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Vergebens war, und die zwei Knaben wie

       Die Pappeln blühten, nahm er kurz die Axt,

       Und fällte vorderhand den einen hier,

       Den jüngsten, von neun Jahren, der im Sarg.

      JERONIMUS:

       Nun das erzähl, wie ist das zugegangen?

      KIRCHENVOGT:

       Herr, ich erzähls dir ja. Denk dir, du seist

       Graf Rupert, unser Herr, und gingst an einem Abend

       Spazieren, weit von Rossitz, ins Gebirg;

       Nun denke dir, du fändest plötzlich dort

       Dein Kind, erschlagen, neben ihm zwei Männer

       Mit blutgen Messern, Männer, sag ich dir

       Aus Warwand. Wütend zögst du drauf das Schwert

       Und machtst sie beide nieder.

      JERONIMUS: Tat Rupert das?

      KIRCHENVOGT:

       Der eine, Herr, blieb noch am Leben, und

       Der hats gestanden.

      JERONIMUS: Gestanden?

      KIRCHENVOGT:

       Ja, Herr, er hats rein h'raus gestanden.

      JERONIMUS: Was

       Hat er gestanden?

      KIRCHENVOGT: Daß sein Herr Sylvester

       Zum Morde ihn gedungen und bezahlt.

      JERONIMUS:

       Hast dus gehört? Aus seinem Munde?

      KIRCHENVOGT: Herr,

       Ich habs gehört aus seinem Munde, und die ganze

       Gemeinde.

      JERONIMUS: Höllisch ists! – Erzähls genau:

       Sprich, wie gestand ers?

      KIRCHENVOGT: Auf der Folter.

      JERONIMUS: Auf

       Der Folter? Sag mir seine Worte.

      KIRCHENVOGT: Herr,

       Die hab ich nicht genau gehöret, außer eins.

       Denn ein Getümmel war auf unserm Markte,

       Wo er gefoltert ward, daß man sein Brüllen

       Kaum hören konnte.

      JERONIMUS: Außer eins, sprachst du;

       Nenn mir das eine Wort, das du gehört.

      KIRCHENVOGT:

       Das eine Wort, Herr, war: Sylvester.

      JERONIMUS:

       Sylvester! – – Nun, und was wars weiter?

      KIRCHENVOGT:

       Herr, weiter war es nichts. Denn bald darauf

       Als ers gestanden hatt, verblich er.

      JERONIMUS: So?

       Und weiter weißt du nichts?

      KIRCHENVOGT: Herr, nichts.

      (Jeronimus bleibt in Gedanken stehn.)

      EIN DIENER (tritt auf): War nicht

       Graf Rupert hier?

      JERONIMUS: Suchst du ihn? Ich geh mit dir.

      (Alle ab. Ottokar und Johann treten von der andern Seite auf)

      OTTOKAR:

       Wie kamst du denn zu diesem Schleier? Er

       Ists, ists wahrhaftig – Sprich – Und so in Tränen?

       Warum denn so in Tränen? So erhitzt?

       Hat dich die Mutter Gottes so begeistert,

       Vor der du knietest?

      JOHANN: Gnädger Herr – als ich

       Vorbeiging an dem Bilde, riß es mich

       Gewaltsam zu sich nieder. –

      OTTOKAR: Und der Schleier?

       Wie kamst du denn zu diesem Schleier, sprich?

      JOHANN:

       Ich sag dir ja, ich fand ihn.

      OTTOKAR: Wo?

      JOHANN: Im Tale

       Zum heilgen Kreuz.

      OTTOKAR: Und kennst nicht die Person,

       Die ihn verloren?

      JOHANN: – Nein.

      OTTOKAR: Gut. Es tut nichts;

       Ist einerlei. – Und weil er dir nichts nützet,

       Nimm diesen Ring, und laß den Schleier mir.

      JOHANN:

       Den Schleier –? Gnädger Herr, was denkst du? Soll

       Ich das Gefundene an dich verhandeln?

      OTTOKAR:

       Nun, wie du willst. Ich war dir immer gut,

       Und wills dir schon so lohnen, wie dus wünschest.

       (Er küßt ihn, und will gehen.)

      JOHANN:

       Mein bester Herr – O nicht – o nimm mir alles,

       Mein Leben, wenn du willst. –

      OTTOKAR: Du bist ja seltsam.

      JOHANN:

       Du nähmst das Leben mir mit diesem Schleier.

       Denn einer heiligen Reliquie gleich

       Bewahrt er mir das Angedenken an

       Den Augenblick, wo segensreich, heilbringend,

       Ein Gott ins Leben mich, ins ewge führte.

      OTTOKAR:

       Wahrhaftig? – Also fandst du ihn wohl nicht?

       Er ward dir wohl geschenkt? Ward er? Nun sprich.

      JOHANN:

       Fünf Wochen sinds – nein, morgen sinds fünf Wochen,

       Als sein gesamt berittnes Jagdgefolge

       Dein Vater in die Forsten führte. Gleich

       Vom Platz, wie ein gekrümmtes Fischbein, flog

       Das ganze Roßgewimmel ab ins Feld.

       Mein Pferd, ein ungebändigt tückisches,

       Von Hörnerklang, und Peitschenschall, und Hund-

       Geklaff verwildert, eilt ein eilendes

       Vorüber nach dem andern, streckt das Haupt

       Vor deines Vaters Roß schon an der Spitze –

       Gewaltig drück ich in die Zügel; doch,

       Als hätts ein Sporn getroffen, nun erst greift

       Es aus, und aus dem Zuge, wie der Pfeil

       Aus seinem Bogen, fliegts dahin – Rechts um

       In einer Wildbahn reiß ich es, bergan;

       Und weil ich meinen Blicken auf dem Fuß

       Muß folgen, eh ich, was ich sehe, wahr

       Kann nehmen, stürz ich, Roß und Reiter, schon

       Hinab in einen Strom. –

      OTTOKAR: Nun, Gott sei Dank,

       Daß ich auf trocknem Land dich vor mir sehe.

       Wer rettete dich denn?

      JOHANN: Wer, fragst du? Ach,

       Daß ich mit einem Wort es nennen soll!

       – Ich kanns dir nicht so sagen, wie ichs meine,

       Es war ein nackend Mädchen.

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