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Anfang August 2018 kam die Nachricht aus dem Vatikan, dass Papst Franziskus eine Neuformulierung des Absatzes 2267 im Katechismus der Katholischen Kirche angeordnet hat: „… im Licht des Evangeliums lehrt die Kirche, dass die Todesstrafe unzulässig ist …“.7 Vielfach wurde ich darauf angesprochen, wobei einerseits Verwunderung darüber herrschte, dass ein klares Nein zur Todesstrafe bis dato nicht bestanden hatte, und andererseits Aufregung deswegen, weil Schwerstverbrecher nicht ihre gerechte Strafe bekommen würden: den Tod.

      Nun stelle ich mir die Frage, wie man als Christ (vielleicht als Mensch überhaupt) die Meinung vertreten kann, dass der angeordnete Tod eines Verbrechers den Ausgleich für dessen Tat, wie zum Beispiel einen Mord, bieten kann?

      Die am häufigsten gegebene Antwort darauf lautet: Wiedergutmachung bzw. ausgleichende Gerechtigkeit. Entgegnet man wiederum mit Vergebung, hört man oft: sich nicht versöhnen und/ oder nicht vergessen können.

      Auch Jesus hat mit seiner Ermahnung Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein! zwar Vergebung für eine gefallene Person (Ehebrecherin; Joh 8,2–11) eingefordert, aber mit seiner nachfolgenden Weisung Geh hin und sündige nicht mehr! eine Art Erinnerungskultur und nicht das Vergessen der Schuld verlangt, sowohl von der Sünderin selbst als auch von ihren Anklägern, Richtern und Beinahe-Henkern, die einsichtig ihrer eigenen Sündhaftigkeit keinen Stein geworfen haben.

      Vergeben passiert also auf Selbsteinsicht, Selbstkritik, Selbsterkenntnis usw., ohne zwingend sich versöhnen oder vergessen zu müssen. Gegen die Todesstrafe zu sein, ist also auch der tieferen Einsicht geschuldet, dass wir selbst Sünder sind, die ihrerseits auf Vergebung hoffen müssen.

      4Edgar A. Poe, Gesammelte Schriften, Bd. 4, Grausige und humoristische Erzählungen, S. 88–99

      5Melanie Wolfers, Die Kraft des Vergebens, S. 29

      6Ebd., S. 136f

      7Vatican News, 2. August 2018

      8Melanie Wolfers, Die Kraft des Vergebens, S. 45

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