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repräsentiert insofern die eigene Vergangenheit, als er Erlebtes und Durchlittenes physisch sichtbar macht. Die persönliche Geschichte hat sich in ihm sedimentiert, sodass er die eigene Vergangenheit gleichsam selbst ist.

      2 Diskrepanz zwischen innerer und äußerer Zeit

      Dieser soziologische Befund macht auf eine auch anthropologisch bedeutsame Diskrepanz zwischen zwei den Menschen bestimmenden Zeiten aufmerksam. Während die Rhythmen und Abläufe, die der inneren Zeit folgen, in ihrem Tempo kaum gesteigert werden können, erhöhen sich die zeitlichen Anforderungen von außen. So treten die innere und die äußere Zeit immer weiter auseinander. Nicht mehr die jeweilige Eigenzeit gibt das Maß für Produktionszeit, Freizeit oder andere soziale Abläufe vor. Vielmehr dreht sich das Bestimmungsverhältnis um. Äußere Zeit wird zum Maß für die innere, ohne dass diese aus Gründen leiblicher Verfasstheit mit den äußeren Vorgaben mithalten könnte.

      3 Strukturen innerer und äußerer Zeit

      Folgt man der Perspektive, die einen selbst involviert sein lässt, erkennt man, dass sowohl das eigene Bewusstsein als auch der eigene Leib ihre persönliche Zeitstruktur aufweisen. Mein Leibgedächtnis und meine subjektiven Rhythmen zeigen bestimmte und unverwechselbare Qualitäten auf, die anderen Menschen nicht eignen. Die eigene Vergangenheit und die eigene Zukunft sind also nicht allgemeiner, sondern individueller Natur, mehr noch: Sie machen mit aus, wer ich selbst bin. Im Laufe meines Lebens entfalte ich mich, indem ich mich leiblich zeitige, älter werde und in meiner Biografie allmählich zu mir selbst komme, also mich zu dem oder der entwickle, der oder die zu werden mir offensteht. Personale Zeit gibt es zunächst nur im Plural, sie ist individuell differenziert und strukturiert.

      4 Strukturen interpersonaler Zeit

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