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schlug das Segel stärker, wie Hasard mit Besorgnis sah. Der Mast hatte gleich beim ersten Treffer etwas abgekriegt, und auch mit dem Ruder war etwas nicht in Ordnung, wie er an Pete Ballies verzweifelten Bewegungen sah.

      Don Juan trat neben ihn. Sein Gesicht war hart und kantig. Vom Kinn tropfte Wasser in einem dünnen Rinnsal.

      Als er etwas sagen wollte, schlug es auch schon ein, und sie zogen unwillkürlich die Köpfe ein. Juan glaubte, das Bersten und Splittern überlaut zu hören.

      Es war nur eine gewaltige Wasserwand, die vor der Schebecke in die Höhe stieg. Fünf rauschende Fontänen, jetzt wie ein Riesenschleier zu einer einzigen vereint.

      Ein Siebzehnpfünder pochte rumorend gegen den Rumpf, war aber wirkungslos. Das Wasser hatte ihn gebremst und ihm die Kraft genommen. Dennoch hörte es sich an, als schlüge ein gewaltiger Hammer an das Schiff.

      Von der „Aguila“ klang dumpfes Gebrüll herüber. Auch auf der „Ghost“ schrien sich ein paar Kerle die Kehlen heiser. Das Gebrüll erstarb erst dann, als sie erkannten, daß sie nur das Wasser in der Bucht kräftig aufgewühlt hatten.

      „Wir haben nur zwei Möglichkeiten“, sagte Don Juan de Alkazar verbissen, als es ruhiger wurde. „Sofortiger taktischer Rückzug oder …“

      Seine weiteren Worte wurden von einem Belfern unterbrochen, das wie das Kläffen eines wütenden Köters klang.

      Es waren Drehbassenschüsse von der „Ghost“. Ruthland ließ außerdem zwei seiner kleineren Geschütze feuern. Es waren Dreipfünderkugeln, die weit Backbord voraus von der Schebecke ins Wasser klatschten und von Edwin Carberry verächtlich als „Fliegendreck“ bezeichnet wurden.

      „Und die zweite Möglichkeit?“ fragte Hasard gelassen. „Die erste habe ich nämlich schon in Erwägung gezogen.“

      „Brandsätze“, erwiderte der Spanier lakonisch.

      „Auch bereits in Erwägung gezogen, Juan. Es besteht die Möglichkeit, daß die Dinger bei dem Dauerregen nicht zünden. Oder aber das Feuer frißt sich von innen durch die Lunte, und dann fliegt uns das höllische Zeug um die eigenen Ohren. Außerdem wäre bei diesem Dreckwetter der Effekt zu schwach und würde fast ungesehen verpuffen.“

      „Wir haben aber keine andere Chance gegen die beiden. Jedenfalls nicht, solange sich der Wind vornehm zurückhält. Im Augenblick sind wir völlig manövrierunfähig.“

      „Die anderen auch.“

      „Stoiker, was?“ fragte Don Juan und wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. „Du hast ja die reinste Bierruhe weg.“

      „Ich habe nur bemerkt, daß wir so gut wie außer Schußweite sind, die Kerle aber trotzdem drauflosballern, was das Zeug hält.“

      „Und jetzt willst du abwarten, bis sie ihr Pulver und alle Kugeln verschossen haben uns sich ergeben?“ fragte Juan sarkastisch.

      Hasard war vor Wut innerlich bis zum Bersten gefüllt, aber das zeigte er nicht. Er war nicht darüber wütend, daß die Kerle sie jetzt rücksichtslos angriffen, er war ärgerlich, weil die ganze Mission als gescheitert angesehen werden mußte.

      Es war alles schiefgegangen, was nur schiefgehen konnte. Diese Falle war nur der krönende Abschluß von allem. Es war eine peinliche Niederlage, die sie erlitten hatten, und das nagte und fraß an ihm.

      Das alles hatten sie einem hinterhältigen Schurken zu verdanken, der jetzt über sie triumphierte.

      Er verstand den offenen Haß, den Garcia ihm gegenüber hegte, und er verstand auch, daß der Mann ihn hartnäckig gejagt hatte. Aber dieser spanische Kapitän, mochte er auch noch so ein gnadenloser Bastard und Tyrann sein, kämpfte wenigstens offen. Er wollte den Seewolf im Kampf zur Strecke bringen.

      Dagegen war nichts einzuwenden. Er, Hasard, wollte seine Gegner auch im offenen Kampf stellen.

      Aber da agierte aus dem Hinterhalt diese feige und hinterhältige Ratte namens Francis Ruthland, der den offenen Schlagabtausch scheute, weil er ein Feigling war, ein erbärmlicher Schurke, der sofort die Flucht ergriff, wenn man ihm gegenübertrat.

