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an die Anwärterin richten!“ erscholl die Stimme des Mannes aus der Dunkelheit.

      „Sieben Male muß sie antworten, muß sie ihre Ergebenheit zum Ausdruck bringen, bevor sie zum Ort der Weihung und Reinigung geführt werden darf!“

      Es entstand eine Pause.

      Die beiden Mädchen, die Moira bedient hatten, verließen die Estrade. Einen Augenblick später waren sie mit der Dunkelheit verschmolzen. Als sie ihre Schalen auf Tische, die für Moira unsichtbar waren, abgestellt hatten, kamen sie zurück und blieben wartend und mit gesenkten Köpfen am Fuß des Podests stehen, wo sie das Licht gerade noch erreichte.

      „Ich stelle die Frage zum ersten Mal an die Anwärterin. Moira Tuttle, begehrst du aus freiem Willen, die Befreiung deines inneren Selbst und deines Geistes durch die Verherrlichung des Fleisches zu erlangen und so zu einer der Geweihten zu werden?“

      „Ja — ähm, Flamen.“ Moira fühlte sich albern, aber sie konnte es nicht ändern. Sie stockte immer oder stolperte über das Wort „Flamen“. Es hatte auch nichts genützt, daß Lorand de Cordoba ihr wieder und wieder erklärt hatte, daß es das lateinische Wort für die alten, römischen Priester war. Es klang so seltsam und unheimlich.

      „Die Anwärterin hat ihre erste bejahende Antwort gegeben. Ich frage sie deshalb noch einmal. Moira Tuttle, begehrst du aus freiem Willen …“

      Sechs weitere Fragen folgten, wurden mit „ja“ beantwortet, und Moira war stolz, daß sie die letzten drei Male nicht über „Flamen“ gestolpert war — zumindest nicht ihrer Ansicht nach.

      Lange Zeit war es still. Sie konnte das schnellere Atmen von jenen hören, die im Tempel versammelt waren. Ihr schien, als ob die Temperatur plötzlich gestiegen wäre. Sie fühlte sich noch heißer als vorher — innen und außen. Der Gong ertönte, einige fremdartige Akkorde von der Sitar. Erneut der Gong. Jetzt sprach wieder die männliche Stimme, die Stimme von Lorand de Cordoba, dem Großen Flamen des Inneren Kreises der Eklektischen Esoteriker. „Mägde! Begleitet die Anwärterin zum Ort der Weihung und Reinigung!“

      Die beiden Mädchen streckten Moira die Hand entgegen. Sie ging nach vom. Ein Schritt. Noch ein Schritt. Sie streckte ihre Hände aus, die ergriffen wurden. Sie stieg vom Podest herunter.

      In diesem Augenblick erlöschte der Lichtstrahl. Eine Sekunde lang herrschte absolute Dunkelheit, abgesehen von der matten Glut der Kohlen in den Pfannen. Dann wurde ein anderes, ein rötliches Licht eingeschaltet. Sein kegelförmiger Strahl fiel auf eine andere, höhere Estrade auf der rechten Seite des Podests, auf dem Moira gestanden hatte. Drei Stufen unter einem weißen Teppich — das Licht ließ ihn rot gefärbt erscheinen — führten hinauf zu dem Podest, auf dem ein großer, grotesk geschnittener, thronähnlicher Stuhl stand.

      Senkrecht aus dem Sitz ragte ein glatter Stein empor, der wie ein Phallus geformt war, und der von dem reichlich aufgetragenen Öl glänzte.

      Die Mägde führten Moira zum Fuß der Stufen, ließen ihre Hände los und verschwanden. Ihr Platz wurde sofort von zwei muskulösen, dunkelhäutigen Männern eingenommen. Sie waren nackt bis zur Hüfte und trugen hautenge Hosen, die offensichtlich ausgestopft waren, um jene Wölbung am Ende ihrer Schenkel besser zur Geltung zu bringen.

      „Die Akolyten des Priapus werden nun die Anwärterin die drei Stufen hinaufgeleiten“, gebot die körperlose Stimme von Lorand de Cordoba. „Höre mich, und höre die Worte der alten Götter, bevor du mit dem Aufstieg beginnst, Moira Tuttle! Die erste Stufe stellt den Verzicht auf die Vergangenheit dar. Die zweite Stufe die Öffnung deines Verstandes und deines Herzens für die Lehren, die neu für dich, aber so alt wie die Zeit selbst sind. Die dritte, deine Entscheidung, niemals zu dem zurückzukehren, was du vorher geglaubt hast. Hast du verstanden?“

      „Ich verstehe, o Flamen!“ antwortete Moira und streckte den Männern eifrig ihre Hände hin. Sie ergriffen sie, und zusammen gingen sie die drei Stufen hoch. Oben auf dem Podest ließen die Männer ihre Hände los.

