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      »Kein Mensch, sage ich!«

      »Und doch wurde Euch ein Diamant zum Kaufe angeboten!«

      Die Beiden erschraken.

      »Ein Diamant?« fragte der Alte.

      »Ja.«

      »Was weiß ich davon? Weißt Du es, Rebeccaleben?«

      »Kein Wort weiß ich!«

      »Nun gut! Seht einmal her! Da! Und wenn Ihr noch jetzt die Wahrheit verleugnet, arretire ich Euch Beide.«

      Er zeigte ihnen die Polizeimedaille hin.

      »Gott der Gerechte!« rief der Jude. »Ein Polizist! Einer von dem berühmten Corps, welches man nennt die Herren Detectives von der Geheimpolizei!«

      »So ist es! Also heraus mit der Wahrheit! Oder wollt Ihr vielleicht auch jetzt noch leugnen?«

      »Nein, mein hochgeehrter Herr Polizist! Ein Mann des Geschäftes sagt nicht Jedermann, was er weiß; aber die Polizei ist mein Freund; ich liebe sie; ich werde ihr Alles sagen.«

      »Gut! Also es war ein Mann hier mit einem Diamanten?«

      »Ja.«

      »Er bot ihn zum Kaufe an?«

      »Ja.«

      »Hast Du ihn gekauft, Alter?«

      »Wie habe ich können kaufen den Stein? Bin ich doch ein armer Mann, welcher nicht hat hundert Gulden in seinem Hause, um viel weniger so viel, wie wurde verlangt.«

      »Du lügst auch jetzt noch! Du bist wohlhabend und hast Geld genug. Mir aber genügt, daß Du den Stein nicht gekauft hast. Wie viel wurde verlangt?«

      »Hundertzwanzigtausend Gulden.«

      »Und wie viel war er werth?«

      »Weiß ich es? Habe ich jemals gekauft einen Diamanten? Kann ich überhaupt kaufen Edelsteine? Ich weiß, was werth sind ein Paar Schuhe oder Stiefel, welche sind ohne Sohlen und Absätze, aber ich weiß nicht, was werth ist ein Diamant!«

      »Kanntet Ihr den Menschen?«

      »Nein.«

      »Er war noch nicht bei Euch?«

      »Noch nicht in seinem ganzen Leben.«

      »Wohl, so will ich mich mit dieser Antwort begnügen. Wie aber steht es nun mit dem Hinauswerfen?«

      »Herr, das war ein Spaß! Man ist oft aufgelegt, zu machen eine kleine Art Jux von Scherz.«

      »So will ich es also betrachten. Gute Nacht!«

      »Gute Nacht! Schlafen der Herr Geheimpolizist wohl! Rebeccaleben, lasse ihn hinaus und verschließe die Thür, daß nicht etwa noch Einer kommt, Dich zu werfen an die Wand!«

      Jetzt hatte der Fürst in dieser Stadtgegend nichts mehr zu thun. Er kehrte nach Hause zurück. Dort fand er, daß Adolf fleißig gewesen war. Der Inhalt des Juwelenschrankes war umgetauscht worden. Die Dienerschaft erhielt ihre Befehle. Sämmtliche Leute sollten sich in einem nahen Zimmer einschließen. Sie waren bewaffnet, erhielten aber die Weisung, sich gänzlich ruhig zu verhalten und nur dann anzugreifen, wenn der Fürst selbst es befehlen würde. Um zwei Uhr sollten alle Lichter verlöscht sein.

      Halb drei Uhr, als bereits Alles finster war, kehrte Anton zurück. Er meldete, daß der Baron sich noch immer im Casino befinde, und begab sich dann in das betreffende Zimmer zu den anderen Leuten.

      Nun legte sich der Fürst zu Bette, aber angekleidet und mit zwei Revolvern bewaffnet. Adolf begab sich hinab in den Garten, an dessen Thor er Posto faßte.

      Die Zeit verging, und es schlug drei Uhr. Da löste sich, nicht weit von dem Gitterthore, eine Gestalt aus dem Schatten eines Baumes los und kam langsam näher. Der Mann that ganz so, als ob er in tiefe Gedanken versunken sei und die Absicht habe, vorüber zu gehen. Als er eben am Thore anlangte, entfiel seinen Händen ein weißes Taschentuch.

