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Der arme Konrad. Roman aus dem großen Bauernkrieg von 1525. Rudolf Stratz
Читать онлайн.Название Der arme Konrad. Roman aus dem großen Bauernkrieg von 1525
Год выпуска 0
isbn 9788711506974
Автор произведения Rudolf Stratz
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Die Prälaten haben ihre Untertanen nicht als Schäflein geweidet,“ schrie der Pfarrer, „sondern als Hunde geachtet! Die sind ritterbürtig und mit euch Edlen eines Sinnes und Stammes! Ich aber bin eines Bauern Sohn!“
„Und habt der Obrigkeit zu gehorchen!“
„Jawohl, die Obrigkeit!“ schrie Herr Wolfgang, und zu den Bauern gewendet fuhr er fort: „Sie strecken den Gehorsam zu weit hinaus, machen ein gemaltes Männlein daraus, haben die Welt bisher gar damit geäfft, es höflich herausgemustert und geputzt. So man aber diesen Stichling im Grund ersucht, so ist er nichts denn ein verlarvter Strohputz! Gott mag in seiner Gerechtigkeit dies greuliche babylonische Gefängnis nicht gedulden, dass wir Armen also sollen vertrieben sein, ihre Wiesen abzumähen und zu hauen, den Flachs zu säen, zu raufen, zu riffeln, zu röseln, zu waschen, zu brechen und zu spinnen, Erbsen zu klauben, Mohren und Spargeln zu brechen! Hilf Gott, wo ist doch des Jammers je erhört worden! Sie schätzen und reissen den Armen das Mark aus den Beinen. Wo bleiben hier die Stecher und Renner, die Spieler und Bankettierer, die da völler sind denn die speienden Hunde? Wo bleiben hier die mit ihrem Handlehen und Hauptrecht? Ja, verflucht sei ihr Schandlehen und Raubrecht! Und dass sich ja keiner dawider rümpfe, oder gar flugs geht’s mit ihm als mit einem verräterischen Buben ans Pflöcken und Vierteilen, da ist minder Erbarmen als mit einem tollen Hund! Hat ihnen Gott solche Gewalt gegeben? In welchem Kappenzipfel steht doch das geschrieben? Des Teufels Söldner sind sie, und Satanas ist ihr Hauptmann. Hinan, weit hinein mit diesen Moabs und Behemoths und weit hinweg. Das ist Gottes höchstes Gefallen!“
Der Pfarrherr schwieg atemlos, und dumpfes, wütendes Grollen lief durch die Reihen seiner Bauern.
Madlene war bleich geworden und wich einige Schritte zurück.
„Ihr nehmt euch also vor, im Aufruhr wider eure Herren und Fürsten zu leben?“ fragte sie drohend.
„Das wollen wir!“ sprach Herr Wolfgang, andächtig die Hände faltend. „Denn wie steht’s bei Martin Luther geschrieben: ‚Wenn du frei sein kannst, so gebrauche das doch viel lieber!‘ ‚Jeder Edelmann soll nur eine Tür haben!‘ hat Florian Geyer, selbst ein Edelmann, sich vernehmen lassen, ‚und die Mönche mögen hacken und reuten wie die Bauern‘. Wer wider den Stachel löckt, darf jetzt seine Seele Gott befehlen. Denn das neue Reich ist kommen!“
„Ei freilich!“ lachte Madlene. „‚Es ist doch was Neues!‘ sprach der Teufel, da er die Buttermilch mit der Mistgabel frass! Ihr werdet noch wünschen, dass der Wein wieder im Fass sei! Hilft aber dann nichts mehr! Ihr müsst hindurch!“
„Wir wollen hindurch!“ Pfaff Kirschenbeisser sah feierlich zum Himmel auf.
„Und wenn euch jetzt der Kitzel sticht —“ Madlene trat, sich in den Fuchspelz wickelnd, in die Torwölbung — „so vergesset nicht: es ist kein Spassens mit der gottgewollten Obrigkeit! Ich lasse jetzt vor euch ungehorsamen Buben mein festes Haus zuschliessen. Ob auch mein Herr nicht da ist, hat er doch genug wehrhaftes Volk darin gelassen, euch Tölpeln den Weg zu weisen, wann ihr wieder die Mauern anlauft. Tut’s not, so ruf’ ich ihn aus Weinsberg heran. Dann aber, rat’ ich euch freilich selbst, mögt ihr der Ohrfeig’ nicht erst gewarten!“
Das Haupt hochmütig in den Nacken zurückgelegt, ging sie, ohne rechts und links zu schauen, in die Burg zurück, und in schwerem Klirren und Stöhnen schwankte die Zugbrücke in die Höhe.
Eitel Siegmund von Heerdegen, der mit seinen Brüdern neben dem Wolframsteiner daherritt, schüttelte sich im Sattel, dass der Panzer klirrte. „Mir läuft das Wasser nur so bei der Hitze vom Leib!“ fluchte er.
