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gerechnet und fieng nun an in dem Leib des Wolfs einen gewaltigen Lärmen zu machen, tobte und schrie, was er konnte. "Willst du stille sein," sprach der Wolf, "du weckst die Leute auf." - "Ei was," antwortete der Kleine, "du hast dich satt gefressen, ich will mich auch lustig machen," und fieng von neuem an aus allen Kräften zu schreien. Davon erwachte endlich sein Vater und seine Mutter, liefen an die Kammer und schauten durch die Spalte hinein. Wie sie sahen, daß ein Wolf darin hauste, liefen sie davon, und der Mann holte die Axt, und die Frau die Sense. "Bleib dahinten," sprach der Mann, als sie in die Kammer traten, "wenn ich ihm einen Schlag gegeben habe und er davon noch nicht todt ist, so mußt du auf ihn einhauen und ihm den Leib zerschneiden." Da hörte Daumesdick die Stimme seines Vaters und rief "lieber Vater, ich bin hier, ich stecke im Leibe des Wolfs." Sprach der Vater voll Freuden "gottlob, unser liebes Kind hat sich wieder gefunden," und hieß der Frau die Sense wegthun, damit Daumesdick nicht beschädigt würde. Danach holte er aus und schlug dem Wolf einen Schlag auf den Kopf, daß er todt niederstürzte: dann suchten sie Messer und Scheere, schnitten ihm den Leib auf und zogen den Kleinen wieder hervor. "Ach," sprach der Vater, "was haben wir für Sorge um dich ausgestanden!" - "Ja, Vater, ich bin viel in der Welt herumgekommen; gottlob, daß ich wieder frische Luft schöpfe." - "Wo bist du denn all gewesen?" - "Ach Vater, ich war in einem Mauseloch, in einer Kuh Bauch und in eines Wolfes Wanst: nun bleib ich bei euch." - "Und wir verkaufen dich um alle Reichthümer der Welt nicht wieder." Da herzten und küßten sie ihren lieben Daumesdick, gaben ihm zu essen und trinken und ließen ihm neue Kleider machen, denn die seinigen waren ihm auf der Reise verdorben.

      Kapitel Acht­und­dreißig

      Die Hochzeit der Frau Füchsin

      ERSTES MÄRCHEN

      Es war einmal ein alter Fuchs mit neun Schwänzen, der glaubte, seine Frau wäre ihm nicht treu, und wollte er sie in Versuchung führen. Er streckte sich unter die Bank, regte kein Glied und stellte sich, als wenn er mausetot wäre. Die Frau Füchsin ging auf ihre Kammer, schloß sich ein, und ihre Magd, die Jungfer Katze, saß auf dem Herd und kochte. Als es nun bekannt ward, daß der alte Fuchs gestorben war, so meldeten sich die Freier. Da hörte die Magd, daß jemand vor der Haustüre stand und anklopfte; sie ging und machte auf, und da wars ein junger Fuchs, der sprach

      'was mache sie, Jungfer Katze?

      schläft se oder wacht se?'

      Sie antwortete

      'ich schlafe nicht, ich wache.

      Will er wissen, was ich mache?

      Ich koche warm Bier, tue Butter hinein:

      will der Herr mein Gast sein?'

      'Ich bedanke mich, Jungfer,' sagte der Fuchs, 'was macht die Frau Füchsin?' Die Magd antwortete

      'sie sitze auf ihrer Kammer,

      sie beklagt ihren Jammer,

      weint ihre Äuglein seidenrot,

      weil der alte Herr Fuchs ist tot.'

      'Sag sie ihr doch, Jungfer, es wäre ein junger Fuchs da, der wollte sie gerne freien.' 'Schon gut, junger Herr.'

      Da ging die Katz die Tripp die Trapp,

      Da schlug die Tür die Klipp die Klapp.

      'Frau Füchsin, sind Sie da?'

      'Ach ja, mein Kätzchen, ja.'

      'Es ist ein Freier draus.'

      'Mein Kind, wie siehe er aus?

      Hat er denn auch neun so schöne Zeiselschwänze wie der selige Herr Fuchs?' 'Ach nein,' antwortete die Katze, 'er hat nur einen.' 'So will ich ihn nicht haben.'