      »Pst!« flüsterte Adolf. »Kommen Sie vom Hauptmanne?«

      Der Mann hatte sich ruhig niedergebückt, um das Tuch aufzuheben. Jetzt machte er eine gut gespielte Bewegung der Ueberraschung und fragte, auch in gedämpftem Tone:

      »Sprach hier Jemand?«

      »Ja.«

      »Was sagten Sie?«

      »Ob Sie vom Hauptmann kommen?«

      »Ich weiß gar nicht, was Sie meinen!«

      Da aber knirschte es leise hinter Adolf im Sande, und in demselben Augenblicke stand ein zweiter Mann neben ihm.

      »Brauchst nicht so sehr vorsichtig zu sein!« sagte dieser zu dem draußen Stehenden. »Wir haben uns überzeugt, daß wir sicher sind. Steig leise über!«

      Der Aufgeforderte war so leicht und schnell über den Zaun herüber, daß er darin eine sehr gute Uebung haben mußte.

      »Ist der Hauptmann da?« fragte er.

      »Ja. Ich werde ihm das Zeichen geben.«

      Er schnippste mit dem Finger. Dies gab keinen sehr lauten Ton, doch war derselbe auf eine ziemliche Entfernung hin zu vernehmen. Einige Augenblicke später kam eine dritte Gestalt herbei gehuscht, welche bei Adolf stehen blieb, während sich die beiden Anderen in respectable Entfernung zurückzogen.

      »Sie sind der Diener Adolf?« fragte der Mann.

      »Ja.«

      »Ich bin der Hauptmann. Sie legen heute Ihre Probe ab. Bestehen Sie dieselbe, werden Sie eine Restauration erhalten; bestehen Sie dieselbe aber nicht, oder treiben Sie gar Verrath gegen uns, so sind Sie bereits jetzt ein todter Mann!«

      »Ich habe versprochen, Sie einzulassen, und ich pflege mein Wort zu halten, Herr Hauptmann.«

      »Einlassen, ja! Aber hat man uns keinen Hinterhalt gelegt?«

      »Nein. Sie werden sich überzeugen, daß ich es vollständig ehrlich meine.«

      »Wir werden sehen und natürlich trotz Ihrer Versicherungen unsere Vorsichtsmaßregeln treffen. Sie dürfen uns das nicht übel nehmen; wir kennen Sie noch nicht. Später wird das anders sein!«

      »Ich hoffe es!«

      »Der Garten ist bereits seit einigen Stunden besetzt. Man meldet mir, daß vor kurzem, vielleicht vor einer halben Stunde, ein Mann das Palais betreten habe. Wer war das?«

      »Ein College von mir, ein Diener.«

      »Woher kam er?«

      »Von seiner Geliebten.«

      »Ah, so! Ist er schlafen gegangen?«

      »Ja.«

      »Gut! Wissen Sie, um was es sich handelt?«

      »Ich kann es mir denken.«

      »Der Architect, welcher Sie heute engagirte, hat Ihnen wohl gar nichts davon gesagt?«

      »Er verlangte, daß ich ihm das Innere des Palais zeigen solle.«

      »Das war vorsichtige Redensart. Sie werden erkennen, daß wir einen bestimmten Zweck verfolgen. Es wurde mir gesagt, daß Sie keine Veranlassung haben, Ihrem Herrn sehr zugethan zu sein?«

      »Das habe ich allerdings gesagt und auch bewiesen.«

      »Nun, wir werden Sie heute an ihm rächen, und Sie sollen Ihren Vortheil dabei finden. Wir haben es dabei auf einen ganz besonderen Gegenstand abgesehen, nämlich auf den Juwelenschrank. Der ist Ihnen doch bekannt?«

      »Natürlich!«

      »Wo steht er?«

      »Im Toilettenzimmer.«

      »Wo schläft der Fürst?«

      »Daneben.«

      »Ist der Schrank verschlossen?«

      »Ich

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