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. dass nischt üwrig bleibt!“

      „Ich wirtschafte es heraus, meine Herren! Lassen Sie mich nur gewähren!“

      „Und dazu noch mehr Bankgeld?“ Herr Merz schichtete die Korrespondenz vor ihm zu einem streng methodischen Viereck. „Danke. Mir ist schon warm genug. Im Gegenteil . . Wir dürfen den Bogen nicht überspannen . . . “

      „Nur geen zu grosses Risigo!“

      „. . . und denken, was Ihnen ja nicht neu ist, Herr Giebisch, sehr ernsthaft daran, unseren Betrieb beträchtlich zu verkleinern!“

      „Dann ist meine Arbeit umsonst! Dann lässt sich die Vertretung hier nicht aufrecht erhalten!“

      „Das wäre dann auch nicht unsere Ansicht!“

      „Ach so . .“

      Es war ein Schweigen.

      „Ich betrachte so Geschäftssachen immer in aller Kemiedlichkeit!“ began endlich Herr Strömich. „Da sieht man wieder, wie kud’s is, wenn mer hibsch dick is! Es is noch nich aller Tage Abend, Herr Giebisch!“

      „Vielleicht können Sie und wir doch beisammenbleiben! Das hoffe ich auch!“ Herr Merz erhob sich und schüttelte dem Vertreter die Hand. Sein Antlitz war ledern.

      „EIne so dichtige Kraft!“

      „Es wird sich in nächster Zeit entscheiden, Herr Giebisch, haben Sie nur Geduld! Die Verhandlunggen mit den Banken . . . Wann wird Ihre liebe Tante begtaben? Übermorgen? Dann sehen wir Sie also hier morgen früh! Auf Wiedersehen!“

      Alfred Giebisch ging in Gedanken, mit gesenktem Kopf, durch das Mittagsgewühl bis zur Wohnunh seiner Eltern. Der Vater lief atemlos auf der Treppe an ihm vorbei, klein, mager, geschäftig, eine dicke Mappe unter dem Arm, ohne Hut, in Eile wie immer. Er warf aufgeregt den gesträubten weissen Kakaduschopf zurück. Der weisse Spitzbart zitterte unter der Hakennase in dem feinen, rosig-gefältelten Gesicht.

      „Es is wieder Essig mit dem Aufsichtsratsposten, Alfred! Es wird von allen Ecken gegen mich interigiert! Ich hab’ zu viel Feinde in Berlin!“

      „Denen ihre Sorgen möcht’ ich haben, Vater!“

      „Aber die Leute kennen Giebisch’n schlecht. Ich mach’ jetzt ’ne janz andere Kiste auf!“ Die blauen Augen des mageren Männchens liefen wie Kreisel! „Halt’ mich um Gottes willen nich uff! Ick hab ’ne Iründungssitzung! Millionensache! Dir jesagt!“

      „Habt ihr denn Geld?“

      „Jeld sollen wir ooch noch haben? Du bist jut! Wenn ick Jeld hätte, brauchte ick doch nicht zu jründen! Bring’ du mal ’ne reiche Schwiegertochter ins Haus! Dann haben wir Jeld!“

      „Sehr richtig, Vater!“

      „Na also — munter! . . Kerl wie du . . . Nach dir schlecken sie sich alle zehn Finger! Mahlzeit!“

      Und stehenbleibend, vom untersten Treppenabsatz hinauf, schallend:

      „Biste der Familie schuldig! Kleen hab’ ick anjefangen! Einmal! war ick schon hoch! Ick schaff’s noch einmal, als oller Mann! Du bist meine Hoffnung!“

      Alfred Giebisch zuckte stumm die Achseln und stieg mit hart umwölkter Stirn die Stufen empor. Oben stand die Mutter und erzählte ihm etwas. Er hörte es nur halb.

      „Is das nich zu jnädig von der alten Exzellenz?“ Mutter Giebisch strahlt rundlich über das rote, volle Gesicht, die Arbeitshände verklärt gefaltet.

