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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 655. Davis J.Harbord
Читать онлайн.Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 655
Год выпуска 0
isbn 9783966880695
Автор произведения Davis J.Harbord
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Das war eben das Kreuz mit dem Alten. Die Stunden, die sie mit dem scheintoten Großvater in der Jolle verbracht hatten, waren furchtbar gewesen – noch furchtbarer jedoch jener Moment, als sie ihn der See übergeben hatten, denn das hatte die endgültige Trennung bedeutet. Tote kehren nicht zurück ins Leben. Doch wer kehrte zurück, noch grantiger als sonst?
Der Admiral! Der starb nur mal für ein paar Stunden und ließ sich hinterher tadelnd darüber aus, daß er es als ungehörig empfände, ihn als Toten der See zu übergeben.
Und dann ritt er darauf rum – wie jetzt, als er erklärte, sich mit Schnapstrinken zu opfern, um die Gesundheit seiner Enkel zu garantieren. Das war eine lausig faule Ausrede.
Die Zwillinge liebten ihren Großvater innig, aber manchmal wurde diese Liebe arg strapaziert.
Zu allem setzte Old Donegal jetzt noch einen drauf, indem er erklärte, Alkohol sei für so junge Spunde von Übel, weil er ihre moralischen Werte untergrabe. Was er unter „moralischen Werten“ verstand, darüber ließ er sich nicht näher aus. Natürlich redete er dummes Zeug, und er hätte noch weiter herumgelabert, wenn ihm von den Zwillingen nicht energisch verkündet worden wäre, sie hätten die Absicht, im nächsten Hafen abzumustern.
Und was erwiderte der alte Komiker darauf?
Er sagte: „Was denn? Ihr wollt euren Großvater, der euch immer umsorgt hat wie die Glucke ihre Küken, schmählich im Stich lassen? Das überlebe ich nicht!“
„Glucke ist gut“, sagte Hasard bissig. „Hängt das mit Gluckern zusammen? Darin bist du ja Meister, nicht wahr? Also, entweder läßt du uns jetzt mitgluckern, oder wir mustern ab.“
„Das ist die reinste Erpressung, ist das!“ jammerte der Alte. „Ihr solltet euch was schämen. Als ich so alt war wie ihr …“
„… hast du nur Milch getrunken und wußtest noch nicht, daß es zweierlei Geschlecht gibt“, fuhr Philip dazwischen. „Alles bekannt, Sir, das hören wir, seit du unsere Glucke spielst, aber wir sind keine Küken mehr …“ Er brach ab und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. „Wir Esel, Bruderherz! In der Proviantlast stehen noch drei Korbflaschen von dem Zeug! Wir holen uns auch eine! Was der Glucke recht ist, muß den Küken billig sein – eh?“
„Kommt nicht in Frage!“ donnerte Old Donegal. „Das ist unser eiserner Proviant, Leute!“
„Dem du schon kräftig zu Leibe rückst, du alter Gluckerich!“ schmetterte Hasard. „Und wir dürfen zuschauen, Himmel-Arsch-und-Nelkenwürze!“
Da mußte der Admiral die Flagge streichen.
„Na gut“, brummte er und griff nach der Flasche. „Ihr gebt ja doch keine Ruhe, ihr durchtriebenen Halunken.“
„Umgekehrt wird ein Stiefel draus“, sagte Hasard grinsend und nahm die Buddel in Empfang. „Du gibst nicht eher Ruhe, bis alle Flaschen gelenzt sind.“
„Ich bin der Vorkoster“, erklärte der Admiral unverdrossen und räusperte sich nachhaltig, als er bemerkte, daß Hasard einen kräftigen Zug beim Gluckern draufhatte.
„Oh!“ sagte Hasard und reichte die Flasche an Philip weiter. „In dieser Funktion löse ich dich gern ab, Sir, ehrlich. Auf das Abschmecken von Speisen und Getränken verstehe ich mich. Phil übrigens auch, weil wir beim Kutscher in die Lehre gegangen sind. Du brauchst also künftig nicht mehr vorzukosten, das übernehmen Phil und ich. Das ist auch besser so, sonst schlingst du wieder giftige Fischleber in dich hinein und fällst um.“
Dinge, die ihm nicht paßten, überhörte Old Donegal geflissentlich. Dafür griff er Hasards Hinweis auf den Kutscher auf und erklärte bramsig: „Wenn ihr bei dem Kutscher in die Lehre gegangen seid, dann solltet ihr euch tunlichst nunmehr um unser leibliches Wohl kümmern und mal zeigen, ob die Lehre was gefruchtet hat. Bald ist Mittag, und mir hängt der Magen durch. Was gibt’s denn heute?“
Es war wie immer – als sei nichts passiert und einer aus der Crew der Arwenacks stelle dem Kutscher oder Mac Pellew jene Frage nach dem mittäglichen Backen und Banken, die bei beiden Köchen in schöner Regelmäßigkeit gereizte Reaktionen auszulösen pflegte. Mac Pellew verfuhr in einem solchen Fall meist nach dem Prinzip, einer dummen Frage auch eine dumme Antwort entgegenzusetzen. Der Kutscher hingegen wurde spitz und drechselte gestelzte Belehrungen über die Bekömmlichkeit fetter Speisen für Menschen mit Leibesfülle oder erstem Bauchansatz. Da konnte einem sowieso schon der Appetit vergehen.
