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sie, „aber das ist ein Feuer, das brennt, das wärmt mir die alten Knochen, da wird mir wohl. Aber dort liegt ein Klotz, der will nicht brennen, den hol mir heraus. Hast du das noch gethan, so bist du frei, und kannst ziehen wohin du willst. Nur munter hinein.“ Der Trommler besann sich nicht lange, sprang mitten in die Flammen, aber sie thaten ihm nichts, nicht einmal die Haare konnten sie ihm versengen. Er trug den Klotz heraus und legte ihn hin. Kaum aber hatte das Holz die Erde berührt, so verwandelte es sich, und das schöne Mädchen stand vor ihm, das ihm in der Noth geholfen hatte: und an den seidenen goldglänzenden Kleidern, die es anhatte, merkte er wohl daß es die Königstochter war. Aber die Alte lachte giftig und sprach „du meinst du hättest sie, aber du hast sie noch nicht.“ Eben wollte sie auf das Mädchen losgehen, und es fortziehen, da packte er die Alte mit beiden Händen, hob sie in die Höhe, und warf sie den Flammen in den Rachen, die über ihr zusammenschlugen, als freuten sie sich daß sie eine Hexe verzehren sollten.

      Die Königstochter blickte darauf den Trommler an, und als sie sah daß es ein schöner Jüngling war und bedachte daß er sein Leben daran gesetzt hatte, um sie zu erlösen, so reichte sie ihm die Hand und sprach „du hast alles für mich gewagt, aber ich will auch für dich alles thun. Versprichst du mir deine Treue, so sollst du mein Gemahl werden. An Reichthümern fehlt es uns nicht, wir haben genug an dem, was die Hexe hier zusammen getragen hat.“ Sie führte ihn in das Haus, da standen Kisten und Kasten, die mit ihren Schätzen angefüllt waren. Sie ließen Gold und Silber liegen und nahmen nur die Edelsteine. Sie wollte nicht länger auf dem Glasberg bleiben, da sprach er zu ihr „setze dich zu mir auf meinen Sattel, so fliegen wir hinab wie Vögel.“ „Der alte Sattel gefällt mir nicht,“ sagte sie, „ich brauche nur an meinem Wunschring zu drehen, so sind wir zu Haus.“ „Wohlan,“ antwortete der Trommler, „so wünsch uns vor das Stadtthor.“ Im Nu waren sie dort, der Trommler aber sprach „ich will erst zu meinen Eltern gehen und ihnen Nachricht geben, harre mein hier auf dem Feld, ich will bald zurück sein.“ „Ach,“ sagte die Königstochter, „ich bitte dich, nimm dich in Acht, küsse deine Eltern bei deiner Ankunft nicht auf die rechte Wange, denn sonst wirst du alles vergessen, und ich bleibe hier allein und verlassen auf dem Feld zurück.“ „Wie kann ich dich vergessen?“ sagte er und versprach ihr in die Hand recht bald wieder zu kommen. Als er in sein väterliches Haus trat, wußte niemand wer er war, so hatte er sich verändert, denn die drei Tage, die er auf dem Glasberg zugebracht hatte, waren drei lange Jahre gewesen. Da gab er sich zu erkennen, und seine Eltern fielen ihm vor Freude um den Hals, und er war so bewegt in seinem Herzen, daß er sie auf beide Wangen küßte und an die Worte des Mädchens nicht dachte. Wie er ihnen aber den Kuß auf die rechte Wange gegeben hatte, verschwand ihm jeder Gedanke an die Königstochter. Er leerte seine Taschen aus und legte Händevoll der größten Edelsteine auf den Tisch. Die Eltern wußten gar nicht was sie mit dem Reichthum anfangen sollten. Da baute der Vater ein prächtiges Schloß, von Gärten, Wäldern und Wiesen umgeben, als wenn ein Fürst darin wohnen sollte. Und als es fertig war, sagte die Mutter „ich habe ein Mädchen für dich ausgesucht, in drei Tagen soll die Hochzeit sein.“ Der Sohn war mit allem zufrieden, was die Eltern wollten.

