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Jaipur – Agra, 8. März

       Ein Grabmal der Liebe

       Agra, 9. März

       Paharganj

       Agra – New Delhi, 10. März

       In Nöten

       New Delhi, 11. März

       Mein Freund »Schotti«

       New Delhi, 12. März

       Das Museum

       New Delhi, 13. März

       Im Fegefeuer

       New Delhi – Varanasi, 14. März

       Burning Bodies

       Varanasi, 15. März

       An der Grenze

       Varanasi, 16. März

       Kleines Reisebrevier

       Varanasi – Kolkata, 17. März

       Sein oder Nichtsein

       Kolkata, 18. März

       Von Menschenrechten und Straßenbahnen

       Kolkata, 19. März

       Der letzte Weg

       Kolkata, 20. März

       Schottis Indien-Tops

       Schottis Indien-Flops

       Schottis Rezepte aus Indien

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       Welcome to Mumbai!

      Amsterdam – Mumbai, 15. Februar

      Das Zeug besteht aus Hefe, Mehl und Wasser, fühlt sich labbrig an und erinnert an die Edelreife einer Pampers. Riechen tut das Ganze entsprechend ambitioniert. »Happy Meal« nennt sich der Dreck, Süßgetränk inklusive. Willkommen in der Welt der Burger und Bouletten.

      Tatort Schiphol, Amsterdam, Terminal 2. Ich trommle meine Bestellung gegen die Mattscheibe und ziehe Nummer 075. Eine gefühlte Ewigkeit später wirft ein Fräulein mit goldenem M auf der Schildkappe die Henkersmahlzeit auf den Plastikuntersatz. »Zero Seven Five!«, hallt es durch den Airport. Die Stimme klingt weltweit gleich. Meine letzte Mahlzeit auf europäischem Boden. Gate E7. Draußen parkt einer der hellblau bemalten Riesenvögel der Royal Dutch Airlines. Er wird mich in eine andere kulinarische Liga heben, in die Welt von Chili, Chutney und Chapati. Wie oft schon habe ich Abendgesellschaften mit extra scharfen keralanischen Genüssen verwöhnt. Der Weg ins Paradies führt geradewegs durch die Hölle: Auf dem Resopal vor mir stapelt sich ein Müllberg, als hätte ich ein Kleinkind gewickelt. Die Irrfahrt durch ein lasches Burger-Erlebnis endet auf der nächsten Toilette, zu Beginn eines Langstreckenfluges nicht unerheblich.

      Meine Geburt als Reiseautor liegt hinter mir. Bücher, Lesungen, Interviews: Mein neues Leben hätte nicht abwechslungsreicher beginnen können. Nach so vielen Jahren auf der Bühne bin ich in einer anderen Hemisphäre aufgeschlagen – um erst recht wieder zu meinem Publikum zurückzukehren, als Weltenentdecker und Geschichtenerzähler. »Ich setze auf Inhalte« steht auf dem Umschlag des roten Büchleins, das ich erneut mit abertausenden Buchstaben vollkritzeln werde. Es wird nicht bei dem einen bleiben. Möge es eine phantastische Reise werden – eine Reise zu Menschen, Märchen und Moguln.

      Neun Stunden später zwänge ich mich durch einen engen Geburtskanal: Dort vorne liegt Indien! Später als alle anderen betrete ich den Subkontinent. Ich habe bewusst einen Platz in der letzten Reihe gebucht, so habe ich alles noch länger vor mir.

      Am Schalter mit der Aufschrift »Foreigners« drängen sich die Passagiere. Die Warterei dauert beinahe so lange wie der Flug. Es ist zwei Uhr nachts. Endlich bin ich dran. Der Beamte der Einwanderungsbehörde spricht Hindi-Englisch, er wackelt mit dem Kopf. Ununterbrochen stellt er dieselbe Frage. Ich sage, dass ich schon einmal den Süden seines Landes unsicher gemacht habe. Es sollte ein Scherz sein. Wieder schüttelt er den Kopf, wieder blättert er in meinem Pass. »Selbst gemacht«, sage ich und hoffe, dass er mich ebenso wenig versteht wie ich ihn. Er rülpst. Zehntausende Arrivals hat er bereits hinter sich, zehntausende liegen vor ihm. In seinem Blick liegt alles Elend dieser Welt – ähnlich einem Gecko-Baby, das seine Mutter sucht. Er deutet, ich möge die Brille abnehmen. Lange betrachtet er mein von schlaflosen Stunden gezeichnetes Gesicht. Ich halte dem Blick stand. Er schürzt die Lippen zu einem Kussmund. Was wird das, denke ich. Unsicher zwinkere ich zurück. Hinter ihm ist eine Kamera angebracht, die den Ist-Zustand des Asylsuchenden festhält. Und ich dachte schon, meine Reise beginnt mit einer kleinen Koketterie. Nichts da, er wartet auf einen entspannten Gesichtsausdruck meinerseits. Kann er haben. Klick. Stempel. Ich werde zum Handgepäckschalter weitergereicht. Wie jetzt? Was könnte ich gerade eben noch ins Gepäck geschummelt haben? Kurz darauf habe ich auch die letzte der sieben Prüfungen bestanden.

      Ich bin drin. Das Abenteuer beginnt. Da lokale Banknoten nicht eingeführt werden dürfen, bleibt dem Globetrotter nichts anderes übrig als die Jagd nach Barem. Dabei aber sollte man besser ausgeschlafen sein. Die erste Maschine streikt, die zweite akzeptiert die Karte nicht, die dritte ist außer Betrieb und um die vierte balgen sich meine übermüdeten Kollegen. Per Zufallsgenerator spuckt die Maschine Geld aus – oder eben nicht. Bei mir nicht. Jemand weist mir den Weg aus der Halle hinaus, dort stehen angeblich noch weitere dieser Wunderkästen. Nachteil: Man muss den Airport verlassen

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