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zeigen konnte. Wendy und ihren guten Kontakten war es zu verdanken, dass er aus der Pleite seines Containerinvestments lediglich mit geringem Verlust herausgegangen war.

      »Damit möchten Tatjana und ich uns für Ihre Unterstützung bedanken. Und wer weiß, vielleicht ist das genau die Art Abenteuer, die Sie gerade brauchen.«

      Wendy schien gänzlich anderer Meinung zu sein.

      »Seit wann ist ein Tanzkursus ein Abenteuer? Noch dazu Salsa?«

      Schon bereute Danny, die Idee seiner Frau aufgegriffen zu haben.

      »Dann sehen Sie es eben als Entspannung. Sie arbeiten zu ohnehin zu viel.«

      »Wie und wo ich mich entspanne, entscheide ich immer noch selbst«, knurrte Wendy und knallte die Karten auf den Tisch.

      So schlecht gelaunt wie an diesem Abend hatte Danny seine Assistentin selten erlebt. Am liebsten hätte er die Tickets wieder eingesteckt und wäre verschwunden. Doch dazu war es jetzt zu spät.

      »Die Kursusgebühr für uns beide ist längst bezahlt. Meine Eltern sind übrigens auch mit von der Partie.«

      Konnte es noch schlimmer kommen? Sie, die etwas rundliche Dame mittleren Alters in den Armen eines jugendlichen Adonis?

      »Ich soll mit dir tanzen? Und was ist mit Tatjana?«

      »Nach dem Umzug verbringt sie lieber jede freie Minute in der Villa. Es gibt noch so viel zu tun. Außerdem will sie Fynn nicht ständig betreuen lassen.«

      »Das ist ja mal wieder typisch. Die Frau bleibt bei dem Kind und der Mann hat seinen Spaß.«

      »Meinetwegen können Sie auch gern mit Tatjana tanzen. Dann passe ich auf meinen Sohn auf.« Danny schmunzelte. Die Vorstellung der beiden tanzenden Frauen war zu schön.

      »Mach dich nur lustig über mich.«

      Danny seufzte.

      »Warum freuen Sie sich dann nicht einfach über unser Geschenk?« Ihm blieb ein letzter Ausweg. »Oder haben Sie etwa Angst, sich zu blamieren?«

      »Ich? Mich blamieren?« Wendy warf den Kopf in den Nacken. »In meiner Jugend war ich die begehrteste Tänzerin auf dem Schwarz-Weiß-Ball.«

      »Dann kann ja gar nichts mehr schief gehen.« Danny ging zur Tür. »In einer Woche geht es los.«

      *

      »Die arme Wendy.« Dr. Daniel Norden griff über den Tisch und angelte die Dose Parmesan. Großzügig verteilte er den italienischen Käse über seinen Nudeln mit Tomatensauce. »So ein Tanzkursus hätte mir gerade noch gefehlt.« Unter den Blicken seiner Frau wickelte er eine Gabel Spaghetti auf. »Wie sind Danny und Tatjana nur auf so eine Idee gekommen?« Er schob die Nudeln in den Mund.

      Fee saß ihrem Mann gegenüber und beobachtete ihn.

      »Ich finde diese Idee großartig. Endlich mal was anderes als die immer gleichen Gutscheine, die man nie einlöst. Oder die Fresskörbe mit Lebensmitteln, die in den Keller wandern und dort ein Aschenputteldasein führen, bis sie entsorgt werden.«

      Daniel kaute und schluckte. Die Botschaft hinter den Worten seiner Frau war unmissverständlich.

      »Komm bitte nicht auf die Idee, mir einen Tanzkursus zu schenken.«

      Fees Lächeln war verdächtig.

      »Und wenn ich dich ganz lieb bitte«, säuselte sie.

      Daniel kannte seine Frau. Und er kannte sich. Wenn sie diesen Ton anschlug, diese Miene aufsetzte, war er verloren. Das durfte nicht passieren. Nicht dieses Mal.

      »Das nützt gar nichts«, behauptete er und rollte eine weitere Gabel Nudeln auf.

      Felicitas tat es ihm nach. Eine Weile herrschte Schweigen. Schon hegte Daniel die Hoffnung, dass dieser Kelch an ihm vorübergehen würde, als Fee zum nächsten Schlag ausholte.

