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Haushalt wie Trenance Cove führte und sich dem Personal gegenüber mit Strenge, aber auch Höflichkeit durchsetzte.

      Ja, sie hatte Esther Linnley wirklich viel zu verdanken, empfand aber auch Bitterkeit. Nach außen war sie zu einer Puppe geworden, die so funktionierte, wie es von ihr erwartet wurde. In ihrem Inneren war sie aber immer noch die Maureen, die als Kind barfuß über die Heide gelaufen und im Stall zwischen den Schafen geschlafen hatte. In der letzten Zeit gab es immer wieder Situationen wie heute, in denen Philipp ihr indirekt zu verstehen gab, dass er ihre überstürzte Heirat bereute. Nein, er würde es ihr niemals ins Gesicht sagen, immerhin war er ein Gentleman, sein Verhalten sprach jedoch für sich. Wo war das Feuer ihrer ersten gemeinsamen Jahre geblieben? Wann hatten sie zuletzt miteinander eine leidenschaftliche Nacht verbracht? Wann hatte er ihr zum letzten Mal gesagt, wie sehr er sie auf seinen Reisen vermisste? Liebt er mich eigentlich noch? Diese Frage lag Maureen seit langem auf der Seele, ihr Stolz verbot ihr aber, die Worte auszusprechen. Stattdessen seufzte sie nur leise und sagte:

      »Es war ein anstrengender Tag. Ich möchte mich zurückziehen.«

      Pflichtbewusst hauchte Philipp ihr einen Kuss auf die Wange, wobei seine Lippen kaum ihre Haut berührten.

      »Maureen, ich bitte dich, nie zu vergessen, wie viel du Lady Esther zu verdanken hast und um Zurückhaltung ihr gegenüber. Ich weiß sehr gut, dass dein Temperament manchmal mit dir durchgeht und du deine Worte nicht sorgsam und überlegt wählst. Von Lady Esthers Wohlwollen hängt jedoch unsere Stellung und unser Ansehen in Cornwall ab.«

      Nun konnte Maureen sich nicht länger beherrschen, und es brach aus ihr hervor: »Lady Esther! Immer nur Lady Esther! Hast du dich eigentlich einmal gefragt, was es für mich bedeutet, dieser Frau ständig Honig um den Bart zu schmieren?«

      Als hätte ihn jemand mit einer Reitpeitsche mitten ins Gesicht geschlagen, zuckte Philipp zurück.

      »Du bist ungerecht, es geschah alles nur zu deinem und schließlich auch zu Fredericas Bestem. Habe ich dir nicht alle Freiheiten gelassen, die du wolltest, solange sie nicht dem Wohl der Familie entgegenwirkten? Ist es wirklich zu viel verlangt, wenn ich dich bitte, sich gegenüber einer älteren Dame höflich und freundlich zu benehmen?«

      Ärgerlich zog Maureen die Stirn kraus, eine steile Falte bildete sich über ihrer Nasenwurzel.

      »Das heißt, dass ich ihr in den ...«

      »Maureen«, unterbrach Philipp scharf, »sprich es lieber nicht aus! Das ist deiner nicht würdig.«

      Maureen zuckte mit den Schultern und versuchte einzulenken.

      »Ach, Philipp, ich möchte mich nicht mit dir streiten. Wir sind beide erregt, es ist am besten, wenn wir das Gespräch morgen fortsetzen. Gute Nacht, Philipp.«

      Sie ging zur Tür, legte die Hand auf die Klinke und zögerte. Sie hoffte, er würde ihr folgen oder wenigstens ein paar versöhnliche Worte sagen, aber Philipp blieb stumm. Resigniert verließ Maureen den Raum und ging langsam die Treppe hinauf. Als sie die Tür ihres Schlafzimmers hinter sich geschlossen hatte, atmete sie tief ein und aus. Um sich zu beruhigen, griff sie nach dem Buch, dessen Lektüre sie am Nachmittag unterbrechen musste. Bereits nach wenigen Minuten legte Maureen das Buch wieder zur Seite. Sie konnte sich jetzt nicht auf die Biografie eines Fremden konzentrieren. Ihre eigenen Probleme schwirrten ihr im Kopf umher. Seit Jahren bewohnten sie und Philipp getrennte Schlafräume, so konnte sie all das lesen, das sie interessierte, ohne jemanden Rechenschaft abgegeben zu müssen. Maureen wusste, dass Philipp ihren Wissensdurst weder nachvollziehen noch verstehen konnte, ihn aber billigte – zumindest, wenn Maureen in der Abgeschlossenheit ihres Zimmers all die Bücher las, die eigentlich den Männern vorbehalten waren.

      »Ich glaube, Gott würde es verstehen, dass wir Frauen uns auch für Politik und Wirtschaft interessieren«, hatte Maureen einmal gesagt.

