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Josi und ihre Freunde. Lise Gast
Читать онлайн.Название Josi und ihre Freunde
Год выпуска 0
isbn 9788711509647
Автор произведения Lise Gast
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
„Und in welchem Heft erscheint es?“
„Das muß ich mir vorbehalten. Bezahlt wird sofort. Wir sind uns also einig?“
An der Tür hielt der kleine Mann Ulrich noch einen Augenblick auf. „Wenn Sie – ich meine das ganz unverbindlich –, wenn Sie zufällig eine größere Arbeit haben, einen Roman, der sich vielleicht eignet, in Fortsetzungen zu erscheinen? Ich sehe gern einmal hinein. Die Länge können Sie sich ja ungefähr aus den Heften ausrechnen.“
Ulrich fand sich, leicht taumelig vor Aufregung, auf der Straße wieder, zweihundert Mark in der Brieftasche und einen Stoß Monatshefte unter dem Arm. Und im Herzen die Aussicht, die Aussicht! Das war vielleicht das allergroßartigste dabei. Zweihundert Mark, gewiß, aber er hatte bereits andere Maßstäbe. Fieberhaft überschlug er, was wohl der Roman bringen würde, wenn er ankam. Denn natürlich hatte er einen. Einen, seinen Roman, noch nicht ganz fertig, um so besser, so konnte er sich mit der Länge noch einrichten. Er mußte sich nur entsetzlich eilen, durfte keine Zeit verlieren. Der Zwerg dort drin sollte die Arbeit in der Hand haben, ehe er ihn, Ulrich, vergessen hatte.
Mit offener Jacke – er hatte sich nicht die Zeit genommen zuzuknöpfen – eilte er durch die Straßen. Abgetippt mußte der Roman noch werden, er hatte ihn erst handschriftlich fertig, das heißt, auch das noch nicht ganz. Aber wenn er die Nächte zu Hilfe nahm – und auch sonst konnte er schließlich ab und zu einmal schwänzen. Natürlich! Im Eingang der Uni rannte er fast an Josi an, die gerade die Stufen herabgesprungen war. So war sie die erste, die es erfuhr, und sie freute sich, mein Gott, wie sie sich freute!
„Ich könnte kopfstehen, Ulrich“, versicherte sie immer wieder, „nein, so ein Glück, so ein Glück! Gigantisch einfach!“
Er fand es auch. Sie standen und priesen das Geschick und vergaßen Ort und Zeit.
„Natürlich muß der Roman sofort raus“, sekundierte Josi eifrig, „dauert es lange, bis er getippt ist? Vielleicht braucht ihn der Zwerg gerade für die nächsten Hefte? Du mußt dich furchtbar beeilen, das ist eine einmalige Chance.“
„Klar will ich mich beeilen...“
„Kann ich dir nicht helfen? Ich tippe sehr schnell, hab’ doch für Vater lange Zeit alles geschrieben. Sicher geht es schneller, wenn du diktierst und ich schreibe.“
Ulrich strahlte sie an. „Wenn du das tätest!“
„Gerne! Wir fangen heute schon an. Oder mußt du erst noch den Schluß ganz fertig schreiben?“
„Im Kopf hab’ ich ihn druckfertig. Inzwischen diktiere ich dir den Anfang und schreib’ den Schluß, wann es eben einmal geht. Paß auf, Josi, es klappt, es muß einfach klappen!“
Sie zappelte genauso wie er, während sie auf die andern warteten. Ulrich versprach, alle zum Essen einzuladen. Einträchtig steuerten sie dem „Mathäser“ zu. Das war ein Rahmen, würdig des großen Ereignisses, und außerdem gab es dort reichliche Portionen. Den Kaffee würden sie nachher in der „Maxburg“ nehmen. Nicht trinken, nehmen, betonte Josi. So sagte man es auf feine Art.
„Du hast das natürlich nie geglaubt“, sagte Ulrich triumphierend zu Leo, „immer hast du mich ausgelacht. Der Prophet gilt nichts in seinem Vaterhaus.“
„Na, auch eine blinde Henne findet mal ein Korn.“
„Na, weißt du, blinde Henne! Was meinst du, Helga?“
„Doch, warum sollst du nicht auch einmal Glück haben?“
„Glück?“ Ulrich war beinahe ernstlich beleidigt. „Glück! Als ob das ein bloßer Zufall wäre, so tust du. Weißt du nicht, daß Glück auf die Dauer nur der Tüchtige hat?“
„Auf die Dauer. Aber...“
„Kein Aber! Ihr seid Spießer! Und außerdem Kleingläubige! Ist doch klar, daß unser Roman nun auch funkt!“ flammte Josi. Ulrich war ganz ihrer Meinung. „Unser Roman“, nett war das von ihr, ihn so zu nennen. Obwohl es ihm einen feinen Stich gab: Noch netter wäre es zweifellos gewesen, wenn Helga es so formuliert hätte. Aber schließlich, sie meinte es sicher auch, und es war nur Zufall, daß Josi es ausgesprochen hatte. Nichts sollte ihm den heutigen Tag trüben! Sie traten ein und suchten sich einen Tisch. Es sollte ein Festmahl werden.
