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Die Rache der Mondgöttin. Stefanie Kullick
Читать онлайн.Название Die Rache der Mondgöttin
Год выпуска 0
isbn 9783959916998
Автор произведения Stefanie Kullick
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Scorpio war erwacht und mit ihm zehn weitere seiner Gefährten. Doch was war mit dem zwölften geschehen?
Zur selben Zeit in einer Höhle auf dem Berg Latmos
Selene
Die abnehmende Mondsichel war noch nicht aufgegangen, doch das war nicht von Belang. Sobald die Nacht anbrach, übernahm Selene die Herrschaft über den Himmel. Nur dann war es ihr möglich, hier zu sein. Sie saß am Lager ihres geliebten Endymion und betrachtete das vom Sternenlicht erleuchtete Antlitz. Zärtlich strich sie mit den Fingerspitzen über die schwarzen Locken.
Er hatte die Augen geschlossen und es fiel Selene schwer, sich an deren Farbe zu erinnern. Viel zu lange schon hatten sich diese wunderschönen Augen nicht mehr geöffnet. Nur das leichte Heben und Senken der Brust und der sanfte Herzschlag zeugten von Leben.
Mit bebenden Lippen küsste Selene ihn. Es war ein kurzer und einseitiger Kuss, der nicht erwidert wurde – noch nicht.
»Dieses Mal gelingt es. Das muss es einfach. Ich werde endlich den Bann brechen.« Langsam erhob sich Selene und verließ die Höhle. Sie sah über die Schulter und prägte sich das Bild ihres Geliebten gut ein. Bis zum Sommer bliebe sie diesem Ort fern. Man würde sie erwarten und ihr auflauern, nun, da ihre Getreuen erwacht waren.
Zeit für Besuche hatte sie ohnehin nicht. Es gab jede Menge zu tun und die Frist betrug lediglich vier Monate.
1
Vom Skorpion, der auszog, einen Stier zu finden
Frankfurt am Main, Sachsenhausen
29. März 2018
Konstantin
Mit dem Smartphone vor der Nase lief Konstantin am Mainufer entlang. Noch ein paar Hundert Meter und er erreichte die nächste Adresse. Die App führte ihn direkt in die verwinkelten Gassen von Sachsenhausen. Hoffentlich hatte er dieses Mal mehr Glück. Es war die siebte Frau, die er überprüfte. Die vorherigen hatten sich nicht als die gesuchte erwiesen. Die Wochen zogen ins Land, ohne dass er vorankam. Es war nervtötend.
Bei ihrem Zusammentreffen waren nur acht der Zeichen erschienen. So wenige wie nie zuvor. Mit Pisces und Aquarius rechnete ohnehin niemand mehr, die mussten zu ihrem Glück gezwungen werden. Bei Libra war es ein Glücksspiel, mal war sie motiviert, mal nicht. Doch es war zum ersten Mal passiert, dass es von Taurus’ Wiedergeburt kein Lebenszeichen gab.
Deshalb hatte Scorpio – oder Konstantin, wie er in diesem Leben hieß – beschlossen, Taurus als Erstes zu suchen. Wären sie in ländlicher Gegend geboren worden, würde es ihn vor keine große Herausforderung stellen. In einer Metropole wie Frankfurt und dem dicht besiedelten Umland wurde es ungleich schwieriger. Hier gab es zu viele Menschen, die am selben Tag Geburtstag hatten. Am effektivsten war das Ausschlussverfahren. Konstantin klapperte eine Adresse nach der anderen ab und hoffte aufs Beste.
Dabei nahm er sich zuerst diejenigen Zeichen vor, die in der Nähe geblieben waren. Zwar war es schon mal vorgekommen, dass eines der Zeichen in den ersten zwanzig Jahren seines Lebens nicht nur die Gegend, sondern das Land verlassen hatte. Zum Glück passierte das eher selten. Instinktiv blieben sie in der Nähe ihres Geburtsortes. Dieser war nicht zufällig. Schon überall auf der Welt waren sie wiedergeboren worden. Es geschah fast in jedem Jahrhundert. Immer in der Nacht einer Mondfinsternis, sofern dort zwanzig Jahre später eine totale Finsternis stattfände.
In ganz seltenen Fällen hatte eines der Zeichen den zwanzigsten Geburtstag gar nicht erst erlebt. Schon dreimal war einer von ihnen vorher durch Krankheit oder Unfall verstorben. Das war der beschissenste Fall von allen. In diesen Zyklen hatten sie von Anfang an verloren.
