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Professor, ich bin Medizinstudentin.«

      »Ach ja?«, Er strich sich über den blanken Schädel. »Wie weit?«

      »Zwölftes Semester.«

      »Sehr schön. Dann wissen Sie also, um was es geht?«

      »Ja, Herr Professor! Wie weit ist die Arteriosklerose, denn darum handelt es sich ja wohl, fortgeschritten?« fragte Beate, und zu Frank gewandt fügte sie hinzu: »Die Verhärtung der Arterien.«

      »Sie sind sehr direkt, junge Frau!«

      »Ich finde, es hilft nichts, um den heißen Brei herumzureden. Ein Angina-Pectoris-Anfall kommt wohl kaum von ungefähr, nicht wahr?«

      »Da muß ich Ihnen recht geben. Es liegt eine relative Koronarinsuffizienz vor.«

      »Das heißt, eine der Arterien ist geschädigt?«

      »Ja.«

      »Aber wie ist das möglich?« rief Frank, der dem Wortwechsel aufmerksam gefolgt war. »Bis auf den einen Anfall habe ich nie etwas gemerkt!«

      »Auch nicht beim Sport? Beim Treppensteigen?«

      »Sport habe ich aufgegeben, und wir wohnen im Parterre.«

      »Nun denn, in normalem Zustand spüren Sie natürlich nichts von dieser Schädigung. Erst bei Belastung stellt sich heraus, daß die Arterie ihre Elastizität verloren hat, und dieser Elastizitätsverlust ist der im eigentlichen Sinne krankmachende Faktor. Die Arterie ist nicht mehr imstande, ihren Umfang zu vergrößern, um auf diese Weise mehr Blut zu den von ihr zu versorgenden Muskelzellen zu transportieren.«

      »Wenn ich also alle körperlichen Anstrengungen und alle Aufregungen vermeide, kann mir überhaupt nichts geschehen!«

      »Du redest wie ein Kind!« platzte Beate heraus.

      »Na, erlaube mal!«

      »Ihre Frau hat leider recht. Selbst äußerste Schonung würde ja keine Heilung bringen, im Gegenteil: die betroffenen Arterien würden mehr und mehr verhärten, bis es von der relativen zur absoluten Koronarinsuffizienz kommt, in dem sich die Arterie vollständig verschließt und so überhaupt kein Blut mehr zu den betreffenden Herzmuskelzellen kommt. Dann haben wir den mit Recht so befürchteten Herzinfarkt.«

      »Herr Professor«, fragte Beate, »wie weit sind in diesem besonderen Fall die Koronararterien geschädigt?«

      »So weit, daß ich dringend zu einer Bypass-Operation raten muß.«

      Beate schrak zusammen, und Frank starrte den Professor ungläubig an.

      »Die Röntgenuntersuchung hat gefährliche Engpässe an drei verschiedenen Stellen ergeben«, erklärte der Professor.

      »Aber wie hat es dazu kommen können?« rief Frank. »Ich habe immer ganz gesund gelebt.«

      »Mein lieber junger Freund, ›ganz gesund‹, wie Sie es nennen, lebt wohl niemand. Haben Sie ständig Ihren Blutdruck und Ihren Cholesterinspiegel unter Kontrolle gehabt? Nicht doch mal zu fett gegessen? Sich wenig Bewegung gemacht? Vielleicht sogar geraucht? Natürlich sündigen andere Menschen noch mehr und bleiben pumperlgesund. Es ist eben auch eine Sache der Disposition, der Veranlagung.«

      »Aber deshalb braucht man doch nicht gleich zu operieren!«

      »Gleich sowieso nicht. Alle Herzchirurgen haben Wartelisten. Aber Sie sollten sich jetzt schon bei Professor Reicher in der Nußbaumstraße vormerken lassen. Ich schätze, daß Sie dann in etwa drei Monaten an der Reihe sein werden. Bis dahin werde ich Sie Ihrem Hausarzt überstellen.«

      »Ich soll von nun an in ständiger Behandlung bleiben? Dazu habe ich gar nicht das Geld!«

      »Aber Sie werden doch versichert sein?«

      »Nein.«

      Schweigend klopfte sich Professor Meyser mit der fleischigen Hand gegen das Kinn.

