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macht und unter denen die Mehrzweckschuhe nicht auffallen. Warme Jakke, kurz, wie man sie im Wagen trägt. Fertig. Genau richtig. So weit bin ich jetzt auch (in der Theorie jedenfalls). Jetzt, das ist nach einem Vierteljahrhundert jährlicher Lesungen, bei denen ich nicht richtig, also standesgemäß gekleidet war.

      Ach ja, die leidige Garderobe!

      Meistens kommt es anders...

      Ich fahre nicht gern mit dem eigenen Wagen zu Lesungen, zumal im Herbst, wenn Nebel und Glatteis drohen. Früher war ich sowieso nicht motorisiert, und es ging auch. Es gibt ja auch die Eisenbahn.

      Manche Leute, die mich anfordern, bieten mir an, mich abzuholen. So werde ich auch sicher heimtransportiert, was mir sehr lieb ist, da ich doch manchmal nach der Lesung gebeten werde, ein Glas zu trinken. Das tut nach der Konzentration des Lesens wohl.

      Werde ich also abgeholt, so bin ich einige Sorgen los. Nur aufgeräumt muß sein, denn es gehört sich natürlich, die Abholenden erst einmal hereinzubitten. Eine nette Tee- oder Kaffeestunde vor dem Aufbruch bringt mitunter das, woran mir liegt: ein gutes Gespräch. Solange ich Haustöchter hatte, war das leicht zu arrangieren, doch seit ich mit zwei Enkelinnen allein lebe, ist es manchmal schwierig. Gerade liegt im Wohnzimmer ein Puzzle auf dem Tisch, halb fertig gebaut, das unter gar keinen Umständen angerührt werden darf. Oder die Kinder haben Besuch und lassen Reinhard Mey singen oder eine andere Platte dröhnen. Kinder müssen sich heutzutage frei entfalten können, sonst leiden sie später unter Frustrationen.

      Ich decke also in unserer gemütlichen, holzgetäfelten Wohnküche den achteckigen Familientisch, nach alter Gewohnheit eine Stunde zu früh, weil immer etwas dazwischen kommt: ein ewig langes Telefonat, ein plötzlicher Besuch oder ein aufgeschlagenes Knie – Variationen gibt es genug. Ich überlese das Kapitel, das ich auf dem Programm habe, vertiefe mich und bin wieder nicht fertig angezogen, als es schellt...

      Mitunter fahren mich auch Bekannte hin, die eine Lesung miterleben wollen. Mit Schrecken denke ich da an eine Einladung auf die Comburg bei Schwäbisch Hall. Dort hatte ich vor Jahren eine Freizeit junger Buchhändler miterlebt, acht Tage lang, zusammen mit einer Kinderbuch-Verlegerin aus Stuttgart, die sich viel um mich kümmerte, als ich, völlig unbeleckt von Fachwissen, jung und unwissend aus dem Osten kam. Wir hatten viel Spaß, badeten nachts im Kocher, spielten Völkerball, hörten interessante Vorträge und erlebten einen Beethoven-Abend von Elly Ney mit. Als ich Abschied nehmen mußte, entführte mich ein junger Buchhändler aus Jux mit seinem Motorrad auf eine entlegene Landstraße. Dort setzte er mich ab, barfuß, denn sein Kumpel hatte mir das einzige Paar Schuhe entwendet, das ich damals besaß. Ich mußte betteln, daß er mich wieder zurückfuhr.

      In Erinnerung an diese unvergessene Freizeit bedeutet für mich noch immer ›Comburg‹ das gleiche wie ›Jungbuchhändler‹, und so hatte ich zugesagt, dort nicht nur zu lesen, sondern auch über das Jugendbuch zu sprechen.

      Wohlgemut fuhr ich mit einem Bekannten, den ich vom Reiten her kenne, und einer meiner Töchter gen Schwäbisch Hall. Ich saß auf dem Rücksitz und blätterte in meinem Vortrag. Dabei kam mir der Brief des Veranstalters in die Hände, und ich las ihn nochmals, las ihn erst jetzt richtig zu Ende. Da erstarrte ich.