Hasard und Philip reagierten weder spitz, gedrechselt oder dumm nach Art der Arwenack-Köche, sondern nickten sich zu und zogen in die Kombüse ab. Daß Philip sehr geschickt die Buddel mitgehen ließ, entging dem Admiral.
Er merkte es erst etwa sieben Minuten später, als er nach unten langte, um erneut einen zur Brust zu nehmen. Aber er griff ins Leere, und da fiel ihm ein, daß Philip die Buddel als letzter gehabt hatte.
„Verdammter Lausekerl!“ fluchte der Admiral.
Aber dann grinste er, peilte die See ringsum ab, nickte zufrieden, als er nichts Besonderes entdeckte – bis auf die flüchtenden Maschwas –, und belegte die Pinne. Zwei, drei Minuten lang beobachtete er den Kurs der kleinen Karavelle. Nein, sie luvte weder an, noch fiel sie ab. Sie lag gut auf dem Ruder. Ein feines Schiffchen.
Auf leisen Sohlen pirschte der Admiral unter Deck, während aus der Kombüse das Klappern von Töpfen an seine Ohren drang. Wie Philip gesagt hatte: in der Proviantlast standen noch drei Korbflaschen mit dem gewissen Inhalt. Der Admiral schnappte sich eine und schlich an Deck zurück. Das alles hatte nur an die vier Minuten gedauert. Dann übernahm er wieder die Pinne, nachdem er seine Rolle als „Vorkoster“ gebührend geprobt hatte.
Auch der Schnaps in dieser Buddel war von scharfer, aber belebender Güte. Der Admiral kicherte, als nunmehr wieder eine Korbflasche neben seinem Holzbein stand. Und dann schnüffelte er mit Wohlbehagen, weil aus der Kombüse der Duft von etwas Gebratenem in seine Nase drang.
Da törnte auch schon Hasard aus der Kombüse nach achtern und verkündete: „Um deine Frage zu beantworten, Sir. Es gibt gebratene Ente mit Curryreis und …“ Er verstummte, weil die Korbflasche unten neben dem Holzbein in sein Blickfeld geriet, verzog aber keine Miene und fuhr fort, als habe er nichts gesehen: „… und diverse Beigaben erlesener Gemüse, darunter auch Bambussprossen. Was hältst du davon, wenn wir der Ente einen leisen Hauch von Knoblauch verleihen?“
„Vor-züg-lich!“ akzentuierte der Admiral und schnalzte mit der Zunge.
„Sehr wohl, Sir“, sagte Hasard und verbeugte sich in der Art eines Butlers, sehr gemessen und distinguiert, wie sich das gehört. Und in Butlerart stelzte er zurück in die Kombüse. Es war ein Schreiten diesmal, nicht das geschmeidige Gleiten einer Tigerkatze.
Die Gemessenheit verschwand wie Spreu im Wind, als Hasard das Kombüsenschott hinter sich schloß.
„Dieser schlitzohrige alte Teufel!“ fauchte er. „Er hat sich in die Proviantlast geschlichen und eine zweite Korbflasche geholt! Was sagst du jetzt?“
Philip feixte bis zu den Ohren. „Typisch! Aber wir sind die Blöden! Wir hätten die drei Buddeln verschwinden lassen sollen.“
„Das tun wir mit den beiden, die jetzt noch da sind“, sagte Hasard wütend. „Und was ist mit der, die er jetzt hat?“
„Die klauen wir ihm, ist doch klar.“
„Und wie?“
Philip schüttelte den Kopf über sein Bruderherz. Was der noch fragte! Sonst war er schneller mit seinen Einfällen. Aber Hasard war wohl viel zu erbost über die Durchtriebenheit des Admirals.
„Mann“, sagte er, „denk nach. Was haben wir bei Kaliban gelernt? Die Person, die beklaut werden soll, muß abgelenkt werden. Also, einer lenkt ab, der andere klaut – fertig.“
„Genauer“, knurrte Hasard.
Philip starrte auf die Korbflasche, die auf der Kombüsenplatte stand, wo