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kannst.«

      »Woher willst denn du das wissen?«, erkundigte sich Nick und ärgerte sich zugleich, dass er wieder einmal heiße rote Ohren bekam.

      »Glaubst du, ich hätte nicht gesehen, dass du jeden Tag in der Zehnuhrpause auf sie wartest?« Pünktchen ließ sich neben Angelika im Gras nieder.

      »Sogar in der Schule spioniert ihr mir nach«, murrte der dunkelhaarige Junge. Er war im Moment mit der ganzen Welt, am meisten aber mit sich selbst unzufrieden.

      Pünktchen wusste das, und deshalb störte sie Nicks Unfreundlichkeit auch gar nicht. »Sissi ist krank«, meinte sie mit treuherzigem Blick.

      »Woher weißt du das?« Nick hob den Kopf.

      »Ich habe ein Mädchen aus ihrer Klasse gefragt.«

      »Es ist doch komisch, dass sie nachmittags noch bei uns war und am nächsten Tag krank war«, mischte sich Angelika ein.

      »Das denke ich ja auch die ganze Zeit«, gestand Nick. Er hatte schon mehrmals erwogen, bei den Langenburgs anzurufen. Doch immer wieder hatte ihm der Mut dazu gefehlt. »Es ist überhaupt so vieles komisch«, überlegte er laut. »Mit Sissi konnte man nichts mehr anfangen, nachdem sie das Baby gesehen hatte. Ich wollte ihr noch die Ponys zeigen und die Pferde von Schoeneich. Aber sie wollte unbedingt sofort nach Hause. Dabei hatten wir zuvor abgesprochen, dass wir drüben bei uns noch ein bisschen Tennis spielen. Aber auch davon wollte Sissi nichts mehr wissen.«

      »Ärgerst du dich deshalb?«, fragte Henrik mit schiefgelegtem Köpfchen. Heimlich bewunderte er den großen Bruder, der so fabelhaft reiten konnte und der überhaupt alles so viel besser verstand als er, der kleine Henrik.

      »Nein. Aber ich denke darüber nach, weshalb das Baby so großen Eindruck auf Sissi gemacht hat. Es ist ihr doch völlig fremd.«

      Pünktchen bezwang die Eifersucht, die sie schon seit Tagen quälte. »Ich war im Kinderzimmer, als Sissi hereinkam. Es war, als würde sie den kleinen Tim schon lange kennen. Sie hat ihn angeschaut wie …, ja wie …, das kann man gar nicht so erzählen.«

      »Wie eine Mutter, die ihr Kind lange nicht gesehen hat und dann kommt, um es abzuholen.« Angelika erinnerte sich an manche derartige Szene in Sophienlust. Es waren oft rührende Augenblicke, wenn Eltern und Kinder sich wiedersahen.

      »Warst du auch oben?«, erkundigte sich Nick skeptisch.

      »Ja. Wir durften Tim doch spazierenfahren.«

      »Schon wieder?«

      »Weißt du denn nicht, dass so ein Baby jeden Tag an die frische Luft muss?«

      »Ich weiß nur, dass Sophienlust in nächster Zeit keinen Mangel an Säuglingsschwestern haben wird«, antwortete der Junge gereizt. Es ärgerte ihn, dass die Mädchen keine Zeit mehr für ihn hatten, seit Tim im Hause war.

      »Och, du bist ja nur eifersüchtig«, meinte Pünktchen und rückte näher zu Angelika. »Überhaupt, wenn du so launisch bist, können wir ja wieder gehen.«

      »War ja nicht so gemeint«, lenkte Nick ein. »Erzählt mir lieber, was Sissi zu dem Baby gesagt hat.«

      Pünktchen dachte scharf nach. »Eigentlich nicht viel. Sie hat Tim lange angesehen. Weißt du, so lieb und so freundlich, wie …«

      »… wie eine Mutter, ich weiß schon.« Nick war reichlich ungeduldig. Jetzt ärgerte er sich darüber, dass er Sissi nicht ins Kinderzimmer begleitet hatte. »Und weiter?«

      Pünktchen wusste, dass Nick immer ein wenig unfreundlich war, wenn ihn etwas stark beschäftigte. Deshalb nahm sie seine Ruppigkeit auch nicht persönlich.

      »›Tim‹, hat sie ganz leise gesagt. ›Mein lieber kleiner Tim‹.«

      »Mein lieber kleiner Tim?« Nick zog die feingeschwungenen Augenbrauen hoch. Seine dichten dunklen Wimpern wippten.