      „. . . wo du neulich in Potsdam bei der Taufe gekocht hast?“

      „. . . schickt sie mir doch das Bild von dem Enkelchen im Steckkissen! Da schau! Ach . . ich bin janz jerührt! Ich kann mir nicht helfen, Kinders! Ich bin ’ne alte Person! Ich bin für die alte Zeit! . . . Ach Gott — eh’ ich es vergesse: Die Käte hat vorhin den Brief da für dich abgeben lassen durch ihren Chauffeur — unsere nobliche Tochter! Er holt nachher die Antwort!“

      Der junge Mann überflog die flüchtigen Zeilen seiner Schwester. „L. A. Ich möchte Dich dringend in einer Angelegenheit, die mich betrifft, möglichst noch heute Abend sprechen! Bitte komm, wann Du willst! Ich bin allein zu Haus. Gruss. Käte.“

      „Ich muss jetzt ins Geschäft, Mutter!“ sagte er. „Also, wenn dem Vögeding sein Chauffeur erscheint — ich lasse der Käte sagen, ich würde heute nach dem Abendbrot, so gegen neun, bei ihr draussen sein!“

      13

      Der reiche Raum am Hohenzollerndamm lag im Dämmerlicht einer einzigen, mannshohen Stehlampe. Ihr roter Florschirm tönte Käte Vögedings weiches, rundes Gesicht mit blutwarmem Leben. Sie drehte den dunklen Bubenkopf nach der Tür und reichte mit einam schwermütigen Lächeln um die blassen, vollen Lippen dem eintretenden Bruder die Hand.

      „Dank’ dir, Alfred! Setz’ dich! Tee? Nein? Wir sind ungestört. Otto ist auf einmal ins Kino . . . “

      „Nanu!“

      „Nicht wahr? So ein Kientopf, gleich um die Ecke!“

      „Und du bist nicht wenigstens mit ins Vergnügen?“

      „Er hat mich gar nicht erst aufgefordert! . . . Nimm dir nur ruhig eine Zigarre! . . Otto qualmt ja auch alles voll!“

      „Du bist scheint’s nervös, Käte!“

      „Weisst du, was der Otto heute Nachmittag getan hat? Er ist im Grunewald spazieren gelaufen. Zwei Stunden. Sie haben umsonst nach ihm geklingelt!“

      „Was ist denn in ihn gefahren?“

      „Wenn ich das wüsste . . . “

      Kätes leise umflorte und müde Stimme verklang. Eine Weile tickte nur die hohe, friesische Wanduhr durch die Stille. Dann legte die junge Frau mit einer ihrer weichen, fast lautlosen Bewegungen ihre kühle, weisse Rechte auf den Handrücken ihres Bruders. „Wir haben un seine Ewigkeit nicht gesehen, Alfred! Warum bist du denn vor vier Wochen plötzlich abends von hier weggelaufen?“

      „Hat es dir dein Mann nicht gesagt?’

      „Otto erzählt mir nie mehr ’was!“

      „Er hat mich geärgert!“

      „Nenn mir ’mal jemanden, den er nicht ärgert!“

      „Er hat damit geplänkelt, mich zu verheiraten!“

      „Da kannst du aber stolz sein!“ sagte die Schwester. „Das ist bei ihm ein Beweis von ungewöhnlichem Wohlwollen!“

      „Ich brauche aber keibe reiche Frau!“

      „Eine arme kannst du doch erst recht nicht heiraten!“

      „So? Warum denn nicht? He? . . Bitte!“

      „Sei doch nicht so aufgeregt, Alfred! Du hast doch nichts!“

      „Aber rich verdiene! Nicht zu knapp! Bei Strömich und Merz!“

      „Die stehn doch auf der Kippe! Mein Mann sprach erst dieser Tage darüber mite in paar Geschäftsfreunden bei Tisch!“

      Alfred Giebisch stand auf und ging stumm und finster durch das Zimmer.

      „Und Vater kommt doch nie im Leben mehr zu was, Alfred! Der hinterlässt dir nichts!“

      „Was ist denn das überall für ein Unken?“ Der junge Mann machte schroff in der Nähe der Tür halt. „Wo man hinkommt, da unken sie und quatschen von ’ner reichen Frau! Nee — weisst du, Käte — da geh’ ich lieber!“

      Käte Vögedings vollschlanke, mittelgrosse Gestalt im einfachen, silbergrauen Strickkleid hob sich füchtig aus dem Sessel. Sie trat geräuschlos auf dem dicken Teppich zu ihrem Bruder. Jetzt, fern von dem trügerischen Licht der Lampe erschien ihr Antlitz mit den grossen, dunklen Augen sehr blass.

      „Ich wollte dich doch nicht kränken, Alfred!“

      Und

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