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Chefarzt Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman. Helen Perkins
Читать онлайн.Название Chefarzt Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740976828
Автор произведения Helen Perkins
Жанр Языкознание
Серия Chefarzt Dr. Norden Staffel
Издательство Bookwire
Erik schenkte ihr einen kurzen, abschätzenden Blick und erwiderte dann kühl: »Und das wird auch nie wieder passieren.« Dann drehte er ihr den Rücken zu. Als er hörte, wie sie vom Hocker glitt und ihn verließ, atmete er erleichtert auf. Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war ein flirtwütiges, hübsches Mädchen an seiner Seite. Er wollte nur noch sein Bier austrinken und dann den langen Weg nach Hause antreten. Mit etwas Glück wäre er danach so geschafft, dass ihm das Einschlafen keine Probleme bereiten würde.
Bis es so weit war, sah er weiter den tanzenden Gästen zu. Noch während er darüber nachdachte, wie lange es her war, dass er sich so ausgelassen der Musik hingegeben hatte, stieg ihm ein seltsamer Geruch in die Nase. War das etwa Rauch? Roch es hier brenzlig? Erik drehte sich suchend um. Hinter der Bar führte eine schmale Tür in die Küche. Kam der Brandgeruch von dort? Er versuchte, den Barkeeper auf sich aufmerksam zu machen. Doch der machte gerade einem betrunkenen Gast mühsam klar, dass es für ihn nichts mehr zu trinken gab, und beachtete Erik nicht.
»He!«, brüllte Erik ihm zu. »Hier brennt’s!«
Der Barmann sah nur kurz hoch und schüttelte den Kopf.
»Denkst du, bei mir brennt’s nicht?«, lallte ein Mann, der den Platz der Blondinen eingenommen hatte. »Ich bin auch am Verdursten. Also warte gefälligst, bist du dran bist!«
»Besoffener Idiot!«, murmelte Erik. Der Brandgeruch wurde stärker, und niemandem schien das aufzufallen. Inzwischen war sich Erik absolut sicher, auch Qualm zu sehen, der unter dem Türspalt aus der Küche drang. Erik konnte nicht länger warten. Er sprang vom Hocker und ging um den Tresen herum. Sofort kam der Barkeeper zu ihm rüber gerannt.
»Sie haben hier nichts zu suchen!«, fuhr er Erik an. »Gedulden Sie sich gefälligst! Ihre Bestellung ist die nächste, die ich aufnehme.«
»Halten Sie den Mund und schauen Sie lieber in Ihrer Küche nach dem Rechten!«
»Warum sollte ich das …« Die Augen des Mannes weiteten sich. »Verdammter Mist! Die Fritteuse!« Und schon sprintete er an Erik vorbei in die Küche. Ohne lange nachzudenken, folgte Erik ihm. Ein Schwall heißer Luft begrüßte sie. Die kleine Küche war bereits mit beißendem Rauch gefüllt, und in der hinteren Ecke loderte es hell – wahrscheinlich die vergessene Fritteuse, deren heißes Öl sich entzündet hatte. Erik presste sich den Unterarm vor Mund und Nase, um nicht den giftigen Qualm einzuatmen. Mit der anderen Hand griff er nach der Schulter des Barkeepers, der todesmutig zur Fritteuse stürzen wollte, und hielt ihn zurück.
»Sind Sie verrückt geworden?«, bellte ihn Erik an. »Bis Sie da angekommen sind, hat das Kohlenmonoxid Sie schon entschärft. Ich weiß, wovon ich spreche. Lösen Sie gefälligst den Alarm aus und rufen Sie die Feuerwehr!«
Eriks Befehlston zeigte sofort Wirkung. Unter den strengen Blicken Eriks rannte Sunny in den angrenzenden Flur, der zu den Toiletten führte, schlug das Glas des Brandmelders ein und drückte den Knopf. Der schrille Ton der Sirene ertönte fast gleichzeitig. Erik hörte die aufgeregten Rufe der Gäste, die sich nicht sicher waren, ob der Alarm echt war.
»Was ist mit der Feuerwehr?«, fragte Erik den Barkeeper.
»Wird automatisch informiert …« Sunny zeigte auf den Brandmelder.
»Okay, dann sehen Sie zu, dass Sie die Leute hier rausbekommen. Ihre Kollegen sollen Ihnen helfen.«
Zusammen mit Sunny rannte Erik in den Gastraum zurück. Zum Glück war die Evakuierung hier bereits angelaufen. In Gedanken sprach Erik den Mitarbeitern des Clubs ein Lob aus, dass sie rasch reagiert hatten. Aber schon in der nächsten Minute konnte er nur noch fassungslos den Kopf schütteln über das Chaos, das ausgebrochen war. Mit einer vernünftigen Evakuierung hatte das ziellose Treiben hier nichts zu tun.
