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wollen sich mit einer Heulsuse wie mir in der Öffentlichkeit zeigen?«, entgegnete Franziska, weil sie nicht sicher war, ob er es wirklich ernst meinte oder nur höflich sein wollte.

      »Mein Auto steht dort drüben, gehen wir«, sagte er lächelnd, ohne auf ihren Einwand einzugehen.

      *

      Bald darauf saßen sie in einem kleinen Café mit Blick auf die Isar. Die runden Tische, die Korbstühle mit ihren blauen Samtkissen und der hausgemachte duftende Apfelkuchen sorgten für eine gemütliche Atmosphäre.

      »Sobald ich die Krücken los bin, werde ich an einer dieser Floßfahrten teilnehmen.« Franziska schaute dem breiten Floß nach, das mit gut gelaunten Touristen besetzt auf dem Wasser vorbeizog.

      »Verraten Sie mir, wie Sie zu diesen Krücken gekommen sind?«, fragte Lorenz und trank einen Schluck von dem Cappuccino, den sie sich beide bestellt hatten.

      »Das ist eine längere Geschichte.«

      »Ich möchte sie gern hören.«

      »Also gut, alles begann mit leichten Knieschmerzen, die ich eine Weile ignoriert habe«, sagte sie und erzählte ihm von ihren Arztbesuchen, der Operation und den Komplikationen danach.

      »Oft sind Muskelverspannungen die Ursache der Knieschmerzen. Wurde das bei Ihnen im Vorfeld abgeklärt?«, wollte Lorenz wissen, nachdem er Franziskas Leidensgeschichte gehört hatte.

      »Die Ärzte, die ich aufgesucht habe, sprachen immer nur von Abnutzung oder Verschleiß.«

      »So ist es meistens, leider. Gehen Sie schon zur Krankengymnastik?«

      »Nein, aber ich habe es vor. Könnte ich denn zu Ihnen kommen? Nehmen Sie noch neue Patienten?«, fragte sie ihn, weil sie diese Gelegenheit einfach nutzen wollte. Sie hatte von Bekannten gehört, dass es inzwischen in dieser Gegend auch schon schwierig war, einen Termin bei einem Physiotherapeuten zu bekommen.

      »Ja, sicher, gern«, sagte Lorenz.

      »Bieten Sie auch Akupunktur an? Ich habe gelesen, dass die Nadeln die Heilung des Knies unterstützen.«

      »Nach meinem Abschluss als Physiotherapeut habe ich ein halbes Jahr in Chengdu gelebt, um mich in Akupunktur ausbilden zu lassen. Seitdem besuche ich regelmäßig Fortbildungen.«

      »Dann glauben Sie an die heilende Wirkung der Nadeln?«

      »Die Punkte, die mit den Nadeln stimuliert werden, das körpereigene Immunsystem und das Vertrauen in die Therapie, dieses Zusammenspiel mehrerer Faktoren zeigt eine erstaunliche Wirkung.«

      »Ich würde das mit den Nadeln gern versuchen.«

      »Wie wäre es mit morgen Vormittag um zehn?«

      »Morgen ist Samstag.«

      »Ich weiß«, entgegnete er lächelnd.

      »Wenn das Ihr Ernst ist, dann werde ich kommen.«

      »Es ist mein Ernst«, sagte er und hielt ihren Blick fest.

      »Chengdu ist doch die Stadt ungefähr in der Mitte von China, die auch für ihre Panda-Aufzuchtstation bekannt ist, richtig?«, sprach sie schnell weiter, weil sein Lächeln ihren Herzschlag beschleunigte und sie es ihn nicht merken lassen wollte.

      »Mögen Sie Pandas?«

      »Ich finde sie total süß«, gestand sie ihm, und dann hörte sie ihm gespannt zu, als er von seinen Besuchen der Panda-Station erzählte. Je länger sie ihm zuhörte, umso entspannter fühlte sie sich. Sie zuckte auch nicht mehr zusammen, sobald er sie ansah, alles war auf einmal ganz leicht, so leicht, dass sie sogar die Schmerzen in ihrem Knie kaum noch spürte.

      Als er sie zwei Stunden später nach Hause fuhr und sie noch zur Tür begleitete, kam es ihr vor, als würden sie sich schon lange kennen. Sie freute sich schon sehr darauf, ihn am nächsten Tag wiederzusehen.