      »Weißt du noch, der letzte Ärzteball?« Ein Unschuldslamm hätte nicht harmloser aussehen können.

      »Das Essen war wirklich gut.«

      »Das meine ich nicht. Ich dachte vielmehr an die arme Elena. Du bist ihr beim Tanzen so oft auf die Füße gestiegen, dass Matthias sie versorgen musste.«

      »Das war ich nicht.«

      »Hat sie mir aber erzählt.«

      »Ich kann mich nicht erinnern«, behauptete Daniel und griff nach der Serviette. Er tupfte Reste von Tomatensauce von den Lippen.

      »Noch eine Portion?« Fee war die Liebenswürdigkeit in Person.

      »Nein, danke. Mir ist der Appetit vergangen.« Er seufzte tief. »Lass mich raten: Du hast uns längst angemeldet.«

      »Stimmt auffallend, mein Schatz.« Fee hauchte einen Luftkuss über den Tisch. »Wusstest du, dass Paare, die sich gemeinsam in neue Abenteuer stürzen, ihre Beziehung stärken? Die geteilten Erlebnisse machen nicht nur Spaß, sondern heben uns auch aus der Alltagsroutine. Und das schadet auf keinen Fall, so viel, wie wir arbeiten.«

      Daniel neigte den Kopf.

      »Komisch. Wieso wusste ich von Anfang an, dass ich keine Chance habe?«

      Fee stützte das Kinn in die Hand und blinzelte ihren Ehemann über Töpfe und Gläser hinweg verliebt an.

      »Vielleicht, weil du mich so gut kennst wie niemand sonst. Und das will schon etwas heißen.«

      *

      Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Ehe es sich Wendy versah, war der erste der beiden Kursustage gekommen. Nur noch ein paar Stunden Arbeit, und es wäre so weit. Sie stand am Fenster und sah ihrer Freundin Janine dabei zu, wie sie sich von ihrem neuen Freund verabschiedete.

      »Vielen Dank für die wunderbare Mittagspause.« Janine stand vor Arndt auf dem Gehweg. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn.

      »Es war mir ein Vergnügen, schöne Frau.«

      »Warum schaust du dann so traurig?«

      »Weil mir der Abschied von dir jedes Mal schwerer fällt.«

      »Aber wir sehen uns doch heute Abend schon wieder.« Wenn Janine an ihre Pläne dachte, wurde ihr mulmig im Magen. »Ich lerne Malte kennen. Schon vergessen?«

      Arndt lächelte.

      »Wie könnte ich das vergessen?« Der Wind wehte ihr eine Strähne ins Gesicht. Er streckte die Hand aus und wischte die Locke zärtlich weg. »Meine beiden liebsten Menschen an einem Tisch. Gibt es etwas Schöneres?«

      Janine knabberte an der Unterlippe.

      »Hoffentlich mag dein Sohn mich.«

      »Er wird dich lieben«, versprach Arndt und küsste Janine noch einmal, ehe er sich auf den Weg machte.

      Wie auf Wolken kehrte sie in die Praxis zurück.

      »Na, ihr zwei Turteltauben!« Wendys Stimme klang unfreundlicher als beabsichtigt. »So sieht es also aus, wenn du etwas langsam angehen lässt.« Sie versuchte ein Lächeln. Es misslang gründlich.

      Janine dachte nicht daran, sich die gute Laune verderben zu lassen.

      »Was ist los mit dir, Wendylein?«, fragte sie und ging in die Küche, um Kaffee zu holen. »Darf ich dich daran erinnern, dass es deine Idee war, Arndt und mich zusammenzubringen!«

      Wendy bedankte sich für die Tasse, die ihre Kollegin ihr in die Hand drückte. Um Zeit zu gewinnen, trank sie einen Schluck.

      »Ja, schon«, erwiderte sie gedehnt. »Ich freue mich ja auch für euch.«

      »Aber?«

      »Kein Aber. Ich habe keine Lust auf diesen dummen Tanzkursus heute Abend. Was haben sich Danny und Tatjana nur dabei gedacht?«

      »Warum fragst du unseren Chef nicht gleich selbst? Da kommt er gerade.« Janine war ans Fenster getreten.

      Sie

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