      Damals hatte Philipp verschmitzt gelächelt, die Vorhänge zugezogen und erwiderte: »Gott schon, die Nachbarn nicht.«

      Maureen fand nun einmal keine Erfüllung darin, stundenlang mit herausgeputzten, ältlichen Damen bei Tee und Gebäck zusammenzusitzen und sich in Tratsch zu ergehen. Wer mit wem, wann und wieso ... Es langweilte Maureen unsäglich. Erst vor wenigen Wochen hatte sie bei einem Teekränzchen die aktuellen Ereignisse in den Kolonien angesprochen und die Damen damit schockiert.

      »Politik ist Männersache!«, hatte Ann Seelwood entrüstet gerufen. »Unser Verstand ist nicht dazu geschaffen, so komplexe Themen zu verstehen oder gar zu begreifen.«

      »Aber immer mehr Frauen interessieren sich für ...«, versuchte Maureen zu widersprechen, erhielt aber keine Gelegenheit, den Satz zu vollenden, denn Lady Esther fuchtelte nervös mit beiden Händen vor Maureens Gesicht, als wolle sie ein lästiges Insekt verscheuchen.

      »Kindchen, Kindchen! Wir sind auf der Welt, um unseren Männern das Leben zu verschönern und ihnen ein gemütliches Heim zu schaffen. Kein Mann möchte in der Gesellschaft einer Frau sein, die sich in seine Angelegenheiten mischt oder gar meint, über politische Vorgänge ihre Meinung äußern zu müssen.«

      Maureen hatte sich über Lady Esters Worte sehr gewundert, denn gerade diese ließ ihrem Mann keine eigene Meinung und hielt die Zügel fest in der Hand. Für einen Moment hatte sie nicht übel Lust gehabt, Lady Esther zu sagen, dass sie entgegen ihrer Aussage lebte und handelte, aber wie meistens hatte sie dieser Versuchung widerstanden. Maureen wusste, wann es besser war, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, auch wenn sie Lady Esthers Einstellung nicht teilte und niemals teilen würde.

      Die anderen hatten sich eifrig nickend Lady Esthers Äußerung angeschlossen, und sogleich war ein anderes und unverfängliches Thema angeschnitten worden.

      Unter diesen Bedingungen blieb Maureen nichts anderes übrig, als in der Zurückgezogenheit ihres Zimmers Bücher und Zeitungen zu studieren, die in den Augen der Gesellschaft den Männern vorbehalten waren.

      Am Tag des Gartenfestes auf Linnley Park zeigte sich tatsächlich keine einzige Wolke am blauen Himmel. Das Meer lag ruhig in der Bucht, die Trenance Cove den Namen gegeben hatte, und die Luft war mild, aber nicht zu warm. Heute würde man angenehm unter freiem Himmel essen und trinken können.

      Philipp wartete ungeduldig neben dem offenen Kutschenschlag. Soeben war Frederica zum zweiten Mal ins Haus zurückgelaufen, weil sie etwas vergessen hatte.

      »Wie eine aufgescheuchte Hummel.« Maureen sah lächelnd ihrer Tochter nach. »Ich sehe nach, was sie jetzt noch braucht.« Maureen freute sich auf den Tag, ihre trüben Gedanken waren verflogen. Bei einem solch herrlichen Wetter musste man einfach guter Stimmung sein. Am Fuß der Treppe kam ihr Frederica auch schon wieder entgegen. Ihre Augen strahlten in erwartungsvoller Vorfreude, ihre runden, aber nicht zu dicken Wangen leuchteten rosig.

      »Ich hatte meinen Sonnenschirm vergessen«, rief sie und schwenkte ihr Sonnenschirmchen so hektisch, dass sie Maureen beinahe den Hut vom Kopf gestoßen hätte. Diese nahm es mit Humor und wich geschickt zu Seite, dann musterte sie Frederica jedoch kritisch.

      »Und dein Schultertuch ebenfalls.«

      »Wie?«

      »Du hast kein Schultertuch um, Frederica.« Maureen versuchte, streng zu klingen, obwohl sie Mühe hatte, ein nachsichtiges Lächeln zu unterdrücken. Sie konnte Frederica in ihrer jugendlichen Unbekümmertheit einfach nicht ernsthaft böse sein. »Dein Kleid ist zu weit ausgeschnitten, um es ohne Tuch zu tragen.«

      »Aber Mama, für ein Tuch ist es doch viel zu warm.«

      Maureen blieb jedoch unnachgiebig.

      »Entweder ziehst du ein Kleid an, das dein Dekolleté in schicklicher Weise bedeckt, oder du holst jetzt sofort ein Tuch! Und beeil dich, dein Vater ist kurz davor, die Geduld zu verlieren, wir dürfen nicht zu spät kommen.«

      Fredericas Stirn runzelte sich unwillig, sie murmelte etwas, das Maureen nicht verstehen konnte, ging aber wieder die Treppe in ihr Zimmer hinauf. Sie wusste, dass sie dem Wunsch ihrer Mutter folgen musste, auch wenn durch ein Schultertuch die Wirkung ihres blauen Kleides, das genau die Farbe ihrer Augen widerspiegelte, gründlich verdorben werden würde. Dabei

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