Die Navi-App führte Konstantin in die Paradiesgasse, was er irgendwie passend fand. Bisher war er nur nachts zum Feiern in diesem Viertel gewesen. Bei strahlendem Sonnenschein sah alles ungewohnt aus. Sein bisheriges Leben hatte sich größtenteils auf der anderen Seite des Mains abgespielt.
Die Karte auf dem Smartphone verschwand. Stattdessen lachte ihm ein Foto von Julia entgegen. Sie versuchte schon wieder, ihn anzurufen. Konstantin drückte sie weg und die Karte erschien erneut. Seit seinem Erwachen ignorierte er die Nachrichten und Anrufe von Freunden und Familie konsequent. Irgendwann würden sie aufgeben. Alle unerwünschten Nummern sollte er einfach blockieren. Dann hätte er seine Ruhe. Ein Rest Nostalgie für die Menschen aus seinem bisher unbeschwerten Leben hielt ihn noch davon ab.
Von sich selbst genervt sah Konstantin sich um und suchte nach der richtigen Hausnummer. Sobald er sie entdeckte, stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Es handelte sich um einen kleinen Blumenladen mit hübsch dekoriertem Eingangsbereich. Der Altbau war wie die meisten anderen Häuser der Straße mit Schiefer verkleidet. Das war vielversprechend!
Sollte es sich bei der Frau, die hier wohnte, tatsächlich um Taurus handeln, war Konstantin schon auf ihre Ausrede gespannt. Ihre Reaktion dürfte ebenfalls interessant werden, wenn man bedachte, wie sie beide zueinanderstanden. Astrologen sagten der Kombination von Stier und Skorpion feurige Leidenschaft voraus. Darüber konnte Konstantin nur müde lächeln, feurige Verachtung traf es besser.
Dabei konnte Taurus sich doch denken, dass es Scorpio wäre, der sie heimsuchte, wenn sie sich Selenes Ruf verweigerte. Seit Jahrtausenden war er die rechte Hand der Göttin.
Zielstrebig betrat Konstantin das kleine Geschäft. Ein Glöckchen klingelte, sobald es von der Tür angestoßen wurde. Hinter dem Tresen stand eine Frau mit welligen dunkelbraunen Haaren und band einen Blumenstrauß. Die Haarfarbe passte schon mal. Ganz egal, wie oft sie auch wiedergeboren wurden, sie sahen in jedem ihrer Leben ähnlich aus. Sie hob den Kopf und ihre Blicke trafen sich.
Volltreffer! Sein Gefühl bestätigte ihm augenblicklich, dass sie die Richtige war. Die Zeichen erkannten einander auf Anhieb. Dieses Mal hatte sie eindeutig Vorfahren aus dem Mittelmeerraum. Ihre Haut war gebräunt, was die Haare gut zur Geltung brachte.
Taurus lächelte ihn freundlich an. »Guten Tag! Kann ich dir helfen?«
Wie jetzt? Eigentlich müsste sie bei seinem Anblick genervt das Gesicht verziehen. Das machten sie immer so! Konstantin konnte es gar nicht leiden, wenn man jahrhundertealte Gewohnheiten ohne Vorankündigung einfach ablegte.
»Ich bin auf der Suche nach einem Blumenstrauß«, sagte er langsam und wartete darauf, Taurus aus der Reserve zu locken.
Sie lachte fröhlich. »Stell dir vor, ich habe so viele Blumen, dass ich sie sogar verkaufe.«
Okay … Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Taurus und er scherzten nicht. Nein. Niemals. »Kannst du mir etwas empfehlen?«
»Sicher, für wen sollen die Blumen denn sein? Deine Freundin?« Ihre braunen Augen leuchteten neckisch.
Flirtete sie ernsthaft mit ihm? Konstantin musterte sie noch einmal von Kopf bis Fuß. Sie war es. Daran bestand kein Zweifel. Die einzige Erklärung, die jetzt blieb, war diejenige, die ihm am wenigsten schmeckte. Taurus erkannte ihn nicht.
Vorsichtig sah er sich im ganzen Laden um. Es waren nur sie beide zusammen mit unzähligen bunten Blumen im Verkaufsraum. Das hieß jedoch nichts. Eines war sicher, er hatte sie zu spät gefunden. Jetzt wurde die Sache kompliziert.
»Nein, ich bin Single«, beantwortete Konstantin die indirekte Frage. »Sie sind für meine Mutter.«
Das Lächeln in ihrem Gesicht wurde breiter. »Hat sie Geburtstag?«
Klar, warum nicht? »Ja.«
»Kennst du zufällig