      Diese Sorte Mensch war dem Seewolf ein Greuel. Es waren widerliche Halunken, die von hinten mit dem Messer zustießen.

      Ratten waren das, feige Kanalratten!

      „Dein Gesicht spiegelt deine Seele wider“, sagte Juan. „Aber das ist noch keine Antwort auf meine Frage. Du denkst über diese miesen Halunken nach?“

      „Besonders über einen Halunken, Ruthland nämlich“, erwiderte Hasard. „Den anderen mögen ähnliche Motive plagen, wie du sie einmal hattest.“

      Der Seewolf grinste bei den Worten ein bißchen, denn auch der Spanier Don Juan war von der spanischen Krone auf ihn angesetzt worden, um ihn zur Strecke zu bringen. Garcia tat es allerdings auf eigene Rechnung.

      „Aber welche Motive hat dieser Ruthland? Er kriegt nicht mal die Prämie, die auf meinen Kopf ausgesetzt ist. Warum bereitet uns dieser Bastard eine Schwierigkeit nach der anderen? Warum betreibt er das intrigenhafte Spiel mit Verleumdungen und Anschwärzungen?“

      „Ich habe es dir schon mal erklärt“, sagte Juan verdrossen. „Der Kerl will in den Ostindienhandel einsteigen, und er will alles für sich, alles. Wir sind für ihn lästige Konkurrenten, die ihm etwas vor der Nase wegschnappen. Du kennst Kerle dieser Art selbst zur Genüge. Es sind skrupellose Halunken, nur auf ihren Profit bedacht, die keinen anderen neben sich dulden.“

      „Ich kenne ihn nicht mal persönlich, sondern nur nach deiner und Blackys Beschreibung.“

      Ihr Gespräch wurde unterbrochen, als Ferris Tucker vor ihnen auftauchte. Seine roten Haare klebten am Schädel, und er blies sich die Wassertropfen aus dem Gesicht.

      „Mit dem Ruder ist was nicht in Ordnung“, erklärte er. „Pete sagt, es klemme bei jeder Bewegung und bliebe hängen. Ich kann aber jetzt nicht nachsehen. Die Pinne läßt sich jeweils nur ein kurzes Stück nach beiden Seiten bewegen, dann ist starker Widerstand zu spüren.“

      „Wir pullen die Schebecke aus der Bucht“, sagte Hasard. „Die Sicht wird immer schlechter. Es sieht auch noch nach Nebel aus. Uns bleibt mit dem beschädigten Ruder nichts anderes übrig, als uns vorläufig abzusetzen. Sag den anderen Bescheid, Ferris. Sie sollen die Riemen an Deck bringen.“

      „Aye, aye, Sir. Stinkt mir zwar, daß wir uns zurückziehen, aber es ist die vernünftigste Lösung.“

      Hasard blickte zum Ufer hinüber. Dort war der Nebel jetzt hellgrau geworden mit feinen Gespinsten wie Schlieren. Aus dem weiter entfernten Dschungel kroch dicklicher Nebel nach, eine Wand, die sich brühwarm und unaufhaltsam näher heranschob.

      Irgendwo dort hinten hatten die Spanier eine kleine provisorische Siedlung angelegt, die sie „Esperanza“ nannten. Etliche Hütten standen dort bereits. Die Dons hatten es wieder mal sehr eilig, von fremdem Land Besitz zu ergreifen, obwohl sie dazu ganz sicher keine offizielle Erlaubnis hatten. Aber darum hatten sie sich noch nie gekümmert. Das Land wurde okkupiert, und damit hielten sie sich für die rechtmäßigen Besitzer.

      Der Nebel wurde schnell dichter. Die „Aguila“ wurde bereits von den ersten Schwaden erfaßt. César Garcia sah offenbar seine Felle davonschwimmen, wenn der Gegner unsichtbar für ihn wurde.

      Er ließ erneut die Rohre sprechen, bevor das Wild im schützenden Nebel verschwand.

      Drüben blitzte es auf. Aber es war ein trübes Blitzen, und der Knall wurde ebenfalls stark gedämpft und vom Nebel geschluckt.

      Noch bevor die weißliche Wolke auf sie zukroch, hatten die Arwenacks die langen Riemen an Deck gebracht, mit denen die Schebecke stehend gepullt werden konnte.

      Über das Aufblitzen hatten sie nur müde gelächelt. Eine Wasserwand war aus der Bucht aufgewachsen und mehr als fünfzig Yards vor dem Schiff in sich zusammengefallen. Es war wie das letzte Aufbäumen eines müden Riesen, der nicht mehr die Kraft hatte, mit großen Steinen weit zu werfen.

      „Pullt

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