Der Tag war ein einziger Glanz. Die ganze Woche über hatte es geschneit, man mußte es einfach ausnutzen. Leo und die beiden Mädchen stiegen bergan. Der Schnee konnte nicht besser sein. Sie wollten nicht Pisten rutschen, sondern eine Tour machen. Ulrich war zu Hause geblieben, er wollte arbeiten. Am Übungshang konnten sie nicht widerstehen, die sommersteifen Skibeine erst einmal auszuprobieren, sie fuhren ab und versuchten ein paar Schwünge.
„Ich kann gar nicht mehr!“ schrie Josi den beiden andern zu, und auch Helga machte die erste Bekanntschaft mit der Erde. Leo fuhr zu ihr hin, um ihr aufzuhelfen.
„Wirklich, man hat alles verlernt, es ist eine Schmach“, sagte er. „Aber das gibt sich. Wir kommen schon wieder rein.“
Sie stiegen weiter auf. Der Lift wäre außerdem zu teuer gewesen, redeten sie sich ein. Helga prustete.
„Wirklich, man ist eingerostet.“ Sie stand still und wischte sich die Stirn. Josi war wieder ein Stück voraus. Sie stieg leichter als Helga, aber unregelmäßig. Gerade schwatzte sie mit ein paar halbwüchsigen Buben, in die sie vorhin hineingesaust war. Beinahe sah sie aus wie einer von ihnen.
Leo sagte das und lachte. Helga sah ihn nachdenklich an.
„Ihr hängt sehr an Josi. Ulrich und du“, meinte sie dann. Er lachte und nickte unbefangen.
„Natürlich. Wir waren doch die ganze Kindheit über zusammen, sie und wir“, sagte er. „Ich könnte mir gar nicht vorstellen, wie es ohne sie gewesen wäre. Sie hatte immer die schönsten Einfälle und machte alles um sich her lebendig. Das ist jetzt noch so. Mutter mag sie auch.“
„Jaja.“ Helga stand und sah Josi nach, die wieder ein Stück bergab gesaust war. „Ich wünschte, ich wäre auch wie sie – manchmal“, fügte sie hinzu. Es klang fast ärgerlich. Leo wunderte sich. „Helga, du? Das ist ja komisch. Wo du doch...“
„Was denn?“ fragte sie ungeduldig.
„Du bist doch viel – viel hübscher als sie, ich meine...“ Er stockte. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, Helga und Josi zu vergleichen. Sie waren so verschieden, aber jede in ihrer Art gut zu leiden, und außerdem war es bei ihnen nicht üblich, über so etwas zu sprechen. Deshalb sprach er unsicher und etwas verlegen.
„Ach, hübscher! Als ob es darauf ankäme!“ sagte Helga und stieß mit ihrem Stock nach einem Schneebatzen. „Danach geht es doch nicht. Sag mal – nein, sag mal ganz ehrlich: Ist es nicht anders bei uns, seit Josi da ist?“
Er war auch stehengeblieben. „Wie meinst du das?“
„Ich meine – ach, ich meine gar nichts. Wenn du es nicht selbst merkst.“ Sie hatte sich abgewandt und stand jetzt, dem Tal zugekehrt, auf ihre Stöcke gestützt und sah hinunter. Die Hangwiese unter ihnen wimmelte jetzt von Skiläufern, überall war es bunt und lebendig.
„Vielleicht liegt es auch nur an mir“, sagte sie grübelnd. „Überhaupt – nein, komm, wir wollen weiter. Es hat keinen Zweck, wenn man über so etwas spricht.“
„Gefällt es dir nicht, Helga?“ fragte Leo nach einer Weile wieder. „Oder ist es, weil Ulrich nicht mit ist?“
„Ach, Unsinn. Überhaupt – aber du hast recht, etwas gefällt mir nicht mehr an unserm Leben“, sagte sie plötzlich. „Du mußt nicht denken, daß ich – daß ich was gegen Josi hab’.“
„Nein“, sagte er, „das denke ich nicht. Komm, die Sonne ist so schön, wir wollen uns einen Augenblick setzen.“
Er half ihr die Bretter abzuschnallen, steckte sie in den Schnee und schob die Stöcke durch die