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Liebe, List und Leidenschaft. Sigrid-Maria Größing
Читать онлайн.Название Liebe, List und Leidenschaft
Год выпуска 0
isbn 9783902998903
Автор произведения Sigrid-Maria Größing
Жанр Афоризмы и цитаты
Издательство Bookwire
Albrecht war ein merkwürdig aussehender junger Mann, mit dunklem Teint und pechschwarzem Haar. Seine Körpergröße war beeindruckend, er überragte seine Zeitgenossen um Haupteslänge, sodass er, wo immer er erschien, Würde ausstrahlte, wenngleich ihm seine stechenden schwarzen Augen einen Hauch von Unheimlichkeit verliehen. Seine Bildung war äußerst dürftig, da sich seine Erzieher, der spätere Bischof von Freising und Reinprecht II. von Walsee, nicht sehr bemüht hatten, ihren Zögling in die Schönheiten der antiken Sprachen einzuweihen; auch Ungarisch und Böhmisch beherrschte Albrecht nur ansatzweise, was ihm später einige Schwierigkeiten bereiten sollte. Aber solange seine Freunde ihm zur Seite standen und seine Pläne unterstützten, war für ihn guter Rat nicht teuer. So ist auch sein Wahlspruch zu verstehen: »Der Freund ist der größte Schatz im Leben.« Er wusste, wovon er sprach, war er doch in turbulente Zeiten hineingeboren worden. Von Jugend an war er von Feinden umzingelt und durch seine Unnachgiebigkeit machte er sich ständig neue Gegner. Albrecht war ein ungeduldiger Mensch, der versuchte, viele Dinge auf einmal zu regeln, ohne deren Konsequenzen abzuschätzen. So sah er es gleich nach Regierungsantritt als notwendig an, die Finanzen in seinen Gebieten zu reformieren und vor allem das Fehdewesen zu bekämpfen, sodass ein gewisses Maß an Sicherheit im Lande zustande kam. Der Chronist Thomas Ebendorfer berichtete, dass es wieder möglich war, offen Gold mit sich zu führen, ohne im nächsten Wald ausgeraubt zu werden.
Hätte sich Albrecht auf innenpolitische Reformen beschränkt, wäre seine Regierungszeit sicher positiv zu beurteilen gewesen. Aber er hatte weit gesteckte Ziele: Die Kirche schien durch das Schisma von 1378 und die Päpste, die in Avignon residierten, handlungsunfähig zu sein, wodurch Albrecht eine Chance für sich als Landesfürsten sah. Die Kirche sollte ein Werkzeug werden, das er politisch nützen konnte. Voraussetzung allerdings war eine Erneuerung an Haupt und Gliedern, die Albrecht durch die sogenannte »Melker Reform« einleiten wollte.
Andersgläubige hatten in seinem Konzept keinen Platz, weder die Hussiten und schon gar nicht die Juden. 1420/21 kam es zur großangelegten Judenverfolgung in Wien und zur Schleifung der Synagoge auf dem Judenplatz. Das Geld der Ermordeten floss direkt in die Kassen des Herzogs. Mit den Hussiten allerdings, mit denen er ebenfalls kurzen Prozess machen wollte, hatte er nicht so leichtes Spiel. Nach der Schlacht bei Taus, in der seine Truppen 1431 geschlagen worden waren, musste er sich zu einem Waffenstillstand durchringen.
Albrecht verfolgte seine Religionspolitik mit großem Eifer und Fanatismus. Er bestand darauf, dass die Angehörigen der Universität Wien den sogenannten »Ketzereid« ablegten, mit dem sie beschwören sollten, dass sie der »rechten«, der katholischen Religion angehörten. Auch bei der Vergabe der Bistümer nahm sich Albrecht das Recht heraus, den Kandidaten auszuwählen. Da man seine Einmischung in Passau nicht dulden wollte, dauerte der Streit um einen neuen Bischof fünf Jahre, wobei keine Seite vor Überfällen, Bestechung und Intrigen zurückschreckte.
Als Kaiser Sigismund im Jahre 1437 starb, wurde sein Schwiegersohn zum König von Ungarn gekrönt und ein Jahr später zum König von Böhmen. Diese Wahl war höchst umstritten, denn die hussitisch orientierten Böhmen zeigten keine Begeisterung darüber, dass der Mann, der sie blutig verfolgte, ihre Krone tragen sollte. Sie wählten daher den polnischen Kronprinzen Kasimir Jagiełło zum Gegenkönig, der die Wahl aber nicht annahm. Für den später bedeutenden Polenkönig war dieses Angebot nicht interessant, denn er wusste, dass er sich dadurch einen Dauerkonflikt mit dem Habsburger einhandeln würde. Und dies war keineswegs seine Absicht. Albrecht konnte damals nicht ahnen, dass Kasimir fünfzehn Jahre nach seinem Tod seine Tochter Elisabeth zum Altar führen würde.
Außer der ungarischen und der böhmischen Krone warteten auf Albrecht noch die deutsche Königs- und Kaiserkrone. 1438 war es so weit, die Kurfürsten wählten den Habsburger und man krönte ihn in Frankfurt zum deutschen König: Aus Herzog Albrecht V. wurde König Albrecht II.
Die Aufgabe als deutscher König nahm Albrecht sehr ernst. Unmittelbar nach der Krönung berief er verschiedene Reichstage ein, auf denen Reformen auf allen Gebieten vorgeschlagen wurden. Da er aber selbst auf keinem dieser Reichtstage anwesend war, verliefen seine Bemühungen im Sand. In Ungarn machten ihm die Türken das Leben schwer und auch der ungarische Adel stand ihm feindselig gegenüber. Ein Mann, der ihre Sprache nicht beherrschte und ihre Sitten nicht akzeptierte, konnte für die Magnaten kein ungarischer König sein, auch wenn seine Gemahlin Elisabeth mit den Kindern in Ungarn lebte.
Elisabeth war eine starke Frau, die sich nach dem Tod ihres Mannes zu behaupten wusste. Denn Albrecht II. war nur für ein Jahr deutscher König, eine Krönung zum Kaiser war ihm nicht mehr vergönnt. Am 27. