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blickte zu den straff geblähten Dreieckssegeln und hoffte, daß die „Stern von Indien“ so schnell wie möglich ihr Ziel erreichte: das Uferversteck in Ceylon. Khande Rao war nicht der einzige an Bord, der schwere Bedenken hatte.

      Die nächste Woge brach sich an der Bordwand und überschüttete den jungen Inder mit einem Regen salziger Tropfen.

      Mit der abgeschirmten Hecklaterne tappte Khotan über die Planken. Immer wieder griff er nach einem Halt. Er stieg aufs Achterdeck und setzte umständlich langsam die Laterne in die Halterungen.

      Im Westen schienen die Wolken wie an so vielen Abenden wieder zu brennen und zu flammen. Die Sonne sank binnen weniger Augenblicke hinter die Kimm. Heulend fuhr der Wind durch stehendes und laufendes Gut und zwang die „Stern“ weiter auf ihrem unsicheren Weg südwärts.

      Drawida Shastri blieb im Prunkbett des Sultans liegen, obwohl sich das Heck der Galeere hob und senkte, schüttelte und wieder zurück in die Wellen gestaucht wurde. Das Dröhnen der Planken, wenn die See dagegen schlug, war hier nicht leiser als an jedem anderen Platz der „Stern“. Mittlerweile hatte Drawida dieses Schiff hassen gelernt.

      Aber er brauchte die Galeere.

      Er und seine treuen Kämpfer mußten, so schnell es ging, das Versteck an Ceylons Ostküste erreichen. Dort hatte er Freunde und Helfer, und wenn er etwas brauchte, erhielt er es dort. Während er an die nächsten Nächte und Tage dachte, zogen die Ereignisse der vergangenen Wochen an seinem inneren Auge vorbei.

      Beispielloser Triumph war von tiefster Niedergeschlagenheit abgelöst worden. Auch von seinen Männern waren einige verwundet worden, andere hatte durch die Waffen der Fremden den Eingang in das nächste Leben gefunden.

      „Aber diesen ungläubigen Bastarden habe ich es gezeigt. Jetzt verschmachten sie in der Mine des Todes“, murmelte Drawida Shastri. Er hörte selbst am Klang der Stimme, daß er unsicher war. Vor den Fremden brauchte er sich nicht zu fürchten. Aber er kannte sein Schicksal nicht und wußte nicht, ob der Sturm das Schiff kentern und zerschmettern oder einer von seinen Leuten beim Sonnenaufgang noch leben würde.

      Er wußte nur: alle waren gegen ihn. Am meisten der Sultan von Golkonda und jeder seiner Männer. Davon gab es Tausende.

      Shastri wußte, daß er sich bewegte wie ein Mann, der mit bloßen Füßen auf der Schneide eines Krummschwertes balancierte. Ließ er die Galeere an Land steuern, um Wasser und Proviant aufzunehmen, würde ein Teil seiner „Getreuen“ auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Aber die Wachen des Sultans patrouillierten in jedem Hafen und beobachteten jede Bucht, die groß genug war, daß die „Stern“ einlaufen konnte.

      Wählte er den großen Umweg, der auch größere Sicherheit versprach, mußten er und seine Männern hungern. Ein, zwei Tage lang konnten sie es aushalten, denn die Vorräte waren reichhaltig. Aber mit Gewürzen, Badeölen und Salben, mit prachtvollen Pokalen und vergoldeten Schüsseln war niemand satt zu kriegen.

      Shastri krampfte seine Finger in den weichen Stoff. Sein Körper wurde vom Bett in die Höhe geworfen. Die Galeere schien auseinanderbrechen zu wollen, aber die Fahrt durch die kochende See ging weiter, hörte nicht auf, und Shastris Angst wuchs.

      Er schloß die Augen und fluchte leise.

      Eine Stunde später, mitten im nächtlichen Sturm, stand sein Entschluß fest. Er würde weit östlich von Nellore und Madras, wenn der starke Wind anhielt, einige Tage lang nach Süden segeln. Erst südlich von Madras konnten er und seine Männer daran denken, an Land zu gehen und für Nahrung zu sorgen.

      An Bord hatten sie genug Waffen, um jede Forderung durchzusetzen.

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