      Die arme Königstochter hatte lange vor der Stadt gestanden und auf die Rückkehr des Jünglings gewartet. Als es Abend ward, sprach sie „gewis hat er seine Eltern auf die rechte Wange geküßt, und hat mich vergessen.“ Ihr Herz war voll Trauer, sie wünschte sich in ein einsames Waldhäuschen und wollte nicht wieder an den Hof ihres Vaters zurück. Jeden Abend gieng sie in die Stadt, und gieng an seinem Haus vorüber: er sah sie manchmal, aber er kannte sie nicht mehr. Endlich hörte sie wie die Leute sagten „morgen wird seine Hochzeit gefeiert.“ Da sprach sie „ich will versuchen ob ich sein Herz wieder gewinne.“ Als der erste Hochzeitstag gefeiert ward, da drehte sie ihren Wunschring und sprach „ein Kleid so glänzend wie die Sonne.“ Alsbald lag das Kleid vor ihr und war so glänzend, als wenn es aus lauter Sonnenstrahlen gewebt wäre. Als alle Gäste sich versammelt hatten, so trat sie in den Saal. Jedermann wunderte sich über das schöne Kleid, am meisten die Braut, und da schöne Kleider ihre größte Lust waren, so gieng sie zu der Fremden und fragte ob sie es ihr verkaufen wollte. „Für Geld nicht,“ antwortete sie, „aber wenn ich die erste Nacht vor der Thüre verweilen darf, wo der Bräutigam schläft, so will ich es hingeben.“ Die Braut konnte ihr Verlangen nicht bezwingen und willigte ein, aber sie mischte dem Bräutigam einen Schlaftrunk in seinen Nachtwein, wovon er in tiefen Schlaf verfiel. Als nun alles still geworden war, so kauerte sich die Königstochter vor die Thüre der Schlafkammer, öffnete sie ein wenig und rief hinein

      „Trommler, Trommler, hör mich an,

       hast du mich denn ganz vergessen?

       hast du auf dem Glasberg nicht bei mir gesessen?

       habe ich vor der Hexe nicht bewahrt dein Leben?

       hast du mir auf Treue nicht die Hand gegeben?

       Trommler, Trommler, hör mich an.“

      Aber es war alles vergeblich, der Trommler wachte nicht auf, und als der Morgen anbrach, mußte die Königstochter unverrichteter Dinge wieder fortgehen. Am zweiten Abend drehte sie ihren Wunschring und sprach „ein Kleid so silbern als der Mond.“ Als sie mit dem Kleid, das so zart war, wie der Mondschein, bei dem Fest erschien, erregte sie wieder das Verlangen der Braut und gab es ihr für die Erlaubnis auch die zweite Nacht vor der Thüre der Schlafkammer zubringen zu dürfen. Da rief sie in nächtlicher Stille

      „Trommler, Trommler, hör mich an,

       hast du mich denn ganz vergessen?

       hast du auf dem Glasberg nicht bei mir gesessen?

       habe ich vor der Hexe nicht bewahrt dein Leben?

       hast du mir auf Treue nicht die Hand gegeben?

       Trommler, Trommler, hör mich an.“

      Aber der Trommler, von dem Schlaftrunk betäubt, war nicht zu erwecken. Traurig gieng sie den Morgen wieder zurück in ihr Waldhaus. Aber die Leute im Haus hatten die Klage des fremden Mädchens gehört und erzählten dem Bräutigam davon: sie sagten ihm auch daß es ihm nicht möglich gewesen wäre etwas davon zu vernehmen, weil sie ihm einen Schlaftrunk in den Wein geschüttet hätten. Am dritten Abend drehte die Königstochter den Wunschring und sprach „ein Kleid flimmernd wie Sterne.“ Als sie sich darin auf dem Fest zeigte, war die Braut über die Pracht des Kleides, das die andern weit übertraf, ganz außer sich und sprach „ich soll und muß es haben.“ Das Mädchen gab es, wie die andern, für die Erlaubnis die Nacht vor der Thüre des Bräutigams zuzubringen. Der Bräutigam aber trank den Wein nicht, der ihm vor dem Schlafengehen gereicht wurde, sondern goß ihn hinter das Bett. Und als alles im Haus still geworden war, so hörte er eine sanfte Stimme, die ihn anrief

      „Trommler, Trommler, hör mich an,

       hast du mich denn ganz vergessen?

       hast du auf dem Glasberg nicht bei mir gesessen?

       habe ich vor der Hexe nicht bewahrt dein Leben?

       hast du mir auf Treue nicht die Hand gegeben?

       Trommler, Trommler, hör mich an.“

      Plötzlich kam ihm das Gedächtnis wieder. „Ach,“ rief er, „wie habe ich so treulos handeln können, aber der Kuß, den ich meinen Eltern in der Freude meines Herzens auf die rechte Wange gegeben habe, der ist Schuld daran, der hat mich betäubt.“ Er sprang auf, nahm die Königstochter bei der Hand und führte sie zu dem Bett seiner Eltern. „Das ist meine rechte Braut,“ sprach er, „wenn ich die andere heirathe, so thue ich großes Unrecht.“ Die Eltern, als sie hörten wie alles sich zugetragen hatte, willigten ein. Da wurden die Lichter im Saal wieder angezündet, Pauken und Trompeten herbei geholt, die Freunde und Verwandten eingeladen wieder zu kommen, und die wahre Hochzeit ward mit großer Freude gefeiert. Die erste Braut behielt die schönen Kleider zur Entschädigung und gab sich zufrieden.

      Die Kristallkugel

      (Brüder Grimm)

       Inhaltsverzeichnis

      Es war einmal eine Zauberin, die hatte drei Söhne, die

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