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Jung Beck. M. McDonnell Bodkin
Читать онлайн.Название Jung Beck
Год выпуска 0
isbn 9788711462133
Автор произведения M. McDonnell Bodkin
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Ihr Tun und Lassen hielt das ganze College in Atem, und dennoch waren sie, man wusste nicht recht warum, trotz ihrer ungezwungenen Umgangsformen und ihres lebhaften, übermütigen Naturells durchaus nicht allgemein beliebt.
Die Bertrams waren Zöglinge des St. John’s College, während Beck und ich dem Cam’s College angehörten; daher kam es, dass wir schon vierzehn Tage in Cambridge weilten, ohne mit ihnen in nähere Berührung gekommen zu sein. Erst als einer der Zwillinge Eddie oder Freddie — genau weiss ich’s nicht mehr — meinen Freund und mich beim Tennisspiel unsern Part mit Glanz gewinnen sah, setzten sie fünf Pfund gegen uns. Wir nahmen an und wurden trotz scharfer Gegenwehr in fünf Spielen dreimal geschlagen. Ich glaube, jeder einzelne von uns wäre mit jedem einzelnen von ihnen wohl fertig geworden, vereint aber waren sie unwiderstehlich.
Unser Zusammenspiel verursachte grosses Aufsehen, und wir kamen überein, in vierzehn Tagen um den doppelten Einsatz zu spielen. Beck jedoch, der anfangs Feuer und Flamme dafür war, verlor bald die Lust daran. Schon nach acht Tagen mochte er nicht mehr mit mir üben, und nach Ablauf der zweiten Woche zog er seine Zusage zurück. Natürlich waren die Zwillinge darüber verstimmt und lehnten meinen Vorschlag, mit mir gemeinsam Beck umzustimmen, kurzerhand ab.
In den folgenden Wochen bekam ich sie fast gar nicht zu Gesicht, bis mich ein ziemlich aufregendes Ereignis wieder mit ihnen zusammenführte.
Ich pflegte vor dem Frühstück ein Stündchen auf dem Cam zu rudern, und zwar in einem Rob-Roy-Kanu, das ich einem gewöhnlichen Ruderboot vorziehe, weil man darin die Strecke, die man vor sich hat, übersehen kann. Ich gehöre zwar nicht zu den Leuten, die beim Anblick einer schönen Gegend in Begeisterung geraten, doch ist eine liebliche Flusslandschaft mit dem bewegten Spiel von Licht und Schatten und den klaren Spiegelbildern der Ufer für mich das Schönste auf Gottes Erdboden.
Als ich eines Morgens ungefähr zwei Meilen weit gerudert war und gerade um einen Ufervorsprung bog, bemerkte ich vor mir ein leichtes Zweierboot und erkannte bei schärferem Hinsehen die Zwillinge an den Rudern.
So meisterhafte Tennisspieler sie auch waren — vom Rudersport hatten sie augenscheinlich keine Ahnung, denn jeder ruderte auf eigene Faust drauflos, ohne sich dem andern anzupassen, und das kleine Fahrzeug taumelte in sprunghaften Stössen stromaufwärts wie eine aufgescheuchte Forelle.
Ich war ein wenig überrascht, sie so ungeübt im Doppelrudern zu sehen, doch liessen sie mir nicht viel Zeit, darüber nachzudenken. Denn ehe ich mich dessen versah, machte der am Schlagriemen sitzende Zwilling einen zu tiefen Ruderschlag und fiel hintenüber, während der andere in demselben Augenblick durch einen zu kurzen Schlag das schwankende kleine Fahrzeug vollends zum Kentern brachte.
Mit einem Male versanken die beiden weissgekleideten Gestalten in dem hoch aufspritzenden Wasser und boten in der Plötzlichkeit ihres Verschwindens einen so überwältigend komischen Anblick, dass ich in lautes Lachen ausbrach. Natürlich zweifelte ich keinen Augenblick daran, dass die Verunglückten schwimmen konnten. Im nächsten Moment tauchte der eine prustend und keuchend wieder auf und klammerte sich krampfhaft an das gekenterte Boot, während der andre mit der Strömung kämpfte, die ihn rasch flussabwärts trug. Auf halbem Wege zwischen dem Boot und meinem Kanu hoben Arm und Kopf sich sekundenlang aus den Fluten, und ein verzweifelter Hilfeschrei gellte über das Wasser.
Jetzt verging mir freilich das Lachen, denn ich sah, dass hier ein Ertrinkender mit dem Tode kämpfte. Rasch fuhr ich mit dem Arm bis zur Schulter ins Wasser und packte den eben bei mir vorüberwirbelnden Körper glücklich an dem weissen Flanellhemd. Allerdings kenterte bei der heftigen Bewegung auch mein kleines Fahrzeug, doch daraus machte ich mir nicht viel, da ich wie ein Otter schwimme und nichts als das Nasswerden zu fürchten hatte.
