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      »Grad heraus und kurz gesagt, zehntausend Thaler.«

      Da fuhr der Baron zurück, als ob er von einer Natter gebissen worden sei. Er sagte:

      »Zehntausend Thaler? Mensch, Du bist zehntausendmal verrückt. Das ist ja ein ganzes Vermögen!«

      »Freilich!« antwortete der Schmied trocken. »Ich will nämlich reich werden.«

      »Was geht das mich an! Wenn ich es auch geben wollte, ich könnte es doch nicht geben. Ich bin ja selbst arm!«

      »Borgen Sie es sich!«

      »Wer soll mir eine solche Summe borgen!«

      »Hm! Ja, ja! Ich weiß gar wohl, daß es mit Ihrem Beutel nicht sehr gut bestellt ist. Aber vielleicht läßt sich da helfen. Geben Sie uns einen Wechsel!«

      »Kerls, was versteht Ihr denn von einem Wechsel!«

      »Ich meine nämlich einen Wechsel auf Sicht,« fuhr der Schmied ganz unbeirrt fort.

      »Der würde Euch ja auch nichts nützen!«

      »Warum nicht?«

      »Ich könnte ihn ja gar nicht bezahlen!«

      »O, wir würden Sie schon so weit bringen, daß Sie im Stande wären, so eine kleine Summe zu bezahlen!«

      Er horchte auf und sagte:

      »Ich verstehe Euch nicht. Erklärt Euch deutlicher!«

      »Hm! Da giebt es doch nicht viel zu erklären! Sie heißen ja Baron Helfenstein!«

      »Was nutzt mir das?«

      »Helfenstein ist doch eine große, reiche Besitzung!«

      »Aber sie gehört mir nicht.«

      »Daran sind Sie selbst Schuld. Sie sind ja der Erbe!«

      »Ja, wenn das Kind nicht wäre!«

      Der Schmied schnipste mit den Fingern und meinte verächtlich:

      »Das Kind! Hm, das Kind! Wem kann ein Kind im Wege sein!«

      Der Baron trat an das Fenster und blickte eine Weile lang sinnend hinaus. Tausendmal schon hatte er daran gedacht, das Kind auf die Seite schaffen zu lassen. Er selbst wollte es nicht thun, und wo fand sich Einer, dem er vertrauen konnte? Hier nun boten sich gleich Zwei freiwillig an. Dazu kam, daß, wenn er ihnen das Geschäft übertrug, er sie auch in Beziehung auf die Ermordung des Hauptmannes zum Schweigen brachte. Und da waren zehntausend Thaler keine große Summe. Er drehte sich also zu ihnen um und sagte:

      »Wolf, ich glaube, Ihr habt mir einen Vorschlag zu machen?«

      »Ja,« antwortete der Schmied schnell.

      »Nun, welchen?«

      »Sie geben mir heut einen Wechsel auf Sicht über die zehntausend Thaler.«

      »Was habe ich dafür?«

      »Erstens gehen wir nicht nach der Residenz, und zweitens sind Sie in kurzer Zeit Besitzer der ganzen Herrschaft Helfenstein. Sind Sie es zufrieden?«

      »Wann wird der Wechsel präsentirt?«

      »Sobald wir merken, daß Sie ihn ohne große Opfer einlösen können. Sie sehen, wir sind sehr gefällig.«

      »Hole Euch der Teufel! Aber ich will Euch gestehen, daß ich Euch nicht für solche Spitzbuben, sondern für ganz und gar ehrliche Leute gehalten habe.«

      »Hm! Wir zum Beispiel haben Sie stets für einen Spitzbuben gehalten, gnädiger Herr Baron!«

      »Mensch! Schlingel! Was fällt Dir ein!«

      »O, wenn ich unter Kameraden bin, nehme ich niemals ein Blatt vor den Mund. Sie müssen nämlich wissen, daß ich schon seit einer langen Reihe von Jahren bei den Schmugglern bin.«

      »Ah! Wirklich?« fragte er rasch. »Bringt das viel ein?«

      »Ungeheuer! Es ist sicherer als das Hazardspiel. Wäre ich ein vornehmer und reicher Herr, ich spielte niemals ein anderes Spiel, als den Schmuggel.«

