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daß sie unseren Wünschen nachkämen; widerstrebend mußten sie selbst die sechs Gewehre einführen, die wir später im Arbeitszimmer aufbewahrten.

      Der Wechsel der Regierungen war ungemein verwirrend. In dem einen Augenblick stand dieser Mann an der Spitze, im nächsten jener. Ich kann mich sogar noch erinnern, daß zwei Konsuln abwechselnd die Regierungsgeschäfte führten. Während dieser ganzen unruhigen Zeit erregte eine einzige Persönlichkeit unser aller Bewunderung – die des amerikanischen Oberrichters Henry C. Ide. Außer dem Oberrichter gab es noch ganz wenige Beamte, die in ihrer Anhänglichkeit und Freundschaft für meinen Mann niemals wankend wurden. Der eine war Basset Haggard, der britische Landeskommissar, ein Bruder des Romanschriftstellers, der zweite der amerikanische Generalkonsul James H. Mulligan, dessen persönlicher Charme und geistreiche, sympathische Plauderkunst manche sonst trübe Stunde in Vailima verschönten.

      Meines Mannes Arbeit erlitt jetzt ständig Unterbrechungen. Während er die Veranda vor seinem Arbeitszimmer auf und ab wanderte und dabei Hermiston und St. Ives diktierte, kam wohl ein abgezehrter Häuptling angelaufen, um die Wahrheit über dieses oder jenes »Tala« (Gerücht) über den Krieg zu erfahren und von Tusitala »ein Wort der Weisheit« zu erbetteln. Oder aber einer der weißen Beamten sandte irgendeine beleidigende, mit Drohungen gespickte Botschaft. Vielleicht erschien auch ein Boy von der Mission mit Nachrichten von den Verwundeten im Krankenhaus, oder eine Gruppe Krieger, welche die unbequemsten Geschenke brachten – das eine Mal war es ein großer, weißer Stier –, sprach zu einer Schale »Ava« und einem Schwatz vor, um dann mit einem Abschiedssalut, der unser lebendes Inventar und uns selbst gefährdete, wieder zu verschwinden. Zum Teil wurden jene beiden Bücher zur Begleitung von Kanonenschüssen geschrieben. Wir konnten den Rauch sehen und den Donner der Geschütze jenseits der Berge hören, als die Kriegsschiffe Luatuanu’u bombardierten. Und bei jeder Detonation stieg aus den Reihen unseres Hausgesindes, von dem die meisten Angehörige oder Freunde an der Front besaßen, ein Wehklagen auf.

      Das alles bedeutete eine starke Willensprobe für meine Tochter, Tusitalas Amanuensis, allein sie hielt tapfer bei ihrer Arbeit aus mit nur unwillkürlichen kleinen Pausen, wenn eines der großen Geschütze gelöst wurde. In jenem Jahr hatten wir, vermutlich als Folge der Beschießung, auch eine ungewöhnliche Zahl von Gewittern. Ganz plötzlich pflegten sie sich zusammenzuballen und sich mit furchtbarer Wut zu entladen. Ich glaube, wenn es etwas auf der Welt gab, wovor meine Tochter sich fürchtete, so war es ein Gewitter – trotzdem traten im Diktieren keine Stockungen ein. Mein Mann hatte die Absicht, seine Bewunderung ihres Mutes in einer Widmung zu St. Ives auszusprechen. Ich weiß noch, wie er zu ihr sagte: »Das soll das Beste vom ganzen Buch werden, mein Kind!«

      Nach der Niederlage und Verbannung Mataafas, dessen Sache Tusitala bei der britischen Regierung vertrat, zog sich mein Mann völlig von der Politik in Samoa zurück. Mit dem Beistand Mr. H. J. Moores aus Apia tat er alles, was in seiner Macht lag, die elende Lage der politischen Gefangenen auf Mulinuu zu mildern, indem er sie mit Lebensmitteln und Medikamenten versah und ihnen zum Schlusse auch die Freiheit erwirkte. Die zahllosen Überanstrengungen des Körpers und der Seele, die er dadurch auf sich nehmen mußte, schienen auf seine Gesundheit nicht nachteilig zu wirken; sie festigte sich im Gegenteil mehr und mehr. Es kam häufig vor, daß er, dank der plötzlichen tropischen Regengüsse manchmal bis auf die Haut durchnäßt, ganze Tage im Sattel verbrachte, mit nur etwas Schiffszwieback in der Tasche. Erkältungen und Lungenbluten gehörten der Vergangenheit an. Niemand, der nicht Jahr um Jahr auf dem Krankenlager verbracht hat, vermag zu verstehen, was das für ihn bedeutete. Es war wie eine Art Wiedergeburt; ein neues Leben tat sich vor ihm auf. Die langen, trostlosen Jahre des Krankseins, die er mit so tapferer Geduld ertragen hatte, wurden ihm zu einer schrecklichen Erinnerung. Im Mai 1892 schrieb er an seinen Freund Mr. Sidney Colvin: »Ich habe einige zweiundvierzig Jahre ohne öffentliche Schande ausgeharrt und ein schönes Leben dabei gehabt. Wie herrlich, wenn es mir jetzt noch gelänge, eines gewaltsamen Todes zu sterben! Ich möchte in meinen Stiefeln sterben; kein Bettdeckenland mehr für mich! Zu ertrinken oder erschossen zu werden, vom Pferde zu stürzen – ja selbst gehenkt zu werden, alles ist besser, als noch einmal jenen langsamen Auflösungsprozeß durchmachen zu müssen.«

      Entführt oder Die Abenteuer des David Balfour

       Inhaltsverzeichnis

       Kapitel I Ich mache mich auf, um nach dem Hause der Shaws zu reisen

       Kapitel II Ich gelange an das Endziel meiner Reise

       Kapitel III Ich mache die Bekanntschaft meines Onkels

       Kapitel IV Ich laufe eine große Gefahr im Hause meines Onkels

       Kapitel V Ich gehe nach Queen's Ferry

       Kapitel VI Was sich in Queen's Ferry ereignete

       Kapitel VII Ich gehe zur See auf dem Segler Covenant von Dysart

       Kapitel VIII Die Offizierskajüte

       Kapitel IX Der Mann mit dem goldenen Gürtel

       Kapitel X Die Belagerung der Offizierskajüte

       Kapitel XI Der Kapitän gibt nach

       Kapitel XII Ich höre zum erstenmal vom »Rotfuchs«

       Kapitel XIII Der Untergang des Schiffes

       Kapitel XIV Die Insel

       Kapitel XV Der Bursche mit dem Silberknopf: Auf der Insel Mull

       Kapitel XVI Der Bursche mit dem Silberknopf: Quer durch Morven

       Kapitel XVII Rotfuchsens Tod

       Kapitel XVIII Ich spreche mit Alan im Wald von Lettermore

       Kapitel XIX Das Haus des Schreckens

       Kapitel XX Die Flucht über die Heide: Die Felsen

       Kapitel XXI Die Flucht über die Heide: Das Moor

       Kapitel XXII Clunys Höhle

       Kapitel XXIII Die Flucht über die Heide: Der Streit

       Kapitel XXIV Ende der Flucht: Wir passieren den Forth

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