ТОП просматриваемых книг сайта:
Die bekanntesten Werke von Robert Louis Stevenson. Robert Louis Stevenson
Читать онлайн.Название Die bekanntesten Werke von Robert Louis Stevenson
Год выпуска 0
isbn 9788027230266
Автор произведения Robert Louis Stevenson
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Da waren wir eben auf der Höhe angelangt und sahen auf Ferry nieder. Der Firth of Forth verengt sich (wie ja allgemein bekannt ist) eben an dieser Stelle zur Breite eines gewöhnlichen Flusses, wodurch eine bequeme Fähre gegen Norden führt und der obere Teil als ein landumschlossener Hafen für alle möglichen Schiffe abgetrennt wird. Genau in der Mitte der Enge liegt eine kleine Insel mit irgend einer Ruine, und am Südufer hat man eine Brücke zur Verbindung mit Ferry gebaut. Am Ende der Brücke auf der anderen Seite der Straße sah ich das Gebäude, das man Hawes Gasthaus nannte, an ein hübsches Gärtchen gelehnt mit einigen Hollunderbäumen und Hagedorngebüschen im Hintergrunde.
Die Stadt Queen's Ferry liegt weiter westlich und die Umgebung des Gasthauses sah um jene Tageszeit hübsch einsam aus, denn das Boot war eben mit Passagieren nordwärts gefahren. Nur ein Kahn lag an der Brücke, auf dessen Bänken einige Matrosen schliefen. Dies war, wie mir Ransome sagte, das Boot des Segelschiffes, das auf den Kapitän wartete. Und etwa eine halbe Meile weit draußen, ganz allein und verankert, zeigte er mir die Covenant selbst. An Bord herrschte Bewegung wie vor der Abfahrt; Segelstangen schwebten hoch in der Luft, um dann befestigt zu werden, und als der Wind aus dieser Richtung kam, konnte ich das Singen der Matrosen hören, wie sie an den Seilen zogen. Nach all dem, was ich unterwegs gehört hatte, sah ich dieses Schiff nur voll tiefen Abscheues an und bedauerte im Grunde meines Herzens all die armen Seelen, die verdammt waren darauf zu segeln.
Auf der Höhe angelangt, schöpften wir alle drei frisch Atem und ich schritt quer über die Straße auf meinen Onkel zu und sagte ihm: »Herr, ich halte es für richtig, gleich zu sagen, daß mich nichts dazu bringen könnte, an Bord dieser Covenant zu gehen.«
Er schien aus einem Traum zu erwachen. »Eh!« sagte er, »was gibt's?«
Ich sagte es ihm noch einmal.
»Gut, gut,« sagte er, »wir werden es dir zu lieb so machen, glaub' ich. Aber wozu stehen wir hier? Es ist verflucht kalt und wenn ich mich nicht täusche, machen sie sich auf der Covenant zur Abfahrt bereit.«
Kapitel VI
Was sich in Queen's Ferry ereignete
Sobald wir ins Gasthaus gekommen waren, führte uns Ransome eine Treppe hinauf in ein Zimmer, in dem ein Bett stand und das mit einem großen Kohlenfeuer wie ein Backofen geheizt war. Ein großer, dunkler, nüchtern aussehender Mann saß am Tisch dicht neben dem Kamin und schrieb. Trotz der Hitze im Zimmer trug er einen dicken Seemannsrock bis zum Halse hinauf zugeknöpft und eine hohe Pelzmütze, die er bis über die Ohren gezogen hatte; und doch habe ich noch nie einen Menschen gesehen, nicht einmal einen Richter im Gerichtssaal, der kühler oder bedächtiger oder beherrschter ausgesehen hätte als dieser Schiffskapitän.
