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kann mich in Ihre Lage hineinversetzen. Dieses Heim habe ich ja aufgebaut, um unglücklichen jungen Mädchen das Gefühl zu geben, nicht verlassen zu sein. Wollen Sie heiraten?«

      Das fragte sie übergangslos. Aber Franzi war von Fee gut vorbereitet worden.

      »Er will nicht heiraten«, sagte sie leise. »Seine Familie ist dagegen. Er ist noch sehr jung. Aber meine Familie wäre auch dagegen, vor allem gegen ein uneheliches Kind. Ich habe aber Geld.«

      »Sie wollen das Kind nicht behalten?« fragte Anna Renz. Sie war mittelgroß, hager und keineswegs ein mütterlicher Typ.

      »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Es ist doch eine Sünde, werdendes Leben zu töten«, flüsterte Franzi. Das war auch ihre Überzeugung, aber es bereitete ihr doch Ungemach, weil dieses Thema sie ja nicht betraf.

      »Sie haben die richtige Einstellung«, sagte Anna Renz. »Es gibt viele Frauen, die sich nach einem Kind sehnen, und es ist durchaus keine Sünde, solchen Frauen Glück zu vermitteln. Ich will Ihnen jetzt nichts einreden. Entscheiden müssen Sie selbst. Hier ist alles ganz legal. Wir vermitteln nur viel diskreter, als es bei Behörden der Fall ist.«

      »Was vermitteln Sie?« fragte Franzi stockend.

      »Adoptionen, meine Liebe. Wir suchen uns freilich nur die besten Familien aus. Sie können Ihr Kind hier zur Welt bringen, ohne daß Ihnen Kosten entstehen. Und Sie können sicher sein, daß es die bestmöglichen Startchancen bekommt. Niemand wird etwas davon erfahren. Wenn Sie später einen Mann finden, der Sie heiraten will, können Sie ganz sicher sein, daß er von Ihrem Vorleben nichts erfährt. Diese Regelung muß selbstverständlich auf gegenseitiger Vertrauensbasis beruhen.«

      »Ich bin zu allem bereit«, sagte Franzi leise, »und was kostet mich das?«

      »Nichts. Sie werden sogar noch eine Starthilfe bekommen. Sozusagen ein Geschenk von den Eltern, die das Kind als ihr eigenes zu sich nehmen. Sie sind berufs­tätig?«

      »Nein«, erwiderte Franzi. »Ich habe noch genügend Geld, um über die Runden zu kommen.«

      »Und wie weit sind Sie?« fragte Anna Renz.

      »Im zweiten Monat.« Franzi hatte auch diesmal schnell geschaltet.

      »Vom dritten Monat an können Sie hier aufgenommen werden. Sie haben alles frei und brauchen nur mitzuhelfen. Ganz leichte Arbeiten, Betätigung im Garten und in der Küche. Sie brauchen sich um nichts sonst zu kümmern. Wir schließen nur einen Vertrag auf Gegenseitigkeit. Sie verstehen schon, daß ich mich absichern muß, daß Sie mit meinen Bedingungen auch einverstanden sind. Schließlich könnte jemand kommen, der mir unlautere Absichten nachsagen könnte. Dabei will ich doch nur helfen.«

      »Sie sind sehr gütig«, sagte Franzi stockend. »Dann könnte ich hier leben, bis das Kind geboren ist, und Sie garantieren, daß es in gute Hände kommt?«

      »Sie machen sich Gedanken, das gefällt mir«, erwiderte Anna Renz. »Ich kann Ihnen aus Erfahrung sagen, daß es viel schlimmere Folgen haben kann, wenn man eine Abtreibung vornehmen läßt, als wenn man mit dem Gefühl leben kann, andere Menschen mit einem Kind glücklich zu machen. Ich habe mir dies zur Lebensaufgabe gemacht, aber ich muß die Bedingung stellen, daß auch von seiten meiner Patientinnen das Zugeständnis gemacht wird, daß in jedem Fall Diskretion gewahrt wird. Ich werde Sie, wenn Sie einverstanden sind, mit Dr. Urban bekannt machen. Sie werden verstehen, daß wir nun völlig gesunde Patientinnen aufnehmen können.«

      »Ja, das verstehe ich«, erwiderte Franzi zaghaft, denn nun sah sie die Schwierigkeiten drohend auf sich zukommen.

      Liebend gern hätte sie die Flucht ergriffen, aber sie wußte genau, daß sie damit Anna Renz nur gewarnt hätte. Sie war ein wirklich intelligentes Mädchen, und im Anblick der Gefahr wollte sie nicht kapitulieren, sondern wenigstens noch soviel wie nur möglich herausbringen.