„Nur ruhig! Keine Gefahr!“ keuchte ich, während ich seinen Kopf über Wasser hielt und den Mann auf meinen Rücken beförderte.
„Jawoll,“ erwiderte er und blieb dann auch so regungslos und handlich liegen wie ein Stück Holz. Rasch schaffte ich ihn ein Ende weiter stromabwärts, den beiden Booten gegenüber ans Land und eilte dann sofort seinem Bruder zu Hilfe.
„Laufen Sie sich warm,“ rief ich dem Geretteten zu, während ich das Ruderboot mit dem andern sich noch immer krampfhaft daran festhaltenden Zwilling dem Ufer zuschob. Als ich das Boot wieder aufgerichtet und auch das Kanu eingefangen hatte, fand ich die Zwillinge so munter wie die Fische im Wasser, und sie erklärten sich sofort bereit, selbst zurückzurudern, wovon ich aber nichts wissen wollte, da es mich nicht nach einer zweiten Auflage dieses Scherzes gelüstete.
„Wenn Ihnen nicht zu kalt ist und Sie mir versprechen, ganz still zu sitzen, will ich Sie zurückrudern,“ sagte ich. „Das Kanu können wir ins Schlepptau nehmen. Und ehe Sie sich wieder in solch einem leichten Boot aufs Wasser wagen, sollten Sie wenigstens eine schwache Ahnung vom Rudern und Schwimmen haben.“
„Dann los! Ich bin so warm wie ’ne frischgebackene Semmel!“ riefen beide gleichzeitig und dabei in so übereinstimmendem Tonfall aus, dass es mich förmlich verblüffte.
Unterwegs überboten sie sich geradezu in allerhand Spässen und machten sich über ihr unfreiwilliges Bad weidlich lustig.
„Nichtsdestoweniger werden wir es Ihnen nie vergessen, Kamerad,“ sagte der eine von ihnen beim Aussteigen. „Ohne Ihr Dazwischentreten hätte der Fluss heute morgen wahrscheinlich zwei Leichen angeschwemmt.“
„Deren Identifizierung dem Leichenbeschauer ohne Zweifel viel Kopfzerbrechen verursacht hätte,“ meinte der andere lachend.
So leicht sie die Sache mir gegenüber auch nahmen, so viel Aufhebens machten sie davon vor den anderen. Das ganze College erfuhr brühwarm die Geschichte meiner „unerschrockenen Tat“, und es war mir schliesslich beinahe lästig, mich von den Kameraden für nichts und wieder nichts beglückwünschen und wie ein Götzenbild anstaunen zu lassen. Indessen konnte ich den Zwillingen nicht recht böse sein, denn sie meinten es sicherlich gut und benahmen sich auch sehr taktvoll, als ich sie deswegen zur Rede stellte.
Je öfter ich sie sah, desto besser gefielen sie mir. Ich kann wohl ohne Überhebung sagen, dass ich im College einen sehr netten Umgangskreis gefunden hatte, und alle meine Kameraden mochten die Zwillinge gut leiden mit einziger Ausnahme meines besten Freundes Beck.
Eines Morgens beim Frühstück — das heisst ich frühstückte allein, Beck war schon seit ein paar Stunden damit fertig — machte ich ihm deswegen Vorhaltungen. Ich war an jenem Morgen nicht gerade in rosiger Laune, da ich am Abend vorher beim Bridge siebenundfünfzig Pfund verloren hatte.
„Hast du etwas gegen die Bertrams, Beck?“ fragte ich daher in ziemlich kurzem Tone; „ich glaube, ich habe ein Recht, danach zu fragen.“
„Gewiss,“ bestätigte er ruhig; „ja, ich habe etwas gegen sie.“
„Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt?“
„Warum hast du mich nicht schon früher danach gefragt? Ich will es dir keineswegs verhehlen. Einer von den beiden ist nämlich ein ganz gemeiner Schuft.“
„Welcher?“ fragte ich gedankenlos.
Beck brach in herzliches Lachen aus, in das ich sofort einstimmen musste, denn etwas so unwiderstehlich Fortreissendes wie das Lachen meines Freundes gibt es so leicht nicht wieder.
„Ja, da fragst du mich zu viel,“ rief er aus; „das möchte ich selbst für mein Leben gern wissen, damit ich ihm das Genick brechen könnte.“
„Wie, so schlimm ist die Sache?“
„Ja, ich könnte zu keinem andern darüber sprechen als zu dir. Kennst du die kleine Miss Bloom?“
„Ach, die Kleine aus dem Zigarrenladen? Nur ganz flüchtig. Niedlicher kleiner Käfer!“
„Miss