      *

      Lorenz’ Praxis war in einem Haus am Waldrand untergebracht. Als Franziska aus dem Taxi stieg, das sie sich an diesem Morgen geleistet hatte, fuhr gerade eine Gruppe Radfahrer mit bunten Helmen auf den Köpfen durch die Straße und bog in den Wald ein, einem beliebten Freizeitgebiet der Gegend.

      Lorenz erwartete sie in der geöffneten Haustür. Das Tor zum Vorgarten stand offen, und sie musste nur ein paar Meter auf ihren Krücken überwinden, dann war sie bei ihm. Er begrüßte sie mit einem herzlichen Lächeln und bat sie ins Haus.

      Wie sie gleich sah, war das Erdgeschoss des Einfamilienhauses für die Praxis reserviert. Die große Diele war in einen Empfangsbereich mit Tresen und einen Wartebereich mit vier grünen Sesseln und einem runden Tisch eingeteilt. Mehrere Türen mit Ziffern und eine Tür mit der Aufschrift ›Privat‹ gingen von der Diele ab.

      »Dahinter verbirgt sich die Treppe zu meiner Wohnung«, sagte Lorenz, als sie ein wenig länger auf diese Tür schaute als zuvor auf die anderen.

      »Dann hoffe ich, dass Ihre Familie sich nicht gestört fühlt, wenn Sie auch noch samstags arbeiten.« Das war jetzt echt plump, dachte Franziska. Sie konnte ihm ansehen, dass er den Zweck dieser Feststellung sofort durchschaute. Sie hätte ihn auch gleich direkt fragen können, ob er verheiratet wäre. Egal, passiert war passiert, wenigstens würde sie nun gleich eine Antwort auf diese Frage bekommen, die sie quälte, seitdem sie mitten in der Nacht aufgewacht war, weil sie von Lorenz geträumt hatte und ihr klar wurde, wie sehr ihr dieser Mann bereits gefiel.

      »In einer Praxis wie dieser geht es meistens ruhig zu, da fühlt sich niemand gestört. Dort hinein, bitte«, sagte er und hielt die Tür mit der Nummer 2 auf.

      Er reagiert nicht auf meine Frage, das bedeutet, sie ist ihm unangenehm, dachte Franziska, als sie den Raum mit dem hellgrauen Linoleumboden betraten.

      »Machen Sie bitte Ihr Knie frei und legen Sie sich auf die Liege«, bat er sie.

      Sie war froh, dass sie für diesen Besuch ihr knöchellanges rotes Kleid mit dem zartgelben Margaritenmuster ausgewählt hatte. So musste sie nur den Rock des Kleides hochziehen, nachdem sie sich auf die Liege gelegt hatte, die in der Mitte des Raumes stand.

      »Haben Sie Angst vor Nadeln?«, fragte er sie, als er das Kästchen mit den Akupunktur Nadeln auf einem Brett abstellte, das an der Liege befestigt war.

      »Nein, ich habe keine Angst«, versicherte sie ihm.

      »Und auf mich wartet keine Familie, die sich gestört fühlen könnte«, antwortete er und streifte sie mit seinem Blick.

      Da hatte sie ihre Antwort, und diese Antwort gefiel ihr.

      Lorenz beherrschte den Umgang mit den Nadeln perfekt, wie Franziska schnell klar wurde. Sie spürte so gut wie nichts von der Behandlung. Fasziniert schaute sie auf ihr mit Nadeln gespicktes Knie, während er ihr von speziellen Dehnübungen und möglichen Kälte- und Wärmetherapien erzählte, die ihr helfen könnten.

      »Und welche Therapie würden Sie mir empfehlen?«, wollte sie von ihm wissen.

      »Bevor ich eine Empfehlung ausspreche, muss ich mehr über Ihre Operation wissen.«

      »Dann werde ich Doktor Norden bitten, Sie darüber zu informieren.«

      »Das würde mir sehr helfen. Ich finde es übrigens schön, dass Sie sich entschieden haben, zu mir zu kommen.«

      »Ich denke, ich bin bei Ihnen gut aufgehoben.«

      »Das sind Sie, Frau Kern«, sagte er, während er die Nadeln behutsam wieder aus ihrem Knie zog.

      »Passiert da gerade etwas zwischen uns?«, sagte sie leise, als sich ihre Blicke trafen und sie sich einen Moment lang einfach nur ansahen.

      »Wir könnten es herausfinden. Wie wäre es mit einem Picknick am Waldsee?«

      »Wann?«

      »Gleich jetzt. Bis zum See sind es etwa zehn Minuten zu Fuß.«

      »Für mich sind es wohl eher zwanzig Minuten.«

      »Wir

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