      Anna Renz führte sie in ein hübsches Zimmer. »Dr. Urban wird gleich kommen«, sagte sie. »Ruhen Sie sich aus, entspannen Sie sich.« Sie machte eine kleine Pause. »Würden Sie eine Vorauszahlung in Höhe von zweihundert Mark leisten?«

      Auch auf solches war Franzi vorbereitet. »Ja, selbstverständlich«, antwortete sie.

      »Das regeln wir dann später«, erwiderte Anna Renz freundlich. »Ich lasse Ihnen jetzt einen Imbiß bringen.«

      *

      Fee war indessen zu Dr. Urban gefahren. Sie konnte nur staunen, denn er wohnte in einem ganz modernen Bungalow, der inmitten eines großen, mit alten Bäumen bewachsenen Grundstücks stand.

      Ein junger Bursche arbeitete im Garten. Er maß Fee mit einem zweideutigen Blick.

      »Kann ich Dr. Urban sprechen?« fragte sie.

      »Der ist nicht da, aber wenn Sie einen Arzt brauchen, müssen Sie schon zu Dr. Heckler gehen. Dr. Urban hat keine Praxis mehr.« Er grinste. »Oder wollen Sie ins Miranda? Vielleicht ist Dr. Urban dort.«

      »Ja, danke, dann werde ich dorthin fahren«, sagte Fee.

      Er grinste noch frecher, und er kam näher. »So eine hübsche Frau wie Sie wird doch einen finden, der Sie heiratet«, sagte er anzüglich.

      Fee maß ihn mit einem langen Blick. »So einfach ist das nun auch wieder nicht«, erwiderte sie, da sie festgestellt hatte, daß er ein bißchen einfältig dreinschaute.

      »Ich kann Ihnen einen Tip geben, wenn Sie ein bißchen nett sind«, sagte er. »Ich heiße Sepp. Da drüben wird es manchen langweilig. Meine Freunde und ich sorgen schon für Abwechslung.«

      »Das ist aber nett«, sagte Fee geistesgegenwärtig. »Wie können wir uns denn verständigen?«

      »Ich bin morgens immer zwischen sieben und zehn Uhr drüben. Das pendelt sich schon ein«, erwiderte er. »Hoffe, daß wir uns bald treffen.«

      Das ist ja eine tolle Sache, dachte Fee, aber sie war doch heilfroh, daß sie unbeschadet dieses Grundstück verlassen konnte.

      »Auf bald, Sepp«, sagte sie.

      »Will ich doch sehr hoffen.«

      Gut, daß Daniel das nicht hört, dachte sie. Nun war sie doppelt gespannt, was sie von Franzi erfahren würde.

      Franzi hatte ungefähr eine Viertelstunde zwischen Hangen und Bangen verbracht, dann erschien Dr. Urban.

      Er sah keineswegs furchterregend aus, ein sehr alter Herr nach Franzis Ansicht. In väterlichem Ton redete er mit ihr, mitleidvoll und gütig.

      »Wir werden es ganz kurz und schmerzlos machen, kleines Fräulein«, sagte er. »Sie brauchen gar keine Angst zu haben. Hier sind Sie gut aufgehoben.«

      Und dann sprach er in salbungsvollem Ton weiter.

      »Wie kann man denn so was Hübsches einfach im Stich lassen? Das ist doch eine schlimme Welt. Ist es nicht gut, daß es immer noch verständnisvolle Menschen gibt, die einem über die Schwierigkeiten hinweghelfen?«

      »Ja, ich finde das sehr gut«, sagte Franzi stockend und wünschte doch nichts so sehr, wie wieder draußen zu sein aus diesem Haus.

      »Ich war schon bei einem Arzt«, sagte sie schnell. »Ich möchte mich nicht mehr untersuchen lassen.«

      »Ja, da kommen wir aber nicht drumherum. Darauf besteht die Anna. Muß alles seine Ordnung haben. Wir brauchen ja einen Garantieschein, kleines Fräulein.«

      Jetzt kommt alles heraus, dachte Franzi, und ihr Herz begann angstvoll zu klopfen, als Dr. Urban sie untersuchte.

      Aber er runzelte nur die Stirn und schüttelte den Kopf.

      »Liebe Güte, Sie sind wohl noch von gestern«, sagte er konsterniert. »Keine Schwangerschaft feststellbar. Denken Sie etwa, daß der Klapperstorch die Kinder bringt? Es gibt ja Mädchen, die meinen, daß sie von einem Kuß schwanger werden, aber Anna würde so was nicht gefallen, kleines Fräulein. Da handeln wir uns beide Schwierigkeiten ein.«

      »Ich bekomme kein Baby?« tat Franzi erstaunt.

      »Soll

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