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bin doch hier«, sagte Napeel sanft.

      Als er sie ansah, huschte ein Lächeln über seine Züge, doch sofort wurde er wieder ernst. »Empfängst du auch so verschwommene Mentalimpulse?«

      Tratheer schloss die Augen und konzentrierte sich. »Nein, Troopal, ich empfange nichts.«

      »Es ist, als stammten sie von den Craahns, doch ich kann die Impulse nicht lokalisieren. Irgendetwas scheint sie abzuschirmen und zu verfälschen.«

      »Täuschst du dich nicht, Troopal? Du weißt, dass jeder Proohler die Gedanken der Insektenabkömmlinge empfangen kann.«

      Scotheer schüttelte den Kopf.

      »Die Impulse kommen nur undeutlich durch, doch ich bin sicher, dass sie von den Craahns stammen.«

      »Warum kann ich sie nicht espern?«

      »Ich hätte sie bestimmt auch nicht empfangen, wenn ich nicht so entspannt gewesen wäre.« Der Proohler stieg aus dem Becken und schaltete die Heißluftdusche an. »Ich werde Raheel Brutheer, den Obersten Rat, informieren.«

      Noch während er in seine Kleidung schlüpfte, schickte er einen telepathischen Ruf zu Brutheer.

      »Er hat sich abgeschirmt«, sagte Troopal, nachdem er mehrmals vergeblich versucht hatte, mit dem Obersten Rat in geistigen Kontakt zu treten. »Ich werde ihn anrufen.«

      Mittels Gedankenschaltung aktivierte er das Bildsprechgerät und den Wählspeicher. Innerhalb kürzester Zeit hatte er Brutheer auf dem Schirm. Nach der obligatorischen Grußformel kam Scotheer gleich zur Sache.

      »Ich habe Mentalimpulse der Craahns empfangen. Allerdings waren sie so verschwommen, dass es mir unmöglich war, sie zu lokalisieren.«

      Der Oberste Rat sah ihn überrascht an.

      »Sie wollen Craahns geespert haben, Troopal?« Der alte Proohler lächelte nachsichtig. »Das ist unmöglich. Kein anderer Proohler hat bisher eine entsprechende Meldung gemacht, und außerdem: Glauben Sie, dass die Insektenabkömmlinge die Lektion vergessen haben, die wir ihnen vor einiger Zeit erteilten?«

      »Die Mentalität der Craahns ist fremdartig. Sie sind kriegerisch, bei ihnen gilt das einzelne Individuum nichts.«

      »Die Fakten sind mir bekannt. Sie scheinen aber zu vergessen, dass damals der größte Teil ihrer Raumflotte vernichtet wurde. Wie hätten sie so schnell aufrüsten sollen?«

      »Ich bin sicher, dass ich mich nicht geirrt habe.« Scotheers Stimme bekam einen trotzigen Unterton. »Ich habe Craahns geespert, Oberster Rat. Wir sollten uns schleunigst zu einem Gedankenblock zusammenschließen.«

      »Sie sind noch jung, Troopal. Sie werden sich getäuscht haben.«

      Noch bevor Raheel Brutheer die Grußformel sprechen konnte, schaltete Scotheer verärgert ab. Seine Gefährtin empfing seine zornigen Mentalschwingungen. Sie redete beruhigend auf ihn ein und schickte zugleich besänftigende Impulse aus. Als Troopal sich daraufhin abschirmte, setzte Napeel sich neben ihn und strich ihm zärtlich über den Kopf. Unwillig schob Scotheer ihre Hand zur Seite und stand auf, um den Raum zu verlassen.

      Er hatte kaum drei Schritte gemacht, als das Bildfunkgerät ansprach. Mit einem Gedankenimpuls schaltete er es ein.

      Das Antlitz des Obersten Rates stabilisierte sich auf dem Schirm.

      »Sie hatten recht, Troopal, die Craahns stehen in unserem System. In wenigen Minuten greifen sie unseren Planeten an.«

      »Was Sie nicht sagen, Raheel Brutheer.« Scotheer gab sich keine Mühe, seinen Triumph zu verbergen. »Sollen wir jetzt einen Abwehrblock bilden, oder wollen Sie weiter abwarten?«

      »Ihr Sarkasmus ist völlig fehl am Platze, Troopal.« Die Stimme des obersten Proohlers zitterte vor Erregung. »Die Craahns widerstehen unseren Mentalimpulsen.«

      »Was?« Scotheers Augen weiteten sich vor ungläubigem Staunen. »Die Insektenabkömmlinge widerstehen der Panikstrahlung?«