      »Sie mögen recht haben. Wollen später einmal sehen! Also, sind wir einig? Zehntausend Thaler?«

      »Ja. Es gilt?«

      »Ich bin dabei. Hier meine Hand!«

      »Und hier die unserige!«

      Die Drei schlugen ein. Der Freiherr hatte sich mit den beiden Schmugglern verbündet, um eine Baronie zu bekommen. Als sie von ihm fortgingen, den Wechsel in der Tasche, ahnte er nicht, welchen Einfluß diese unscheinbare Bekanntschaft für seine Zukunft haben werde.

      Als sie das Dorf im Rücken hatten, meinte der Sohn:

      »Zehntausend Thaler auf einen Schlag, das ist ungeheuer viel. Aber nun dauert mich doch der arme Brandt's Gustav!«

      »Warum denn?«

      »Er wird jedenfalls hingerichtet!«

      »Unsinn! Selbst wenn er zum Tode verurtheilt würde, ist vorauszusehen, daß ihn der König begnadigt.«

      »Du meinst, er schenkt ihm die Strafe ganz?«

      »O nein. Er bekommt lebenslänglich Zuchthaus.«

      »Brrr! Das ist viel, viel schlimmer als der Tod!«

      »Möglich! Aber er kommt ja auch gar nicht in das Zuchthaus!«

      »Wohin sonst?«

      »Er kann gehen, wohin er will!«

      »Vater, Du redest wohl irre?«

      »Das fällt mir nicht ein! Ich weiß, was ich sage. Oder denkst Du denn etwa, daß ich einen Unschuldigen bestrafen lasse, wenn ich schuld bin, daß er nicht freigesprochen wird? Ich bin ein Schmuggler; aber doch ein ehrlicher Kerl!«

      »Aber das Kind, den kleinen Robert von Helfenstein, willst Du doch umbringen!«

      »Wer hat denn das gesagt? Kerl, Du mußt noch viel, sehr viel wachsen, ehe Du ein solcher Pfiffikus wirst, wie Dein Vater ist! Der kleine Robert bleibt leben; der Baron aber muß denken, er sei todt. Dann habe ich ihn für alle Zeit in der Hand; denn wenn ich den Robert wiederbrächte, müßte er Alles wieder hergeben.«

      »Aber die Sache hat dennoch einen sehr großen Haken!«

      »Das sehe ich nun doch nicht ein.«

      »Der Robert darf doch nicht verschwinden!«

      »Nein, sondern er muß wirklich todt sein.«

      »Aber dann kann er doch nicht wieder erscheinen. Oder soll da ein falscher Robert kommen?«

      »Nein, sondern der richtige. Hast Du nicht gehört, daß der Botenfrau ihr Kleiner heute Nacht gestorben ist?«

      »Ja.«

      »Nun, wir holen den Robert und legen den todten Knaben dafür in das Bette.«

      »Das kommt ja sofort heraus. Dadurch läßt sich Niemand betrügen. Baronesse Alma kennt ihr Brüderchen zu genau, als daß sie es mit dem Jungen der Botenfrau verwechseln könnte.«

      »Das ist richtig! Aber, wenn man nun auf den Gedanken käme, ein Streichholz mit hinzuzulegen?«

      »Ah, Du meinst das Bettchen verbrennen?«

      »Ja. Sie denken dann, der kleine Robert sei verbrannt. Und an den verbrannten Ueberresten der Leiche können sie doch nicht sehen, daß eine Verwechselung stattgefunden hat.«

      »Dieser Plan ist gut. Wann führen wir ihn aus?«

      »In drei Tagen, wenn die Baronesse nach der Residenz ist, um in dem Prozesse als Zeugin zu dienen.«

      So war dem Baron ein unerwarteter Zeuge seiner That erstanden. Er ahnte nicht im Mindesten, daß es noch einen Zweiten gebe; aber bereits am anderen Tage stellte sich ein solcher ein. Nämlich ein Wagen hielt vor seiner

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