Er sprang sofort auf und auf uns zukommend, reichte er Ebenezer seine große Hand hin. »Ich bin stolz, Sie begrüßen zu können, Herr Balfour,« sagte er mit einer tiefen, wohlklingenden Stimme, »und froh, daß Ihr noch zu rechter Zeit eingetroffen seid. Der Wind ist günstig und wir warten die Flut ab; heute nacht noch werden wir die alten Kohleneimer auf der Insel Man brennen sehen.«
»Kapitän Hoseason,« antwortete mein Onkel, »Ihr haltet Euer Zimmer schön warm.«
»Es ist eine alte Gewohnheit von mir, Herr Balfour«, sagte der Schiffer. »Mir ist im allgemeinen von Natur aus kalt. Ich habe kaltes Blut, Herr. Weder Pelz noch Flanell – ja Herr, nicht einmal heißer Rum können, was man meine Temperatur nennt, erhöhen. Es ist dasselbe, Herr, mit den meisten Leuten, die im tropischen Meer, wie man sagt, auf dem Roste gebraten wurden.«
»Nun gut, Kapitän,« erwiderte mein Onkel, »wir müssen uns alle drein finden, so zu sein, wie wir geschaffen wurden.«
Aber der Zufall wollte es, daß diese Eigenheit des Kapitäns von großem Einfluß auf mein Unglück war. Denn obwohl ich mir vorgenommen hatte, meinen Onkel nicht aus dem Auge zu lassen, war ich doch einesteils so ungeduldig, das Meer aus der Nähe zu sehen und anderseits so bedrückt von der Enge und Hitze des Raumes, daß ich, als er mir sagte, doch hinunterzulaufen und mich ein Weilchen allein zu unterhalten, dumm genug war, nach seinen Worten zu handeln.
Fort ging ich also und ließ die beiden Männer bei einer Flasche Wein und einer großen Menge von Papieren aller Art. Ich überquerte die Straße vor dem Gasthaus und ging zum Ufer hinunter. So wie der Wind eben blies, schlugen nur Wellchen, nicht viel größer als ich sie auf einem See gesehen hatte, gegen das Ufer. Aber die Kräuter waren mir neu und der Geruch des Seewassers war trotz der großen Entfernung vom offnen Meer salzig und anregend. Auf der Covenant begannen sie die Segel aufzuziehen, die in Bündeln an den Stangen hingen; ich hatte bei all den Eindrücken das Gefühl einer weiten Reise und fremder Länder.
Ich sah auch nach den Matrosen im Boot – große braune Kerle waren es, einige im Hemd, andere in Blusen, andere wieder mit farbigen Tüchern um den Hals, einer hatte ein Paar Pistolen in der Tasche stecken, zwei oder drei hatten derbe Knüppel bei sich und alle hatten sie lange Messer. Ich verbrachte einige Zeit mit einem von ihnen, der weniger schrecklich aussah als seine Genossen und fragte ihn um die Abfahrt des Schiffes. Er sagte, sie wollten, sobald Ebbe eintrete, in See stechen und sprach seine Freude darüber aus, einen Hafen zu verlassen, wo es keine Wirtshäuser und keine Musikanten gäbe; aber all dies begleitete er mit so entsetzlichen Flüchen, daß ich mich beeilte, von ihm fortzukommen.
So verfiel ich wieder auf Ransome, der mir noch der Beste von dieser Bande zu sein schien und der bald aus dem Gasthaus auf mich zugelaufen kam und um ein Glas Punsch rief. Ich sagte ihm, daß ich ihm nichts dergleichen geben werde, denn weder er noch ich seien in einem Alter, in dem man sich so etwas erlauben dürfe. »Aber ein Glas Bier kannst du haben, und zwar gerne«, sagte ich. Er brummte und murmelte etwas über mich, beschimpfte mich auch, aber er war trotz alledem froh, daß er das Bier bekam; und bald saßen wir im ersten Zimmer des Gasthauses an einem Tische nieder und aßen und tranken beide mit gutem Appetit.
Da fiel es mir ein, daß der Wirt aus derselben Gegend war wie ich, und daß es vielleicht gut wäre, ihn zum Freund zu gewinnen. Ich bot ihm einen Trunk an, wie das in jenen Tagen üblich war, aber er war ein viel zu großer Herr, um bei so armseligen Gästen zu sitzen wie Ransome und ich; er wollte eben das Zimmer verlassen, als ich ihn zurückrief, um ihn zu fragen, ob er Herrn Rankeillor kenne.
»O ja,« sagte er, »und ein gar anständiger Mensch ist er. Und richtig,« sagte er, »wart' Ihr das, der eben mit Ebenezer hereingekommen ist?« Und als ich ja sagte: »Ihr seid doch nicht etwa ein Freund von ihm?« fragte er, womit er nach Art der Schotten meinte, daß ich doch wohl kein Verwandter von ihm sei.
Ich sagte ihm nein.
»Ich dachte es mir«, sagte er, »und doch seht Ihr ein wenig Herrn Alexander ähnlich.«
Ich sagte, es scheine, Herr Ebenezer sei nicht gut angeschrieben in der Gegend.
»Kein Zweifel,« sagte der Wirt, »er ist ein böser, alter Mann und manch einer sähe ihn gern am Stricke baumeln. Jennet Clouston und noch viele andere, die er von Haus und Hof verjagt hat. Und dabei war er einmal ein feiner, junger Kerl. Aber das war,