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Trent geradewegs in einen blauen Blitzschlag aus hochenergetischen Teilchen. Der Simulator erzitterte, und ein bösartiger, elektrisch-blauer Lichtbogen tanzte über das Cockpit. Die Temperatur im Innern der engen Kanzel stieg dank der an den Computer gekoppelten Heizelemente deutlich an, und Trents Haut kribbelte. Besonders die Synthohaut, die keine Schweißdrüsen besaß. Nichts war, wie es einmal gewesen war. Alles hatte sich verändert. Er hatte sich verändert ...

      Er wirbelte herum und feuerte einen Schwarm Langstreckenraketen auf den Warhawk ab, wartete nicht ab, wie viele von ihnen ihr Ziel trafen, als der andere Mech sich in eine tiefere Gefechtshaltung duckte. Der Simulator bockte und bebte, als er hart nach rechts abschwenkte. Drei der PPK des Warhawk feuerten. Ihre simulierten Energieblitze bohrten sich in den Torso des Timber Wolf und peitschten über seine internen Komponenten. Trent sah enttäuscht zu, wie die letzten Reste Panzerung verdampften und die Strahlbahnen sich in die internen Systeme fraßen. Auf der Befehlskonsole flammten Ausfallwarnungen auf. Die roten Lämpchen waren die einzige Beleuchtung im Innern des Cockpits. Gyroskopausfall. Reaktorabschirmungsbruch. Reaktortreffer. Jedes einzelne dieser Lämpchen erzählte seinen Teil einer Geschichte, die er sich einzugestehen weigerte.

      Plötzlich fielen alle Lichter aus. Es war vorbei. Er schlug auf den Freigabeknopf, der die Cockpitkapsel des Simulators zischend aufgleiten ließ, und sah hinüber zu dem Tech, der das Programm geladen und abgefahren hatte.

      »Zahlen«, forderte er streng, hob den Neurohelm vom Kopf und wischte sich den Schweiß von der linken Stirnhälfte.

      »Sie konnten die beiden leichteren Mechs abschießen und dem Warhawk insgesamt vierunddreißig Prozent Schaden zufügen, bevor es zum Systemausfall kam.«

      Systemausfall. Das Wort hallte durch Trents Gedanken. Techjargon für seinen Tod. Er musste besser werden, härter und länger trainieren. Das Gestampfe fand in sieben Tagen statt. Er musste sich vorbereiten. Trent fuhr sich mit der Zunge über die Reste seiner Lippen und nickte.

      »Lade ein neues Programm. Zufallsbegegnungen, alle Gewichtsklassen.«

      »Aye, Sterncaptain«, bestätigte der Tech. Trent ließ sich zurück in die Simulatorkapsel gleiten und bereitete sich auf einen neuen Durchgang vor.

      »Du machst schon wieder Überstunden«, stellte Phillip fest und ließ Judith zusammenzucken, die sich gerade verrenkte, um durch die enge Zugangsluke unter dem Cockpit des Timber Wolf zu passen. Der sonst lärmende Wartungshangar war um diese Zeit seltsam still, und jedes Grunzen, das sie während ihrer Arbeit ausstieß, echote gespenstisch durch die Halle. Nur ihr Kopf und ein Arm hatten Platz im Innern des Mechs, wo sie mit einem Elektronikwerkzeug die Schaltkreise justierte.

      Beim Klang seiner Stimme rutschte sie ins Freie. Haare und Arme waren mit hellgrünem Kühlmittel und Schmiermitteln verklebt.

      »Gibt es dafür einen Grund, Tech?« fragte er.

      »Aye, Master Phillip. MechKrieger Trent hat mir befohlen, seinen Mech bis zum Ende der Woche fertigzumachen für das Gestampfe.«

      Philips Tonfall wurde weicher. »Stimmt, das hat er. Nun, dann werde ich dir helfen, denn die Zeit wird knapp.«

      »Danke, Master Phillip«, antwortete Judith und neigte leicht den Kopf. Sie hatte während ihrer Ausbildung vom Gestampfe gehört. Eigentlich hätte sie Phillip Fragen darüber stellen müssen, aber ihr Instinkt riet ihr davon ab. Er verbirgt etwas, und je weniger Information ich ihm liefere, desto mehr Chancen hat er, sich zu verraten. Es war nur ein Verdacht, aber sie war mehr als bereit, ihn weiterzuverfolgen.

      »Vielleicht werde ich in diesem Fall mit dir zusammenarbeiten, um dir ein Beispiel unserer Techniken und Verfahrensweisen zu liefern«, meinte Phillip und strich den Overall über seinem ausladenden Bauch glatt. Judith betrachtete ihn kurz und nickte. »Das wäre mir sehr recht.« Sie sah ihm nach, als er auf die andere Seite des Mechs und aus ihrem Blickfeld verschwand. Und ich weiß genug, um alles zu überprüfen, was du tust ...

