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Das Herz siegt. Auguste Groner
Читать онлайн.Название Das Herz siegt
Год выпуска 0
isbn 9788711469903
Автор произведения Auguste Groner
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Außerdem kennt Achmed hier jeden Winkel und jeden Brauch. Wer sollte also Verdacht gegen ihn schöpfen?“ warf Thanon ein und fuhr dann fort: „Wenn Tökölis Gesandtschaft nur auch ihren Zweck erreicht!“
„Weshalb soll sie ihn denn nicht erreichen? Achmed wird das Gesehene und Gemerkte bald aufgezeichnet haben.“
„Falls man ihn nicht erkennt. Er hat doch bis vor etlichen Jahren hier gelebt, ist dann seinem Orden entflohen und man weiß hier, daß er zum Islam übergetreten ist. Wird er erkannt …“
„Das wäre freilich schlimm.“
„Und man ist nicht mehr so sorglos, als Erlaucht meinen. Man hat plötzlich Heimlichkeiten. Selbst Frankreichs Botschafter und mit ihm Erlaucht sind so ziemlich im Dunkeln darüber, wie man im Hofkriegsrat über die Türkengefahr denkt und was die Herren diesbezüglich beabsichtigen.“
„Leider bin ich in der Tat recht mangelhaft unterrichtet“, gab Lascienski ärgerlich zu. „Na, mein künftiger Verwandter, der Tököli, wird noch manchen Dukaten springen lassen müssen, bis ich ihn über die hiesige Politik werde orientieren können. Denn just jene Häuser, in denen ich das Richtige erfahren könnte, haben sich mir noch immer nicht geöffnet. Borgomanero zum Beispiel, scheint nicht übermäßig viel an meiner Gesellschaft zu liegen, denn bis heute hat dieser steife Gesandte Spaniens mir keine Einladung zukommen lassen und eben in seinem Hause dürfte so manches Wort verloren werden, das aufzuheben für die Freunde der Türken wertvoll wäre. Woran denkt Ihr? Thanon!“
„An den spanischen Gesandten, den ich nicht kenne und an einen anderen, den ich nur wenig kenne, jedoch immerhin genug kenne, um zu wissen, was Euer Erlaucht jetzt nützlich werden kann.“
„Wer ist dieser andere?“
„Bauernfeind, Ambrosius Bauernfeind, derzeit der angesehenste Baumeister Wiens.“
„Was soll er mir?“
„Er wird Euer Erlaucht vielleicht unbewußt dienen können.“
„Inwiefern?“
„Er ist ein Eitelkeitsnarr. Ein sonst mit Recht geehrter Mann … aber einer, der gern mit seinem Reichtum, noch lieber jedoch mit seinen vornehmen Bekanntschaften protzt. Wenn der einen Grafen in sein Haus bekäme, ich glaube, er gäbe seine Seele dafür.“
„Was soll mir der Mann, Thanon? Redet doch deutlicher!“ mahnte Lascienski ungeduldig.
„Vor wenigen Tagen“, erklärte das Männchen, nicht ohne ebenfalls deutliche Anzeichen von Eitelkeit, „war ich bei einem meiner Gönner, dem Baron Wehrtenstein zu Tisch geladen und auch Bauernfeind war da und sichtlich sehr geehrt durch die Vertraulichkeit, mit welcher ihn die Herrschaften des Hauses behandelten. Ich habe mich an seiner Geziertheit ergötzt. Unter anderem protzte er mit einem Auftrag, den Borgomanero ihm gegeben. Es handelt sich um ein Sommerhaus für die Frau des Gesandten. Bauernfeind redete jedoch nicht nur davon, er deutete auch an, daß er durch Borgomanero und andere seiner hohen Bekannten genau eingeweiht sei in das Vorhaben unseres Kriegshofrates.“
„Ah! … Aber er deutete nur an!“
„Ich meine, daß es nicht viel brauchte, auch noch mehr als nur eine Andeutung durch ihn zu erhalten. Erlaucht können ihm ja auch einen Auftrag geben. Dadurch ist der Kontakt mit ihm hergestellt und es steht dann nur im Belieben des Herrn Grafen, wie weit Erlaucht mit dem Manne kommen wollen, der überdies eine schöne und ebenso eitle Tochter hat“, setzte Thanon langsam hinzu.
„Eine schöne Tochter und ein eitler Vater“, faßte der Graf die Haupteindrücke zusammen. Er strich sich über das feine, spitze Kinnbärtchen: „Ich werde diesem Ambrosius Bauernfeind einen Auftrag geben.“ Nach diesen Worten lehnte er sich faul in die Pölster zurück und schaute vergnüglich lächelnd vor sich hin. Er hatte über der Aussicht auf ein neues Liebesverhältnis offenbar alles andere vergessen.