      Nicht Jungbuchhändler, sondern Bewohner eines Altersheims erwarteten mich und meine lichtvollen Ausführungen. Himmel, warum las ich die meisten Briefe nicht genau! Nun mußte ich zusehen, wie ich mit einem völlig anderen Publikum klarkam.

      Zum Glück war nicht ich allein eingeladen. Ich nahm einen der Jugendbuch-Autoren, die auch da waren, beiseite und sprach auf ihn ein. Daß man alten Leuten lieber etwas bieten sollte an spannendem Geschehen, als sie belehren zu wollen, er habe doch eigene Bücher da, aus denen er lesen könnte. Ich hatte auf dem Büchertisch auch eins meiner eigenen erspäht.

      »Aus dem könnte ich ja lesen – und Sie vielleicht aus dem, das ich immer so spannend fand, das mit den Beduinen –« ich blätterte, meine Tochter grinste – sie durchschaute mich –, er aber ließ sich überzeugen. Gottlob, alles ging gut.

      Etwas Ähnliches erlebte ich Jahre später, als ich ins Augustinum in Stuttgart eingeladen wurde und dies aus unerfindlichen Gründen für ein Kinderheim hielt. Es ist aber ein sehr großzügig gebautes Altersheim. Nun hieß es, das Programm ändern und auf ältere Leser umzupolen. Zum großen Glück enthält gerade das Buch, aus dem ich lesen wollte, auch Kapitel, die ältere Menschen ansprechen, und so war der Abend wieder mal gerettet.

      Überhaupt – von Pferden hört ein jeder gern. Und meine Bücher gefallen ›Kindern‹ im Alter von sechs bis achtzig, wie mir immer wieder versichert wird. Die Kleinsten lernen damit lesen, und ältere Menschen fühlen sich in ihre Jugend zurückversetzt. Das, was meine Bücher so beliebt macht, muß etwas sein, was ewig menschlich ist: das Zusammenspiel von Kindern und Tieren. Kinder und Tiere gehören zusammen. Früher, als der Mensch noch Akkerbau und Viehzucht betrieb, war das naturgegeben, heute ist es ein ganz großer Luxus, aber ein schöner und ein von allen naturliebenden Menschen ersehnter. Gäbe es sonst in so vielen Familien Katzen, Hunde, Goldhamster, weiße Mäuse, Wellensittiche, Schildkröten, Zwerghasen und Meerschweinchen? Je mehr der Stadtmensch von der Technik umgeben ist, desto inniger sehnt er sich nach der Natur, nach dem Tier.

      Vor nicht allzu langer Zeit schien es, als ob das Pferd ausgedient hätte, überrundet von der Pferdestärke des Autos, des Traktors. Heute wächst die Zahl der Pferdeliebhaber und Freizeitreiter mehr und mehr. Fast in jeder Familie gibt es eine Beziehung zum Pferd, sei es daß ein Neffe reitet oder eine Enkelin, oder Vater und Mutter samt Kindern diesem Hobby frönen.

      Wer also über Pferde und Ponys schreibt, fängt die Herzen des Leserpublikums in jedem Alter. Kinder und junge Leute träumen beim Lesen von der Zukunft im Sattel und lesen deshalb diese Bücher, andere, die bereits reiten, sehen sich selbst darin wieder. Und Ältere denken an früher, als sie bei Opa auf dem Land mit Pferden zusammen waren, als sie den Hofhund streichelten und junge Kätzchen im Heu fanden, auf den dicken Ackergäulen saßen und sich als Cowboys fühlten. Der Zauber, der von Pferden ausgeht und junge Menschen in Bann schlägt, läßt nicht nach. Unseren Vorfahren waren die Pferde heilig. Ich hab oft darüber nachgedacht. Hat unsere Seele davon noch etwas bewahrt? Als wir unseren Ponyhof gründeten, war das noch etwas Besonderes, ein Wagnis. Heute gibt es viele Unternehmungen dieser Art, alles strebt zum Pferd. Laßt uns also davon erzählen und vorlesen, und dem Hörer geht das Herz auf!

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