      »Wir werden selbstverständlich für den Aufenthalt hier und für Ihre Bemühungen zahlen, Herr Professor!« versicherte Beate. »Und natürlich auch die Operation.«

      »Und woher nimmst du das Geld?«

      »Das wird sich finden!« erklärte Beate mit Entschiedenheit. »Bitte, Herr Professor, würden Sie sich mit Professor Reicher in Verbindung setzen? Die Unterlagen rüberschicken und meinen Mann anmelden?«

      »Das wird das vernünftigste sein.«

      »Danke, Herr Professor!«

      Frank hatte das unbehagliche Gefühl, daß über seinen Kopf entschieden wurde. »Um was geht es denn eigentlich bei dieser ...« Er hatte sich den Ausdruck nicht gemerkt. » ...dieser Operation?«

      »Die Engstellen in der Gefäßbahn werden durch ein körpereigenes Transplantat ersetzt«, sagte Beate rasch, »aber das kann ich dir alles zu Hause erklären.«

      Frank schauderte. »Körperliches Transplantat klingt grauenhaft.«

      »Meist nimmt man ein Stück Beinvene dafür.«

      »An Ihrer Stelle«, sagte Professor Meyser, »würde ich mir vorerst über die Operation keine Gedanken machen. Noch ist es ja nicht soweit.«

      »Aber ich muß wissen, woran ich bin, damit ich mich entscheiden kann.«

      »Du hast keine Wahl, Liebling.«

      »Aber sicher ist es doch gefährlich?«

      »Ein Eingriff am offenen Herzen ist nie ganz ungefährlich«, gab der Professor zu, »aber die Sterblichkeit während oder unmittelbar nach einer Bypass-Operation liegt nur knapp über einem Prozent. Bei schwerer Herzschädigung, die bei Ihnen allerdings nicht vorliegt, ist sie höher. Sie haben also eine reelle Chance.«

      »Und nachher? Würde ich dann wieder ganz gesund sein? Voll leistungsfähig?«

      »Ein völliges Verschwinden der Beschwerden wurde bis heute in sechzig Prozent aller Fälle beobachtet, weitere zwanzig Prozent zeigten immerhin eine wesentliche Verbesserung des Zustandes.«

      »Was ist mit den übrigen zwanzig Prozent?«

      »Wir wissen, daß du rechnen kannst, Liebling! Wenn es soweit ist, werde ich dir alles genau erklären.«

      »Es kann natürlich zu einem Frühverschluß des Transplantates kommen«, räumte der Professor ein, »dann muß der Eingriff wiederholt werden. In anderen Fällen kommt es einige Jahre später zu einem Verschluß. Da haben Sie Ihre fehlenden zwanzig Prozent.«

      »Dann besteht also gar keine Gewähr, daß ich ...«

      Beate fiel ihm ins Wort. »Wir werden das alles noch gut durchsprechen, Frank; zigmal nehme ich an. Dir bleibt Zeit genug, das Für und Wider abzuwägen. Jetzt geht es nur darum, daß du einen Termin bekommst. Absagen kannst du immer noch.«

      »Ihre Frau hat völlig recht, Herr Werder. Ich würde sagen, machen wir es so.« Der Professor stand auf. »Da Ihre Frau ja fast eine Kollegin ist, können wir uns den Hausarzt wohl sparen. Sie wird Sie bestimmt blendend betreuen.« Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch. »Ich schreibe Ihnen jetzt ein Rezept auf. Nitroglyzerintabletten. Die besorgen Sie in der Apotheke. Tragen Sie sie immer bei sich, damit Sie sie zur Hand haben, falls ein neuer Anfall kommt.«

      Beate und Frank waren ihm zum Schreibtisch gefolgt.

      »Bitte, Herr Professor, sagen Sie meinem Mann, daß er das Rauchen aufgeben muß!« bat Beate.

      Der Professor kritzelte auf seinem Rezeptblock. »Das versteht sich doch wohl von selber.«

      »Es wäre mir lieb, wenn Sie es ihm ausdrücklich sagen würden!«

      Der Professor lächelte. »Da haben wir also wieder mal einen Mann, der auf seine kluge kleine Frau nicht hören will.« Er reichte Frank das Rezept.« Also erkläre ich Ihnen, Herr Werder, klipp und klar: keine einzige Zigarette mehr, keine Zigarre und keine Pfeife, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist!«

      »Ja,

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