Thanon betrachtete ihn mit einem verächtlichen Lächeln. In dir hat Tököli keine gute Wahl getroffen, dachte er, denn du kennst nicht Haß noch Liebe und bist nichts als ein Weiberheld. Laut und scheinbar unterwürfig aber sagte er: „Erlaucht geruhen vielleicht jetzt den Plan zu betrachten. Er hat mich viel Studium gekostet und es war nicht ohne Gefahr, sich über Verschiedenes, das darin vorkommt, Gewißheit zu verschaffen.“
„Ja, richtig, der Plan!“ sagte Lascienski, sich wieder aufrichtend und langte nach dem dicken Papier, das auf der Seidendecke lag. „Also was sagen diese Striche?“ fragte er leichthin.
„Diese Striche“, wiederholte der Franzose, nun doch ein wenig seine Verletztheit zeigend, „bezeichnen den Weg, der die Türken, ohne daß sie einen Säbelhieb zu tun brauchen, mitten ins Herz der Stadt führt.‘
Der Graf war jetzt völlig beherrscht.
„Thanon! Ihr sprecht da etwas Großes aus! Ich kann es nicht glauben. Ihr geltet für einen Phantasten. Ist …“
„Ich weiß, daß man mich sogar für einen Halbnarren hält, der gerade zum Lustigmachen gut genug ist“, unterbrach Thanon; „aber … mindestens dort, wo ich hasse, sind meine Gedanken sehr wohl geordnet und ich weiß genau, was ich will. Schmarotzer nennen sie mich und denken nicht daran, daß meine Ohren an manchem Tisch, an dem der Wein schon Redselige gemacht hat, mehr bekommen haben als mein Mund. O … Graf Lascienski … mein Plan ist gut. Der, den ich im Kopfe habe, und der, den Erlaucht da auf dem Papier vor sich sehen. Ehe ich diesen erkläre, mache ich Erlaucht, zum wiederholtenmale schon, auf einen Irrtum aufmerksam. Gar so sicher, wie Erlaucht meinen, fühlt man sich hier nimmer. Das Volk hat schon gewaltiges Bangen vor dem, was kommen wird, und auch die ganz oben stecken schon die Köpfe zusammen. Des Grafen Caprara Gefangenhaltung bewies es ihnen endlich, daß die Türken wieder zu fürchten seien. Man redet davon, daß die hiesigen Festungswerke, die man unbegreiflicherweise so lange verfallen sein ließ, bis zum Februar wieder hergestellt werden sollen. Man erwartet also eine abermalige Belagerung der Stadt. Der Kaiser, der sich ja doch immer mehr bewußt werden wird, daß alles auf dem Spiele steht, wird alle erreichbaren Verteidigungskräfte zusammenziehen und auch alle waffenfähigen Wiener werden sich um ihn scharen. Es wird auch manches deutsche Aufgebot in Wien sein, ehe noch Mustapha hier eintreffen kann. Und so wird es den Türken nicht so leicht werden, Wien einzunehmen, wie sie selber und … wie ihre Freunde glauben. Aber“, Thanon richtete sich stolz auf, „ich bin auch noch da und habe in aller Stille geforscht und ich habe einen Weg in die Stadt gefunden, an den hier keiner denkt.“
„Und Ihr — der Fremde — habt an ihn gedacht?“
Thanon lächelte. Geheimnisvoll beugte er sich näher zu Lascienski und flüsterte: „Einer der treuesten und besten Männer dieser Stadt hat ihn mir gewiesen.“
„Ihr sprecht in Rätseln.“
„Der Provinzial der Augustinermönche, Pater Alexius, hat mir den vortrefflichen Gedanken eingegeben.“
„Thanon! Ihr phantasiert!“
„Hat mir durch ein gelehrtes Gespräch, das er mit seinen Tischgenossen führte und dem ich still und bescheiden am untersten Ende der Tafel zuhörte, die Möglichkeit in die Hand gegeben, die Feinde ungesehen bis in den Mittelpunkt der Stadt zu bringen.“
„Mann, werdet endlich deutlich!“ rief Lascienski erregt. Der Franzose erhob sich, huschte zur Tür und schob den Riegel vor; dann ließ er sich wieder neben dem Grafen nieder und wies auf den Plan. „Noch sind das für Erlaucht Striche, noch ist das Geheimnis mein. Wie viel wird mir Mustapha geben, wenn ich ihm den fast unblutigen Sieg verschaffe? Ich will nicht nur meinen Haß gegen diese Stadt voll Spötter sättigen. Ich will auch reich werden, reicher als irgend einer von denen, die mich jetzt an ihrem Tische dulden. Ungeheuer reich will ich werden!“ Ganz heiser war seine Stimme geworden, Lascienski kam die Furcht an. Es war immerhin möglich, daß dieser Mensch, der sich seit etlichen Wochen so an ihn drängte und den ganz Wien für einen Halbnarren hielt, ein ganzer Narr war. In letzter Zeit hatte er schon immer seltsame Reden geführt. Solche Unwahrscheinlichkeiten aber, wie er sie soeben