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in dem verfallenen Hüttchen um. Es war ganz schwarz voll Rauch, und merkwürdige Geräte hingen an den Wänden, und viele Schüsseln und Salbtöpfe standen auf dem Herde und auf vielen Brettern an den Wänden entlang. Die Alte kauerte am Boden und murmelte leise unverständliche Worte in ein Gehäuse von Holz hinein, in dem eine Menge schneeweisser Mäuse unruhig hin und her liefen.

      „Nun bin ich satt und müde und will schlafen,“ sagte der Junker, „aber weckt mich zur rechten Zeit, um Mitternacht habe ich ein wichtiges Geschäft vor – wenn das vollendet ist, soll’s Euer Schade nicht sein, mich so barmherzig aufgenommen zu haben.“

      „So, so – und gar geheimnisvoll seid Ihr – na, wollen sehen – wecken will ich Euch schon.“

      Junker Morgen fühlte noch einmal nach dem goldenen Schlüssel in seiner Tasche, und dann schlief er fest ein.

      Ihm war, als habe er nur eben erst die Augen zugemacht, als er sich derb geschüttelt fühlte. Die Alte stand am Bett und lachte ihn mit ihren bösen Augen an.

      „Auf, auf“, sagte sie, „es ist gleich Mitternacht, und Ihr hattet doch solch eine wichtige Sache auszuführen. Auf, auf!“

      „Ach,“ sagte Junker Morgen, „ich bin so müde, lasset mich doch schlafen!“

      „Aber Euer Glück und all das Gold, das Ihr mir verspracht – – –“

      „Glück – Gold“, brummte der Junker schlaftrunken, „morgen ist auch noch ein Tag!“

      „Hört, es schlägt vom Turm – eins. – zwei. Was wolltet Ihr denn tun, erinnert Euch doch!“

      „Ja, es war etwas mit einer schönen frau.“

      „Schöne Frauen warten nicht gern, es ist der fünfte Schlag!“

      Aber Junker Morgen drehte sich faul herum und brummte: „Lasst mich heute noch schlafen – morgen, morgen ist auch noch Zeit.“

      Als er dann am andern Tage erwachte, glaubte er, alles geträumt zu haben. Er stürzte an das Fenster, aber kein Schloss war mehr zu sehen, er suchte nach dem Schlüssel, aber auch der war fort. Doch als die häßliche Alte hereinkam, fiel ihm alles wieder ein und auch, daß er sein Versprechen, sie für ihre Gastfreundschaft zu bezahlen, nun nicht mehr halten konnte; und er wollte sich leise hinausschleichen aus der Hütte. Aber die Alte merkte seine Absicht, sprang ihm nach und hielt ihn am Kragen fest: „Hollah – dageblieben – hier wird bezahlt; wenn der faule Herr kein Gold hat, dann muß er mir eben anders dienen!“ Und sie packte den Junker mit beiden Händen und schüttelte ihn furchtbar und sprach allerlei wirre Worte dazu. Da fühlte er, daß er unter ihren Händen immer kleiner wurde, und als er schreien und um Hilfe rufen wollte, konnte er nur noch fauchen und knurren wie ein Kater.

      „Ha, schöner schwarzer Herr,“ sagte boshaft die Alte, „nun will ich Euch die Faulheit austreiben, marsch, an die Arbeit – fort, auf die Mäusejagd – he, Kater Schwachkopf, herbei, zeige dem Gesellen, was er zu tun hat – fort, und dass ihr mir jeder mindestens drei Mäuslein mit heimbringt – schneeweiß, ohne Flecken und fein lebendig – hört ihr?“ – und sie gab jedem noch einen derben Fußtritt, als sie ihnen die Türe öffnete.

      –––––

      Während alles dieses geschah, saß Junker heute auf dem Schlosse und wartete auf die Rückkehr seine Bruders. Als der Sommer ins Land gegangen war und auch fast schon der Herbst zu Ende war, wurde ihm das Herz schwer, denn er glaubte, sein Bruder sei in einer Gefahr umgekommen. Nun machte er sich denn selbst auf den Weg nach dem Glück und hoffte, dabei vielleicht etwas von dem Schicksale seines lieben Bruders zu erfahren.

      Er hielt sich nicht lange auf im Walde. Rasch und ungeduldig, wie er war, achtete er nicht auf Weg und Blumen und Quell, sondern eilte weiter und weiter, immerfort auf das Abenteuer wartend, das ihm das Glück bringen würde.