      »Das hab ich auch gehört«, bestätigte Angelika. »Schwester Regine hat Sissi gefragt, ob sie das Baby einmal halten wolle, und darüber hat Sissi sich sehr gefreut. Richtig fröhlich war sie. Sie hat Tim lange im Arm gehabt und leise mit ihm gesprochen. Sie hat ihn gestreichelt und geküsst. Und dann hat sie ihm das Fläschchen gegeben und ihn immerzu angesehen. Und Tim war ganz ruhig und zufrieden. Er hat sogar zum erstenmal richtig gelacht.«

      »Ihr glaubt also, dass Sissi das Baby kannte?«

      Angelika und Pünktchen zogen gleichzeitig die Schultern hoch. »Es sah so aus.«

      »Aber dann …, dann kann Tim ja gar kein Findelkind sein«, stotterte der kleine Henrik aufgeregt.

      »Mein kleiner Bruder ist gar nicht so dumm.« Anerkennend klopfte Nick dem Jüngeren auf die Schulter. »Ich weiß schon die ganze Zeit, dass Tim kein Findelkind ist. Aber ich kann es nicht beweisen«, flüsterte er.

      Unwillkürlich rückten die Kinder näher zusammen. Wann immer es auf Sophienlust Schwierigkeiten gab, hielten sie eisern zusammen, waren alle kleinen Anfeindungen sofort vergessen.

      »Wenn man Tim hier in der Nähe gefunden hätte, wäre alles einfach. Dann wüssten wir längst, wohin er gehört. Aber wie kann man von hier aus Nachforschungen am Attersee betreiben?«

      »Vielleicht könnten wir deine Mutti bitten, in den Ferien …«

      Nick schüttelte den Kopf. »Das dauert doch viel zu lange. Bis August sind alle Spuren verwischt. Vielleicht wäre es jetzt schon zu spät.«

      »Und warum fragst du Sissi nicht? Wenn sie das Kind kennt, muss sie doch auch wissen, wer die Eltern sind und warum es Frau Langenburg zu uns gebracht hat.« Pünktchens tiefblaue Augen glänzten lebhaft.

      »Ich habe Sissi gefragt, obwohl ich damals noch keine Ahnung davon hatte, dass sie Tim kennt. Aber sie hat mir keine Antwort gegeben. Sie sagte nur, dass sie sofort nach Hause müsse. Es schien sie etwas sehr zu beschäftigen. Fast kam es mir vor, als habe sie Angst. Und am nächsten Tag war sie nicht in der Schule.«

      »Glaubst du …, meinst du, dass ein Verbrechen geschehen ist?« Angelikas Kinderaugen wurden groß und ängstlich.

      »Es ist möglich«, gab Nick zu. Er hatte sich schon oft in Gedanken damit beschäftigt. Mit größter Sorgfalt hatte er die Zeitungen studiert. Doch er hatte keinen Hinweis gefunden.

      »Vielleicht …, vielleicht hat man Tim entführt«, piepste Henrik.

      »Und man verlangt Lösegeld«, ergänzte Angelika.

      »Wer sollte das getan haben?«, fragte Nick und sah die Kameraden der Reihe nach an.

      »Frau Langenburg? Sie ist doch reich genug. Sie hat so etwas bestimmt nicht nötig.«

      »Es könnte doch sein, dass jemand sie erpresst«, meinte nun Pünktchen.

      »Wir müssen es herausfinden.« Nicks helle Bubenstimme klang sehr entschlossen.

      »Aber das ist doch gefährlich«, warnte Henrik ängstlich.

      »Was willst du tun?« Pünktchen nahm sich vor, ihren Freund auf jeden Fall zu unterstützen.

      »Ich werde an die Polizei am Attersee schreiben und anfragen, ob man im Fall Tim schon etwas herausgefunden hat.«

      »Das willst du tun?«, erkundigte sich Henrik halb ängstlich, halb bewundernd. »Hast du denn keine Angst?«

      »Warum denn? Dabei kann doch nichts passieren.«

      »Und wenn Mutti davon erfährt? Sie hat doch gesagt, du sollst dich nicht darum kümmern, sondern mehr für die Schule lernen.«

      »Hm.« Nick war plötzlich sehr kleinlaut. Er tat nicht gern etwas ohne Wissen seiner Mutti, denn er wollte sie nicht hintergehen. Doch er war sicher, dass die Nachforschungen Aufgabe der Polizei waren. Nick wusste, dass sie recht hatte. Trotzdem reizte ihn die Sache so sehr, dass er nicht eher Ruhe finden würde, ehe das Schicksal des Findelkindes geklärt war.

      »Wir dürfen ihr eben nichts davon erzählen. Und das Antwortschreiben hole ich mir

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