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zagten nicht. Unser war die See. Gottes Freunde hiessen wir und die rechten Kinder seiner Huld, ja, seiner Hulk, die ist der Erdkreis, der da segelt gleich einer runden Hulk in der Himmelssee.

      Du warst unser Steuermann, Gottes guter Steuermann, Godeke, du Kerl!

      Aber an dem grossen Mein und Dein, da mussten wir zerschellen, du und ich, denn die Zeit war nicht reif, und wir waren die Zeit.

      Ich vergass den Aristoteles, die bucolica Vergilii, selbst den lustigen Ovid und die krummen Giebel der Kinderstrasse, die Korinthenklöben im Grossmuttergarten, die Mädchen auf dem Tanzhaus zu Augsburg, die Fontäne zu Siena, den Gestank zu Paris, die Muttergottesbilder zu Köln und die Jungfrauen am Lettner im Lieben Frauendom zu Hamburg. Vergass die Berge und Wälder, die Täler und die kleinen säuselnden Schluchten der Flüsse. Ein Reff in die Hügel! Tot sind die Berge, soviel auch der Wein darauf wächst, tot dem, der die Wogen geschmeckt hat und den Sturmpfiff in den Novemberwanten oder die Sehnsucht danach. Da vergass ich auch fast die Begine Hilgesill, die ich liebte. Einen Sommer lang war ich trunken vom Meerwein.

      Godeke Michels, wenn deine roten Borsten sich am Nacken spreizten, dann ging ein schwalkiger Wind, dann schmolz die Mannschaft wie Blei zu einem Klumpen, der schwer unter deinen Augen lauerte; Gasten, die den Teufel mit seinem eigenen Schweif erdrosselt hätten, sie waren in deiner Hand. Ein Zuck, da flogen sie auf wie griechisches Feuer, stiessen in Kehlen und Kadaver, wären mit vertäuten Armen und Beinen die Besanrute emporgegangen, aufrecht, wenn du es gewollt hättest.

      Dein Lachen bricht über die Schanzen. Es liess die Blumen blühen vor Emdens Polder, es liess die Tuchschacherer über die Reling hüpfen, den Fischen zum Frass. Magister war ich, das Meer ein Bild in der Kammer. Dein Lachen schwang über Helgoland, die Klippen bebten. Klein wurde die Westernsee vor deinem Lachen. Da seilten wir die Hoofden durch. Die Spanische Bucht drehte uns die Därme durch die Gurgeln. Dein Lachen schlug auf meine Karten. Ich legte den Passer aus der Hand, lange hatte ich an den Meridianen gezirkelt. Mein Kielwasser war schwarz von Tinte. Da stiegen wir an die Küste und standen auf Kap Finisterre. Nach Westen! sagte ich. Hallo! Antilia! Zipangu! Voll und bei!

      Da fuhren wir zurück, um Klaas Störtebeker zu holen. Doch sie hatten ihn gefangen, den kessen Klaas. Seine Hulken waren in den Grund gegangen. Da hatten wir die neuen Länder im Traume gesehen und wagten es nicht allein. Es kam der Herbst, die Schiffe klebten von Racheblut. Dann kam der Schlafwinter zu Helgoland.

      Viel Glück ist auf der See gewesen. Ein Hort der unverletzlichen Schalme, das war Helgoland. Zu Marienhave hatten wir Gold, Weiber und Wein vollauf, die Friesen hatten Vieh, und ihre Mädchen waren stur wie die blanke Flut, der Turm von Neuwerk war des süssen Schlemmens voll die Nacht im Mai, auf der Heide wuchsen Masten und Spanten, wie Kühe zogen die vollen Rümpfe von Hamburg gen Flandern und England. Wir molken nicht schlecht, was Gottes Gabe war, Likedeeler, das waren wir, dein war auch mein, die grosse Ordnung der Gleichheit suchten wir, die Freiheit und den Nichtjammer, das freie Recht der See und ihre Heiligkeit. Darum hatten wir sooft den Tort gegen die scheelen Herren der Welt, bis ihre Türme zitterten, da sie uns und einander das Brot der Wogen missgönnten.

      Als Klaas von Alkun, der mit dem Stürzebecher, Störtebeker, der tolle Klaas, vor die Hunde gegangen war, da ging auch unser Glück dahin, denn wir hatten ihn sehr geliebt, du vor allen, Godeke.

      Da blühte mir aus der Not die süsse Lust des Friedens, da rief ich den Meerfrieden gegen alle Küsten. Ach, einen kleinen Sommer lang waren meine Augen aufgetan, dann war es vorbei.

      Ein Schläfer ist besser als die Toten, ein Trunkener besser als ein Schläfer, wieviel mehr muss der Lebendige gut sein, dessen Augen die Schönheit der Erde erblicken!

      Bei uns war nicht Rang noch Neid, ein jeder war der Schalme Bruder, der Schalme lieber Bruder und ein Likedeeler zu gleichem Teil.

      Doch was hat es genützt, das strenge Mass, die brennende Sucht, die selige Absicht! Es kamen die verwachten Nächte, die mir das Herz absengten, und die Ungewissheit und das erbärmliche Anrechnen und das Misstrauen, das ins Nichts frisst und die Seele zerätzt. Es kommt die Bosheit über den Menschen, so sehr er auch liebt, und sie macht ihn schlecht, so sehr er das Gute will. Da ging es seinen Gang. Kein Gift des Herzens war stark genug und keine Liebe. Denn alles hat seine Spanne Zeit.

      Nie war die See so schön wie das Jahr, als wir wussten, dass wir sterben müssten, ehe der Sommer um sei. In den Häusern der Sterne las ich die schlimmen Sicheln, die uns mähen sollten.

      Es sang eine Flöte unter der blonden Sonne. Da verschwand ich in die Wälder und war ein Bräutigam.

      Es sang eine Stimme unterm Wind. Und der Wind kam von Ost. Da kam ich zurück auf die See.

      Die Kugel Welt lag in unseren Händen, da war das Steuer mir anvertraut, jungfräulich stieg das Land aus der fremden See.

      Aber Gott blies uns zurück, ein Wrack war unsere Hulk. Doch ungetröstet brannte die alte Sucht.

      Sieh, das hattest du vor mir voraus, Godeke, der ich dein Schreibknecht war: Weiss war dein Kielwasser von Sturmgischt.

      Unser Blut schoss in die gleichen Poren dieser Erde. Da hattest du nichts mehr voraus, Godeke Michels, da war unser beider Kielwasser rot von Tod.

      Verwest war ich lange.

      Klirr, Kette Hirn!

      Die Sonne geht auf über Helgoland.

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