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einen Sensor ihrer persönlichen Kommunikationsanlage. »Wie geht es Kiow?«

      »Sie schläft tief und fest«, antwortete die Systempositronik.

      »Sobald die Gefahr für uns wächst, weckst du sie.«

      »Selbstverständlich. Deine Schwester hat mir detaillierte Angaben gemacht, wann ich es tun soll.«

      »Gut.« Ho nahm es mit Erleichterung zur Kenntnis. Sie fragte sich, wie Kiow in einer Situation wie dieser überhaupt Schlaf finden konnte.

      Im All schien alles durcheinandergeraten zu sein. Die letzten verlässlichen Werte der Orter und Taster stammten von den Augenblicken, als die Hyperschockwelle sich aufbaute. Danach hatte sie alles überrollt und durcheinandergeworfen.

      Kiow hatte – als Oberbefehlshaberin der Raumlandetruppen des MEDUSA-Verbands – für eine optimale Ausrüstung gesorgt. Zusätzlich zu den Einsatzkräften des eigenen Schiffes verfügte sie über eine großzügige personelle Verstärkung durch die THORA.

      Kiow war über zwei Meter groß, mit weit ausladenden Schultern, muskelbepackten Armen, schaufelgroßen Händen und einem konisch geformten Oberkörper, den die dünnen Beine wohl nur schwerlich stemmen konnten.

      Ihre Schwester kam sich im Vergleich dazu fast wie eine halbe Portion vor. Das genetische Erbe der plophosischen und ertrusischen Großeltern war sehr unterschiedlich verteilt.

      Offenbar gehörte das Schlafbedürfnis dazu.

      Cheyen Ho rief ein Holo mit den Vorgängen der letzten knappen Stunde auf. Es zeigte den Beginn der Strukturerschütterungen und das Durcheinander, das entstanden war.

      Die THORA mit ihren drei Begleitschiffen KARYA, BALANOS und SYKE geriet in einen Sog. Das sofort eingeleitete Rettungsprogramm arbeitete zuverlässig, lief aber ins Leere. Die Störungen der Struktur des Raum-Zeit-Kontinuums behinderten die Flucht. Sie zerrten an den Schiffen und rissen den kleinen Verband auseinander. Die letzten verlässlichen Werte der Taster ergaben eine Distanz zur Bleisphäre von sechs Lichtstunden.

      Die Auswirkungen in den Zentren des energetischen Chaos erwiesen sich als gewaltig. Die Abstände zwischen den drei Ringwulstraumern der MEDUSA-Klasse und dem Ultraschlachtschiff der PATOMAN-Klasse veränderten sich ununterbrochen. Glücklicherweise kam es zu keiner Kollision.

      Dann schrumpfte die THORA – ein Effekt, der die Wahrnehmung menschlicher Augen narrte. Nicht die Größe des Schiffes änderte sich, sondern die Entfernung. Die KARYA und die BALANOS unterlagen demselben Phänomen.

      »Der Effekt stellt das Verursacherprinzip auf den Kopf«, klang es von der Ortungsgalerie herunter. »Wir sind es, die sich mit hoher Geschwindigkeit von den anderen Schiffen entfernen.«

      Der Hyperschock deformierte den Normalraum. Er zog ihn – bildlich gesehen – zusammen. Dann schnellte er wie eine Spiralfeder auseinander. Die SYKE steckte mittendrin.

      Hin und wieder funktionierte die Ortung und lieferte brauchbare Werte.

      Die Hälfte der Konsolen im Rund um das Zentralholo war inzwischen dunkel. Die Maschinen, die sie steuerten, hatten keine Energie mehr.

      Die Expansion betrug fünfeinhalb Lichtstunden, dann fünfdreiviertel. Bei knapp sechs Lichtstunden kam der Effekt zum Stillstand.

      Cheyen Ho zog ein Fazit. »Wir bewegen uns mit der ursprünglichen Fahrt in Richtung Bleisphäre, sind aber eine Lichtstunde weiter weg als vorher.«

      Die THORA und die anderen Schiffe, die Kampfverbände der Arkoniden, Naats und Ladhonen befanden sich näher am Flugziel. Dort war das unverhofft aufgetauchte Gebilde inzwischen sichtbar, das den Hyperenergieschock ausgelöst hatte. In den Bruchstücken des Funkverkehrs kamen Informationen bei der SYKE an, unzusammenhängend und deshalb meist unverständlich.

      Die Kommandantin beendete die Aufzeichnung und richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Nahbereich um das Schiff. Kiow Ho betrat die Zentrale und gesellte sich zu ihr.