      „Nun drehe dich um, Moira Tuttle, und schaue zu den Geweihten, die du noch nicht sehen kannst, die aber das Ritual aus dem verdunkelten Heiligtum des Tempels beobachten, und mit denen du bald in totaler Freiheit und Aufklärung verbunden sein wirst.“

      Moira gehorchte und drehte sich langsam um. Ihre Lippen waren leicht geöffnet und feucht. Ihr Herz hämmerte, und durch ihren schweren Atem hoben und senkten sich bebend ihre vollen Brüste mit den leuchtend geröteten Spitzen.

      „Akolyten des Priapus! Helfet der Anwärterin zu empfangen und empfangen zu werden!“

      Starke Hände spannten sich um Moira Tuttles Oberarme und führten sie rückwärts zu dem großen Stuhl, bis sie mit ihren Schenkeln die Kante des Sitzes berührte.

      „Halte dich an den Stuhlarmen und lasse dich langsam nieder, Moira Tuttle“, sagte einer der Männer zu ihr. Moira packte die Stuhlarme.

      „Die Anwärterin ist sich der Bedeutung des Ritus bewußt, dem sie sich jetzt unterziehen wird“, erklärte die Stimme von Lorand de Cordoba. „Es ist ein Ritus der Defloration. Er symbolisiert ihre Bereitschaft, sich den Mächten der alten Götter zu unterwerfen und ihre Weiblichkeit ihrer Verehrung zu weihen, indem sie sie freigiebig den Geweihten des Inneren Kreises darbietet.“

      Es entstand eine Pause.

      „Sie ist sich ferner bewußt, daß sie den ganzen Phallus in ihren Körper aufnehmen muß. Derart wird sie zur Befriedigung von Hymen und Priapus und den anderen des Mystischen Pantheons beweisen, daß sie freudig und ohne Angst oder Zurückhaltung alles empfangen und dadurch würdig sein wird, in den Inneren Kreis aufgenommen zu werden!“

      Moira stützte sich fest auf die Stuhlarme und ließ sich langsam nieder, indem sie ihre Hüften hin- und herbewegte, bis sie sich genau über der Spitze des steinernen Phallus befand. Sie fühlte seine Berührung, und ihre Erregung steigerte sich.

      Es war nicht die Vorstellung, sich selbst auf diesem geschnitzten Phallus aufzuspießen, die ihr sehr zusagte. Nicht an sich. Es war das, was der Akt darstellen sollte, und was ihm folgen würde, das sie erregte.

      Ihre eigenen weiblichen Säfte und das Öl, mit dem der Stein bestrichen war, machten das anfängliche Eindringen recht leicht. Der Ritus hatte seinen Ursprung in einer wirklichen Deflorationszeremonie, aber jetzt war er ganz und gar symbolisch.

      In meinem Fall ganz bestimmt, kicherte Moira innerlich. Mit 22 war sie schon seit über sechs Jahren ohne Jungfernhäutchen. Sie war gerade sechzehn gewesen, als sie ihre Unschuld verloren — verloren? ach, freudig weggeben — hatte, überlegte sie. Seitdem hatte es eine endlose Parade von männlichen Gliedern gegeben — und die waren nicht aus Stein gewesen. Einige davon allerdings Blindgänger, vollkommene Versager. Andere waren mäßig bis gut, und einige wenige waren großartig, ja, Spitzenklasse gewesen. Aber keiner, und nicht einmal alle zusammengenommen, würde mit den Lüsten vergleichbar sein, die sie nun als Geweihte, als vollwertiges Mitglied von Lorand de Cordobas Kolonie des Befreiten Fleisches erwarteten!

      Moira fühlte den steinernen Phallus weiter eindringen. Obwohl sie wußte, daß es daher rührte, weil sie sich weiter niederließ, konnte sie sich beinahe einbilden, daß er wirklich lebendig war und sie aus eigenem Willen und aus eigener Kraft aufspeerte.

      Ein Gedanke durchfuhr sie. Was würde wohl mein Vater, dieser heuchlerische Ehrenmann, denken, wenn er mich jetzt sehen könnte? Sie erstickte den Drang zu lachen. Der alte, widerliche Kerl. J. Holcomb Tuttle, Who’s Who, Social Register und führender Finanzmann, dessen beiläufige Bemerkungen es anscheinend wert waren, auf der Titelseite des Wall Street Journal oder des Journal of Commerce zu erscheinen.

      Was hat J. Holcomb denn für mich getan, fragte sich Moira, und der Phallus bohrte sich noch weiter in sie hinein. Nichts, außer daß er angefangen hat, mich zu verderben, als ich neun war — und, natürlich, daß er mir etwas über 20 Millionen Dollar hinterlassen hat.

      Aber das alte Ekel hatte noch nicht mal den Mut, anständige Arbeit zu leisten, dachte sie verächtlich. Ein wenig scheinheiliges Herumfingern, dazu reichte sein Mumm gerade aus, als seine Frau — Moiras Mutter

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