      »So ist es. Vor Kurzem empfingen auch einige Proohler in Brahnoo und dem benachbarten Erdteil die verzerrten Schwingungen der Craahns und schlossen sich sofort zu einem Parablock zusammen, doch vergebens. Wie die Bilder der Satelliten zeigen, rücken die Raumschiffe der Insektoiden trotz der Panikstrahlung weiter vor. Unsere Welt ist verloren. Versuchen Sie, zu fliehen, bevor es zu spät ist.«

      Der erste Schreck hatte sich bei Scotheer gelegt. Nachdenklich sagte er:

      »Wir sollten uns zu mehreren planetenweiten Blöcken zusammenschließen und versuchen, einzelne Einheiten zu beeinflussen. Wenn es uns gelingt, Verwirrung in den Reihen der Craahns zu stiften, haben wir schon halb gewonnen.«

      »Ich glaube nicht, dass wir damit Erfolg haben.« Brutheer sah den Jüngeren unschlüssig an. »Die Insektenabkömmlinge scheinen ein Mittel gefunden zu haben, um unsere Beeinflussung abzublocken.«

      »Wir sollten zumindest nichts unversucht lassen.«

      »Also gut.«

      Brutheers Abbild erlosch. Knapp eine Minute später empfingen Scotheer und Tratheer ein psionisches Kodesignal, das höchste Alarmstufe signalisierte. Der über ein planetenweites Netz ausgestrahlte Impuls war so stark, dass er sogar die Individualabschirmung durchbrach.

      Die beiden Proohler setzten sich und schlossen die Augen, um völlig konzentriert zu sein. Von allen Seiten drangen mentale Schwingungen auf sie ein. Der Parasektor ihrer Gehirne wirkte wie Relais und Verstärker zugleich. Ein Parablock, gespeist und verstärkt durch Millionen proohlscher Gehirne, stieß vor in den Raum und konzentrierte sich auf einen Flottenteil der Craahns.

      Der Erfolg war gleich null.

      Napeel Tratheer merkte zuerst, dass ihr Einsatz vergeblich war. Die Visionen und Schreckensbilder, die sie mit ihrer geistigen Kraft in den Gehirnen ihrer Feinde entstehen lassen konnte, kamen nicht durch.

      Die Erkenntnis, dem Erzfeind hilflos ausgeliefert zu sein, wirkte wie ein Schock. Abrupt löste Napeel sich aus dem Verbund. Die anderen Proohler wurden dadurch in ihrer Konzentration gestört. Als sie die Ursache der Störung telepathisch erforschten, empfingen sie Napeels Gedanken. Schlagartig wurde auch ihnen bewusst, dass sie verloren waren. Der Parablock brach zusammen.

      Im mentalen Bereich herrschte plötzlich ein Chaos. Furcht und Hysterie breiteten sich aus. Eine Welle telepathischer Hilferufe raste um den Planeten, und wer immer diese in höchster Not gesendeten Rufe empfing, wurde davon erfasst und mitgerissen. Er reihte sich ein in die Masse und schrie seinerseits seine Urangst in den geistigen Äther.

      Die Erregung der Proohler war verständlich. Noch nie war es einer anderen Rasse ‒ und schon gar nicht den Craahns ‒ gelungen, den mentalen Impulsen zu widerstehen. Die Proohler hatten sich so sehr auf ihre geistigen Kräfte verlassen, dass sie es nicht für nötig gefunden hatten, eine schlagkräftige Raumflotte aufzubauen.

      Gewiss, es gab einige hundert Wach- und Patrouillenkreuzer, die um Proohl stationiert waren, doch sie waren der Tausende von Schiffen zählenden Armada der Craahns hoffnungslos unterlegen.

      Auch eine Evakuierung kam nicht in Betracht. Auf ganz Proohl existierten knapp vierhundert Raumschiffe. Ein Viertel davon besaß der Planetarische Rat, dem auch Troopal Scotheer angehörte.

      Ebenso wie Tratheer versuchte Scotheer vergeblich, sich gegen die chaotischen Impulse seiner Artgenossen abzublocken. Die telepathischen Notrufe von Millionen waren zu stark und drangvoll. Plötzlich wurden sie von einem PSI-Signal von höchster Intensität überlagert.

       Flieht!

      »Komm!«

      Troopal fasste Napeel an der Hand und zog sie mit sich. So schnell sie konnten, eilten sie nach unten. Von dort gab es einen Zugang zu dem Hangarschacht, in dem das Raumschiff stand ‒ ein kleiner Diskus für vier Personen, der Scotheer wie allen anderen Planetarischen Räten zur freien Verfügung stand.

      Von draußen erklang ein infernalisches Heulen, Sekunden später krachte es. Eine donnernde Explosion erschütterte die Gegend. Die

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