      »Wir werden das Ding gleich sehen«, sagte Cheyen. »Was sagt der Zeitvergleich?«

      »Vier Sekunden Differenz«, antwortete die Positronik. »Ich synchronisiere die Werte.«

      »Zähl den Countdown, damit wir den Zeitpunkt nicht verpassen«, fügte die Kommandantin hinzu. Ihr Blick wanderte über die Holoanzeigen. Nichts deutete darauf hin, dass sich etwas änderte. »Was ist mit unseren Schwesterschiffen?«

      »Negativ«, antwortete der Automat, der die Anlage überwachte. »Kein Kontakt zu KARYA und BALANOS.«

      Die drei Ringwulstraumer der MEDUSA-Klasse bildeten einen kleinen Verband zum Schutz der THORA.

      Cheyen Ho versuchte, eine Verbindung mit dem Flaggschiff der Liga herzustellen, indem sie den schwankenden Energieausstoß der Speicherblöcke für ein paar Sekundenbruchteile auf das Hyperfunk-Reserveaggregat lenkte und einen ultrakurzen Funkspruch abschickte.

      »SYKE an THORA! Cheyen Ho ruft Harla Nellison. Könnt ihr uns hören?«

      Nellison war die Leiterin der Funkabteilung in der THORA.

      Es blieb still. Die empfindlichen Sensornetze auf der Schiffshülle registrierten nicht einmal ein Rauschen.

      »Verstärkt die optische Raumbeobachtung!«, befahl Kiow Ho. Sie trat neben ihre Schwester. Die Schultern der beiden Frauen berührten sich.

      »Zehn«, zählte die Positronik. »Neun, acht ...«

      »Volle Gefechtsbereitschaft!« Kiow sagte es aus Gewohnheit und musste im gleichen Moment darüber lachen. Kampfmodus hin oder her – was nützte es, wenn die Waffensysteme nicht funktionieren wollten?

      »Sechs ...«

      Die letzten Sekunden schienen sich endlos dahinzuziehen.

      »Vier!«

      Vor dem Hintergrund des Alls zeichnete sich flirrendes weißes Licht ab. Es schuf einen Vorhang aus hellen und dunklen Lamellen, die wie Gischt auf der Oberfläche eines Ozeans hin und her wogten. Kaum nahm das Auge sie wahr, flossen sie zu einem Nebelfleck ineinander. In der Helligkeit der Lichtwolke zuckten Entladungen, die das Gebilde im Innern zerrissen und sofort neu zusammensetzten.

      »Der Nebel hat einen Durchmesser von mehr als einer Milliarde Kilometern«, stellte Cheyen Ho fest. »Ich hoffe, wir können den Messgeräten trauen.«

      Von der Position der SYKE ähnelte der Nebelfleck einem liegenden Oval, dessen Pole immer schneller Richtung Zentrum wanderten. Nach zwei, drei Atemzügen erreichte es Kugelform.

      Die Hyperorter spielten verrückt. Sie konnten die Messdaten nicht bewältigen. Die ersten stürzten ab. Die übrigen leiteten die Notabschaltung ein.

      Zwischen den sich überschlagenden Hyperenergien meldeten die Normalraumorter Objekte im Bereich des Nebelflecks.

      »Detailvergrößerung!«, verlangte Cheyen Ho.

      Mit bloßem Auge war nicht viel zu erkennen. Die Massetaster lieferten allerdings Werte, die sich im Bereich von Sonnen und Planeten bewegten.

      Etwas war angekommen, etwas, das gewaltig war. Was ihnen die Sinne vorgaukelten, war Wirklichkeit. Und alles schwamm in gewaltigen Lichtfluten.

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      Illustration: Dirk Schulz

      Wie ein Tsunami, nur ohne Wasser, dachte Cheyen Ho.

      Sechs Stunden hatte das Licht bis zum Standort der SYKE benötigt. Was sie sahen, hatte tatsächlich stattgefunden. Sie sahen eine Aufzeichnung, basierend auf dem Licht, das sich im Normalraum ausbreitete.

      »Meine Güte!« Kiow rempelte Cheyen mit der Schulter an. »Ein Monster aus unbekannter Dimension.«

      Die Kommandantin schüttelte den Kopf. »Eher ein Ding aus unserem Universum, das eine weite Reise zurückgelegt hat.«

      Ein roter Schlund blähte sich auf, wuchs und kam näher. Er löste sich in zwei rot-orangefarbene

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