Vor dem Ausgang zum Foyer stauten sich dichte Menschengruppen. Die Doppeltür war viel zu schmal, um die vielen Gästen in kürzester Zeit hinauszulassen. Unruhe breitete sich unter ihnen aus. Einige drängelten und schubsten heftig, in der Hoffnung, dadurch schneller ins Freie zu kommen. Langsam entstand Panik. Erik wusste, dass davon eine größere Gefahr ausgehen konnte als von dem Brand, der sich zurzeit noch auf die Küche beschränkte. Er konnte nur hoffen, dass die Feuerwehr bald eintraf und die Menschen hier herausholte.
Noch immer drang laute Musik aus den Boxen. Zusammen mit dem schrillen Feueralarm und den Schreien der Clubbesucher bildete sie eine angsteinflößende Geräuschkulisse.
Erik bekam einen Kellner am Arm zu fassen, der an ihm vorbeihechten wollte. Er musste ihn anbrüllen, um den Lärm zu übertönen: »Was ist mit den Notausgängen? Warum staut sich alles hier am Haupteingang?«
»Die Notausgänge sind zugestellt! Es geht nur hier!« Der Mann riss sich los und rannte weiter. Wütend sah Erik auf das Szenario vor sich. Die meisten von ihnen könnten schon längst in Sicherheit sein, wenn es freie Notausgänge geben würde.
Aus der Küche drang dichter Qualm, ein lautes Klirren verriet, dass Fensterscheiben unter der Hitze zerborsten waren. Durch die einströmende Frischluft bekam das Feuer neuen Auftrieb. Es würde sich rasend schnell ausbreiten und sich nicht mehr lange auf die Küche des Clubs beschränken.
Erik wurde ungeduldig. Noch immer ging die Evakuierung viel zu langsam voran. Er und viele andere Gäste hatten noch nicht mal das Foyer erreicht, sondern waren noch immer im Gastraum. Nervös glitt sein Blick über die leere Tanzfläche hinüber zur Küche, aus der lange Flammenzungen schlugen. Sie mussten hier dringend raus! Sein Herz setzte kurz aus, als er in dem Rauch etwas sah. Seine Augen blieben an den versteckt liegenden Tischnischen auf der linken Saalseite hängen. Was war das? Lag dort ein Mann auf der Sitzbank und schlief seelenruhig seinen Rausch aus, während um ihn herum die Welt unterging?
Erik versuchte, seinen Blick zu fokussieren. Tatsächlich – auf dem Fußboden standen Schuhe vor einer Sitzbank, und darüber erkannte Erik schemenhaft die Umrisse eines Menschen.
»Verdammt!«, brüllte er auf. Er konnte unmöglich mit den anderen den Club verlassen und diesen Mann einfach seinem Schicksal überlassen. Hastig zog er seine Jacke aus, um sie sich über den Kopf zu hängen und Mund und Nase abzudecken. Dann hechtete er über die leere Tanzfläche zurück –, nur um festzustellen, dass die ganze Aufregung umsonst gewesen war. Auf dem Boden stand ein einsames Paar Herrenschuhe, das sein Besitzer bei Ausbruch des Feueralarms vergessen hatte. Die Sitzbank war leer. Seine Augen hatten ihm einen üblen Streich gespielt.
Erik wollte gerade den Rückzug antreten, als er stutzte. Ein neuer Geruch hatte sich unter den Qualmgestank gemischt. Er kam ihm bekannt vor und verhieß nichts Gutes. Die Erkenntnis, dass es Gas war, traf ihn in der Sekunde, in der ein ohrenbetäubender Knall den Nachtclub erschütterte. Eine Gasexplosion! Erik sah das gleißendhelle Licht der meterhohen Flammen auf sich zurasen, bevor ihn eine Druckwelle erfasste und in die Tischnische schleuderte. Hart schlug er rücklings auf der Tischplatte auf, die unter dem Aufprall zusammenbrach. Im selben Moment gab die Decke über Erik nach und stürzte ihm entgegen. Als ihn schwere Betonbrocken trafen, versank er in der Finsternis.
*
Es dauerte lange, bis das Klingeln des Telefons Daniel wecken konnte. Fee, die sich in seine Arme geschmiegt hatte, wurde vor ihm wach.
»Dan, Schatz, dein Telefon …«, murmelte sie verschlafen und stieß ihn zärtlich an.
Daniel gab einen leisen Protestlaut von sich, als er auf die Uhr sah: Es war erst kurz vor eins. Ohne sich umzudrehen, tastete er nach seinem Handy, das auf dem Nachttisch lag. Als er die Nummer auf dem Display sah, war er sofort munter. Vorsichtig, um Fee nicht zu stören, richtete er sich auf und nahm den Anruf aus der Behnisch-Klinik entgegen. Es musste einen triftigen Grund geben, wenn der Chefarzt mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen wurde.
»Ja, Norden«, meldete er sich.
Fee konnte spüren, wie sich ihr Liebster anspannte, als er den Worten des Anrufers folgte.
»Wir kommen!«, sagte er schließlich knapp. »Benachrichtigen Sie jeden, den Sie auftreiben können!«
»Was