      Die Jungfer Katze ging hinab und schickte den Freier fort. Bald darauf klopfte es wieder an, und war ein anderer Fuchs vor der Türe, der wollte die Frau Füchsin freien; er hatte zwei Schwänze; aber es ging ihm nicht besser als dem ersten. Danach kamen noch andere, immer mit einem Schwanz mehr, die alle abgewiesen wurden, bis zuletzt einer kam, der neun Schwänze hatte wie der alte Herr Fuchs. Als die Witwe das hörte, sprach sie voll Freude zu der Katze

      'nun macht mir Tor und Türe auf,

      und kehrt den alten Herrn Fuchs hinaus.'

      Als aber eben die Hochzeit sollte gefeiert werden, da regte sich der alte Herr Fuchs unter der Bank, prügelte das ganze Gesindel durch und jagte es mit der Frau Füchsin zum Haus hinaus.

      ZWEITES MÄRCHEN

      Als der alte Herr Fuchs gestorben war, kam der Wolf als Freier, klopfte an die Türe, und die Katze, die als Magd bei der Frau Füchsin diente, machte auf. Der Wolf grüßte sie und sprach

      'guten Tag, Frau Katz von Kehrewitz,

      wie kommts, daß sie alleine sitzt?

      was macht sie Gutes da?'

      Die Katze antwortete

      'brock mir Wecke und Milch ein:

      will der Herr mein Gast sein?'

      'Dank schön, Frau Katze,' antwortete der Wolf, 'die Frau Füchsin nicht zu Haus?'

      Die Katze sprach

      'sie sitzt droben in der Kammer,

      beweint ihren Jammer,

      beweint ihre große Not,

      daß der alte Herr Fuchs ist tot.'

      Der Wolf antwortete

      'will sie haben einen andern Mann,

      so soll sie nur herunter gan.'

      Die Katz, die lief die Trepp hinan'

      und ließ ihr Zeilchen rummer gan,

      bis sie kam vor den langen Saal:

      klopft an mit ihren fünf goldenen Ringen.

      'Frau Füchsin, ist sie drinnen?

      Will sie haben einen andern Mann,

      so soll sie nur herunter gan.'

      Die Frau Füchsin fragte

      'hat der Herr rote Höslein an, und hat er ein spitz Mäulchen?' 'Nein,' antwortete die Katze. 'So kann er mir nicht dienen.'

      Als der Wolf abgewiesen war, kam ein Hund, ein Hirsch, ein Hase, ein Bär, ein Löwe, und nacheinander alle Waldtiere. Aber es fehlte immer eine von den guten Eigenschaften, die der alte Herr Fuchs gehabt hatte, und die Katze mußte den Freier jedesmal wegschicken. Endlich kam ein junger Fuchs. Da sprach die Frau Füchsin 'hat der Herr rote Höslein an, und hat er ein spitz Mäulchen?' 'Ja,' sagte die Katze, 'das hat er.' 'So soll er heraufkommen,' sprach die Frau Füchsin, und hieß die Magd das Hochzeitsfest bereiten.

      'Katze, kehr die Stube aus,

      und schmeiß den alten Fuchs zum Fenster hinaus.

      Bracht so manche dicke fette Maus,

      fraß sie immer alleine,

      gab mir aber keine.'

      Da ward die Hochzeit gehalten mit dem jungen Herrn Fuchs, und ward gejubelt und getanzt, und wenn sie nicht aufgehört haben, so tanzen sie noch.

      Kapitel Neun­und­dreißig

      Die Wichtelmänner

      ERSTES MÄRCHEN

      Es war ein Schuster ohne seine Schuld so arm geworden, daß ihm endlich nichts mehr übrig blieb als Leder zu einem einzigen Paar Schuhe. Nun schnitt er am Abend die Schuhe zu, die wollte er den nächsten Morgen in Arbeit nehmen; und weil er ein gutes Gewissen hatte, so legte er sich ruhig zu Bett, befahl sich dem lieben Gott und schlief ein. Morgens, nachdem er sein Gebet verrichtet hatte und sich zur Arbeit niedersetzen

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