      Auch mit ihm flog das goldbraune Vöglein und sang: „Glück – Glück“; und Junker Heute nickte ihm zu und sagte: „Ich weiß – ich weiß!“

      Aber er eilte so schnell vorwärts, daß ihm das kleine Vöglein kaum folgen konnte, und es sang: „Bleib – Bleib!“

      Doch Junker Heute lachte und rief: „Nein, Kamerad, zum Bleiben ist keine Zeit!“ und stürmte weiter.

      So kam er denn schon nach wenig Tagereisen da an, Wohin sein Bruder Monate gebraucht hatte. Auch er kam an der schwarzen verfallenen Hütte vorüber.

      Es war ein warmer Herbstabend, und die Alte saß im Sonnenschein und hatte die beiden schwarzen Kater auf dem Schoße. Als Junker heute näher kam, schoss der eine auf ihn los und schmiegte sich an seine Füße und fauchte und miaute und geberdete sich wie toll.

      „Nun, Kater Faulpelz, was ist denn los?“ rief die Alte. Junker Heute beugte sich zum Kater und streichelte ihm freundlich das blanke, kohlschwarze Fell.

      „Wollt Ihr nicht eintreten und eine Labung zu Euch nehmen?“ sagte die Alte, den Junker mit einem bösen Lachen ansehend.

      „Danke, danke – bin sehr in Eile,“ antwortete Junker Heute.

      „Sehr in Eile? Eile braucht Weile, bleibt und esset und ruhet Euch!“

      „Nein, es geht nicht,“ sagte der Junker und machte sich wieder auf den Weg. Der Kater wollte mit ihm laufen, aber da rief ihn die Alte mit einer scharfen, bösen Stimme, und da duckte sich der Kater zusammen und kroch zu ihr zurück.

      Junker Heute kam nun auch an das Schloß, das funkelnd im Abendsonnenscheine lag, und da wußte er, dass er am Ziele seiner Reise angelangt sein müsse. In diesem Schlosse mußte er sein Glück finden, und atemlos ging er zum Tore, das sich plötzlich auch vor ihm weit öffnete.

      „Glück – Glück – wart’ – wart’!“ sang das Vöglein.

      „Warten?“ rief der Junker, „das mußt du einem andern sagen – ich warte nicht.“ Und hinein stürzte er in das Schloß, lief durch die Gänge und Höfe und den schönen Garten – sah nichts von all dem Schönen –, ohne Ruh’ und Rast lief er, bis auch zu ihm der alte Mann mit dem langen Barte kam und ihn an die goldene Tür führte.

      Junker Heute zitterte vor Ungeduld, und als er das schöne, wundersame Königskind auf dem purpurnen Lager sah, fiel er vor Entzücken auf die Knie und breitete die Arme nach ihm aus.

      „Sie ist schön – nicht wahr?“ jagte der Alte. „Und siehe, sie soll dein Weib sein, und das ganze herrliche. Schloß soll dir dazu gehören, wenn du morgen um Mitternacht hier bist und ihren Zauber löst, indem du sie beim zwölften Schlage der Turmuhr auf den Mund küßt.“

      Da sprang der Junker heute auf: „Morgen, sagst du, morgen – da liegt mein Glück vor mir, und ich soll bis morgen warten? – Nein, heute, heute muß es mein werden!“ – und er lief auf die schlafende Königsmaid zu und umschlang sie. – Da dröhnte ein furchtbarer Schlag durchs Schloß, und alle Herrlichkeit stürzte mit dem Ritter in tiefe Finsternis. – – –

      Als er erwachte, lag er auf der Landstraße am Rande des Waldes. Der schwarze Kater stand neben ihm und leckte ihm zärtlich die Hände. „Ach, du gutes Tier willst mich trösten,“ sagte Junker Heute traurig. Er erhob sich und setzte sich auf einen Stein am Wege und nahm den Kater auf seine Knie. „Ja, ja,“ sagte er, „so ist’s, nach dem Glück zog ich aus, und als ich es beinahe hatte, muß ich es mir durch meine Ungeduld zerstören – ja, so war ich immer – und mein armer Bruder hat es sich wohl durch seine Trägheit vernichtet – ach, Bruder Morgen, wärest du doch wieder bei mir, da wollten wir zusammen es noch einmal versuchen,“

      Als er so sprach, sprang der Kater ganz wild von seinen Knien herunter, heulte fürchterlich, zerrte an seinen Kleidern, lief zur verfallenen Hütte, kam wieder zurück und zerrte wieder an seinem Rocke.

      Da merkte der Junker, daß das Tier etwas von ihm wolle, stand auf und folgte dem Kater in die Hütte. Dort stand die Alte am Herde und rührte in einer Schüssel, aus der ein häßlicher Geruch aufstieg, und murmelte leise unverständliche Worte dazu. Da sprang der Kater so wild auf

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