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Hals binden wir was Gewandartiges, schmeißen die Lady über Bord, einer brüllt ‚da schwimmt ’n Meerweib!‘, und während sich der Admiral die Klüsen ausstiert, klaut ihm der andere die Buddel – päng!“

      „Genial, Brüderchen!“ Hasard schlug dem Bruderherz die Rechte auf die Schulter, stutzte dann und fragte: „Und was tun wir mit dem Schnaps, der noch drin ist?“

      „Umgießen!“ Und schon langte Philip in ein Schapp, holte ein paar leere Kruken raus, baute sie auf der Platte auf und sagte: „Na los, halt eine fest, ich gieße.“

      Der Inhalt der rundlichen Tonflasche, die den Popo einer Nixe darstellen sollte, wurde in die Kruken entleert. Hasard enteilte und brachte aus dem Fundus dessen, was sie auf der ehemaligen Piraten-Karavelle an Beute entdeckt hatten, einen durchsichtigen Seidenschal von beträchtlicher Länge und Breite. Den stopften sie zu einem Teil in die Flasche und keilten ihn mit passend geschnittenen hölzernen Pfropfen fest, so daß auch kein Wasser in die Flasche dringen konnte. Was aus dem Flaschenhals herausschaute, zerschnitten sie in lange dünne Streifen – den Haaren einer Meerjungfrau nicht unähnlich. Wenn die schon fast am Po anfingen, war das unwesentlich. Im Wasser wirkte so was immer völlig anders.

      Eine Viertelstunde später erschien Hasard wieder auf der kleinen Kuhl, spielte weiter „Butler“, indem er stelzte, trat ans Backbordschanzkleid und kippte einen mächtigen Kübel Abfall über Bord.

      Über die Schulter sagte er zu Old Donegal: „Ziemlicher Lausestall von Kombüse, Sir. Haben gleich mal ausgemistet, Phil und ich.“

      „Sehr gut, sehr gut“, lobte der Admiral und freute sich über seine fleißigen Enkel, denen die Sauberkeit eines Schiffes über alles ging.

      Doch dann schreckte er zusammen.

      Denn Hasard brüllte: „Ein Meerweib, Sir!“ Dabei deutete er mit einer wilden Armbewegung nach Backbord schräg achteraus.

      Old Donegal warf den Kopf herum.

      Tatsächlich – dort schwamm was.

      Der blanke Hintern einer Nixe! Sie wollte wohl abtauchen. Ihre Haare breiteten sich fächerförmig über dem Wasser aus.

      Himmel und Hölle!

      Old Donegal ließ Pinne Pinne sein und stürzte ans Backbordschanzkleid.

      „Die Pinne!“ schrie Hasard.

      Und schon stürzte er nach achtern, um die Pinne zu übernehmen. Mit einem Griff übernahm er allerdings was anderes, nämlich die Korbbuddel des Admirals. Und die warf er mit einem Schwung seinem Bruder Philip zu, der aus der Kombüse aufgetaucht war – hinter dem Rücken des alten Zausels.

      Philip fing die Buddel geschickt auf und verschwand wie ein geölter Blitz wieder in der Kombüse.

      Der Admiral brüllte erregt: „Abfallen, abfallen! Dort ist sie! Wir müssen sie fangen, Junge! Wir müssen sie fangen! Schnell – schnell!“

      „Siehst du sie denn?“ schrie Hasard.

      „Ja! Backbord achteraus! Schnell!“ Der Alte hüpfte herum wie ein Floh und kletterte aufs Schanzkleid.

      Na ja, es passierte, was passieren mußte. Wenn der Admiral Meerweiber sah, gab’s kein Halten mehr.

      Hasard wurde das in dem Moment klar, als sich Old Donegal Daniel O’Flynn in die See stürzte – offenbar in der Absicht, mal ein Meerweib umarmen zu können.

      „Scheiße!“ knurrte Hasard erbittert und brüllte laut: „Mann über Bord!“

      Philip schoß aus der Kombüse.

      „Der Alte ist außenbords gesprungen!“ schrie ihn Hasard an.

      Philip fackelte nicht lange. Außerdem grinste er. Mit ein paar Sprüngen war er an der Fockschot und warf sie los. Das gleiche tat er mit der Großschot. Hasard kapierte und legte Luvruder, so daß die Karavelle mit killenden Segeln schräg zum Südost-Passat zu driften begann.

      Indessen paddelte der Admiral im Kielwasser des Zweimasters, reckte sich auf und brüllte: „Wo ist sie? Könnt ihr sie sehen?“

      Philip und Hasard hatten sich am achteren Schanzkleid versammelt und begutachteten ihren Großvater. Daß sie feixten, verstand sich von selbst.

      „Kann sie nicht sehen!“ schrie Hasard.

      „Ich auch nicht!“ schrie Philip, empfing einen Rippenstoß des Bruders, begriff und brüllte: „Wen überhaupt?“

      „Das Meerweib mit dem glänzenden Hintern!“ schrie Old Donegal. Er keuchte bereits und spie einen Strahl Wasser aus. Gleichzeitig trat er Wasser und paddelte mit den Armen auf und nieder, um einen besseren Überblick zu gewinnen, wenn er nach oben schoß.

      „Mann-Mann“, fauchte Hasard, „der ist ganz versessen auf das Meerweib.“

      „Hai!“ brüllte Philip, riß den Arm hoch und deutete irgendwohin. „Schwimm zurück, Granddad!“

      „Wo?“ schrie der Admiral.

      „Noch hinter dir!“

      Da hatte Hasard schon eine Muskete geholt und feuerte sie ab – bestimmt nicht dorthin, wo Granddad im Wasser herumzappelte. Aber dieser sah zu, dem „Hai“ die Fersen zu zeigen, auch jene des Holzbeins. Bei Hai oder Meerweib entschied er sich, dem ersteren aus dem Weg zu gehen, besser gesagt: zu schwimmen.

      Und während er sich zur Karavelle zurückarbeitete, schossen die Enkel auf den „Hai“. Es gab nur keinen.

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