„Wir sind bald in Weinsberg!“ tröstete ihn freundlich sein Bruder Jörg. Hans Daniel aber warnte ihn.
„Tu deinen Harnisch nicht von dir! Die Schelme lassen unversehens aus dem Dickicht ihre Bolzen fliegen!“
Wolfgremlich drehte sich zu den Junkern um. „Rossmucken sind’s!“ entschied er. „Rossmucken sind solche Bauern! Summen und webern umher, machen die Gäule scheu und können uns doch nicht durch unser festes Eisenhemd stechen und weh tun!“
„Ich wollt’, sie kämen uns morgen in den Lauf!“ meinte Hans Daniel.
Sein Bruder Eitel lachte: „Wirst sie schon vor Weinsberg sehen. Ihre drei Haufen wollen vor der Stadt in eins zusammenstossen, der Jäcklein Rohrbach mit den Neckarwinzern, Jörg Metzler mit den Odenwälder Bauern und Florian Geyer mit seiner schwarzen Schar!“
„Das setzt einen lustigen Handel ab!“ frohlockte Georg von Heerdegen.
Sein Schwager, der finstere Ritter, nickte. „Wir haben schon lang keine Sauhatz gehabt!“ lachte er grimmig und eiliger trabten die Edlen gen Weinsberg.
4
Was die Pferde laufen konnten, ging der Zug Herrn Konrads III., des flüchtenden Bischofs von Würzburg, durch das Neckartal. Ein wildes Gewimmel von gepanzerten Lehensrittern und schwertbewehrten Domherren, von Köchen, Dienern und Knappen, Karren voll Mönchen und Priestern, die, gedrängt wie die Raben auf dem Ast, beisammensassen, Reliquienschreine und Altargerät in den Armen, bepackte Maultiere, Hunde und Trossvolk, das neben den Gäulen lief.
Inmitten der regellosen Schar der Kirchenfürst selbst. Zusammengebrochen sass der stolze, alte Herr auf seinem weissen Hengst, das vom purpurroten Barett gekrönte Haupt gesenkt, Kotspritzer auf dem blanken, mit goldenen Reifen gezierten Harnisch und dem scharlachfarbenen Waffenrock, den Krummstab schlaff in der Hand haltend.
Ritter Felix war zur Seite gewichen, um die wilde Jagd an sich vorbeibrausen zu lassen. „Ich mein’, man soll dem Feind die Bäuche weisen und nicht den Rücken!“ schrie er in das Geklirr der Panzer, das Wagengerassel und Hufgepolter hinein.
„Ihr redet, wie Ihr’s versteht, Ritter!“ erwiderte ihm, in eiligem Vorbeireiten sich im Sattel wendend, ein Reisiger. „Das Gespenst fliegt weiter! Ganz Franken und Schwaben steht in hellen Flammen. Wann es dämmert, geht die Rede, soll man heute im Neckartal und auf den Bergen hier die ersten feurigen Häuser sehen! Merkt auf, ob nicht auch Eures dabei ist!“
„An meinem Häuslein ist nichts mehr auszubrennen!“ lachte Ritter Felix und ritt weiter. — —
Kurz vor Neckarzimmern hallte wie vom Himmel her dumpfes Pochen an sein Ohr. Dort oben auf schwindelnder Höhe verwahrte Herr Götz von Berlichingen emsig sein Schloss Hornberg. Hell hoben sich der schlanke hohe Bergfried, das Gewirr der kleineren Türme und zackengekrönten Mauern vom Blau des Himmels ab. Winzig klein erschienen vom Tal die geschäftig hin und her eilenden Knechte und die im Sonnenschein blinkenden Panzer der Reiter, die ihre Rosse den Bergpfad auf und nieder zügelten.
Zwei wilde Gesellen auf mageren Bauernkleppern kamen, dicht an Ritter Felix vorbei, den Abhang hinab. „Der Götz muss unser Oberst werden!“ sprach der eine finster. „Er mag wollen oder nicht. Die Bauernhauptleut’, Fähndriche und Gewaltigen haben sich zusammengetan und ihn erwählt!“
„Er aber hat sich beschwert!“ lachte der andere tückisch. „Hast nicht gehört, Müllerhänslein, wie er sich gewunden hat! Es wollt’ ihm nicht gebühren! Sie sollten den Neuhauser nehmen, wär’ geschickter dazu!“
„Potz Blitz!“ sagte Müllerhänslein von Bieringen gleichmütig, „wir haben ihn itzt abgefangen! Hilft ihm nichts, wenn er noch so ein langschweifig Geschwätz macht! Er muss Oberster sein, oder wir schiessen ihn vom Gaul!“ — —
Nun ritt der Trugenhofer im Deutschordensstädtchen Gundelsheim ein.
Die Deutschherren waren allesamt geflohen. Wie in einem Bienenstock summte es vor den Portalen des Schlosses und strömte über die Zugbrücken und kehrte beutebeladen zurück. Die