      Trent stieg schweißgebadet aus dem Simulator. Seine Beine zitterten leicht, als die Muskeln sich nach der Anstrengung des Gefechts entspannten. Der an eine große Metallkapsel erinnernde Simulator zischte, als die Pneumatikkolben, mit denen das Dach bewegt wurde, sich lösten. Er blieb einen Augenblick stehen, dann lehnte er sich an den Simulator. Er warf dem Tech, der die Simulation gefahren hatte, nicht einmal einen Blick zu. Der letzte Durchgang war viel besser gelaufen. Drei zerstörte Mechs derselben oder einer leichteren Klasse. Erst der vierte, ein riesiger Gargoyle, hatte ihm den Garaus gemacht. Aber schlussendlich hatte er das Programm geschlagen, wie er auch echte Krieger besiegt hätte.

      Er atmete tief durch. Seine Brustmuskulatur schmerzte. Trent war klar, dass er sich in den letzten Tagen übernommen hatte. Sein Körper war noch dabei, sich langsam und schmerzvoll von den Verletzungen zu erholen, und jetzt, da die Simulatorsitzungen vorbei waren, schlug eine Woge der Erschöpfung über ihm zusammen.

      Das Massaker des Gestampfes würde sicherlich schneller ablaufen als alles, was er bisher in den Simulationen erreicht hatte, und es würde mehr Ausdauer erfordern. Er hatte sich noch nicht soweit getrieben, weil er genau wusste, dass sein Körper noch nicht dazu entschlossen war. Er hatte eine Woche zur Vorbereitung, eine Woche, in der er sich auf eine Stufe hocharbeiten musste, die es ihm nicht nur erlaubte, am Gestampfe teilzunehmen, sondern auch, es zu gewinnen.

      Trent fühlte einen Druck, den nur Wahrgeborene erfahren konnten. Er war ein Clankrieger, aber er war dreißig Jahre alt. Nach Clanbegriffen hatte er seinen Höhepunkt erreicht. Von nun an würde er weniger Gelegenheiten bekommen, nach einem Blutnamen zu greifen, weniger Gelegenheiten, eine Befehlsfunktion zu erreichen. Wenn es ihm nicht gelang, sich einen Blutnamen zu erkämpfen, würde er bei den Nebelpardern schnell in die Unbedeutendheit absinken. Die Furcht, zum alten Eisen geworfen zu werden, nagte an ihm, trieb ihn an. Es war dieser Gedanke, diese versteckte Angst, die ihn in das Gestampfe trieb. Bereit oder nicht.

      Und wenn er diesmal versagte, würde der Absturz ein vollständiger sein. In seinem Alter und ohne Blutnamen konnte er leicht in einer verfluchten Solahma-Einheit enden. Bei einer Truppe alter, wertloser Krieger, die in Selbstmordaktionen verheizt wurden, die ihnen vielleicht noch eine Chance auf die Ehre boten, wie ein Krieger im Kampf zu fallen. Das Gestampfe war Trents letzte und einzige Hoffnung.

      Der Hüne beugte sich über den Schreibtisch, um die Informationen auf dem integrierten Bildschirm besser lesen zu können. Er zögerte über einer Textseite und strich sich mit einer riesigen Hand durch das kurz geschorene blonde Haar, während er nachdachte.

      Für die meisten Kommandeure wäre sein Büro nicht ungewöhnlich klein gewesen, aber bei einem Mann seiner Ausmaße wirkte es eng und bedrückend. Wäre er ein Mechkrieger gewesen wie viele seiner Untergebenen, hätte man den Raum sogar verschwenderisch groß nennen können. Aber Sterncolonel Paul Moon war ein Elementar, durch genetische Manipulation zum Einsatz in den Gefechtspanzeranzügen der Clan-Infanterie herangezüchtet und nach normalmenschlichen Standards ein Riese. Er schien hinter einem Kinderschreibtisch zu sitzen, nicht hinter einem Möbelstück, das einem Militärkommandeur angemessen war.

      Er drehte sich zu den Panzerglasfenstern in seinem Rücken um und starrte hinaus auf die Stadt. Im Morgenlicht stieg bereits Nebel auf, als das heiße Sonnenlicht den Frost und die dünne Schneedecke verdampfte. Die planetare Kommandozentrale der Nebelparder bot wenig Schutz gegen die Kälte Hyners. Er hatte geglaubt, aus seiner Zeit in der Geschko auf der Nebelparder-Heimatwelt Diana den Winter zu kennen, aber diese Eiseskälte ging darüber weit hinaus.

      Der Sterncolonel sah wieder auf den Schirm und betrachtete das Bild des neu zu seinem Sternhaufen versetzten Offiziers. Sterncaptain Trent. Der Mann war ein Nebelparder-Mechkrieger, aber trotz der Länge seiner Dienstzeit und einer Teilnahme an der Invasion der Inneren Sphäre hatte er sich nicht bemerkenswert ausgezeichnet. Sicher, seine Leistungen in der Anfangsphase der Invasion waren bewundernswert gewesen. Die Berichte beschrieben ihn als höchst kompetenten Offizier und fähigen Taktiker.

      Aber dann folgte der Bericht über seine Leistungen auf Tukayyid. Moon hatte selbst nicht an dieser schicksalhaften Schlacht teilgenommen, aber einige seiner engsten Kameraden hatten dort gekämpft und ihr Leben gegeben. Statt des erwarteten schnellen Sieges waren die Nebelparder praktisch

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