihren Umgangston. Sie ist maßlos arrogant, und Michael sagt, daß sie auch keine gute Ärztin ist.«

      »Und Maxi sagt, daß diese Melvin nur eine Krankenschwester war, die sie kennenlernte, als ihr Schwiegervater in der Klinik lag. Der ist übrigens gestorben, und seither ist es in Maxis Ehe bergab gegangen.«

      Jenny war sichtlich konsterniert. »Sie hat sich für immer von ihrem Mann getrennt?«

      Fee nickte. »Und sie hat Angst, daß er ihr den Jungen wegnehmen will, um sie fertigzumachen. Viel fehlt ohnehin nicht mehr dazu, den Eindruck hat Daniel. Sie hat sich bei ihm ausgesprochen. Aber alles hat sie wohl nicht gesagt. Ich würde gern diese Mellet kennenlernen, Jenny.«

      »Das ist leicht zu machen, aber vom Gesicht kannst du ihr Seelenleben nicht ablesen. Sie ist kalt wie Hundeschnauze, würde Dieter sagen. Wenn er noch da wäre, wäre sie nicht hier. Ich habe noch immer viel zuviel Respekt vor den Herren Professoren.«

      »Wenn da etwas faul ist, bekomme ich es heraus. Ich werde mit Maxi sprechen, von Frau zu Frau geht das besser. Und du solltest dich immer wieder daran erinnern, daß du Freunde hast, Jenny.«

      »Ich kann euch doch nicht dauernd belästigen, Fee.«

      »Davon kann keine Rede sein. Wann hast du schon mal ein Anliegen? Aber in solchen Fällen mußt du dich rühren. Michael will dir nicht dreinreden, wenn du etwas entscheiden mußt, das mußt du auch verstehen.«

      »Er war aber gleich skeptisch und kommt mit ihr überhaupt nicht aus.«

      »Was für ihn und gegen sie spricht. Aber ich kann meine Meinung erst sagen, wenn ich sie kenne.«

      »Dann werden wir damit nicht warten. Reden können wir später noch.«

      Sie gingen zum Ärztezimmer, in dem sich aber nur Michael Graef aufhielt, der gerade eine Tasse Kaffee trank. Er begrüßte Fee erfreut, und sie gab sich so, als sei sie zufällig auf dem Weg gewesen. Kurze Zeit später erschien Bridget Mellet und musterte Fee abschätzend.

      »Frau Mellet, unsere neue Mitarbeiterin«, stellte Jenny vor. »Frau Dr. Norden.«

      Fee ließ sich durch den stechenden Blick der anderen nicht irritieren.

      »Wie gefällt es Ihnen in der Behnisch-Klinik, Frau Mellet?« fragte Fee.

      »Es ist eine Umstellung für mich. Ich war an einer großen Klinik in London tätig.«

      »An welcher? Ich kenne mich gut aus«, erklärte Fee. Sie hatte sich vorher schon ziemlich genau informiert.

      »Im St. Williams.«

      »Bei Professor Turner? Wir sind mit ihm befreundet. Er stellt hohe Anforderungen und…« Fee kam nicht weiter.

      »Ich muß wieder an die Arbeit«, sagte die andere hastig und war schon im Gehen begriffen.

      »Warum so eilig, Kollegin?« fragte Michael Graef. »Sie können ruhig eine Pause machen, ich übernehme die Station.«

      »Das ist wirklich nicht nötig«, erwiderte Bridget Mellet überstürzt.

      Fee tauschte einen vielsagenden Blick mit Jenny. Sie hatte erreicht, was sie beabsichtigt hatte, Bridget Mellet war aus dem Gleichgewicht gebracht. Aber wenn sich Maxi nicht täuschte und sie als Bess Melvin Krankenschwester gewesen war, Pflegerin bei Ray Gambills Vater, wie hatte ihr Professor Schwerdt dann Referenzen als Ärztin geben können? Da war etwas faul, und Fee wollte das geklärt wissen, denn es konnte für die Behnisch-Klinik Auswirkungen haben, wenn eine Krankenschwester hier als Ärztin praktizierte. Jenny und Michael Graef würden jetzt sehr wachsam sein, aber Fee meinte, daß dieser Frau schnellstens das Handwerk gelegt werden müsse.

      Bevor

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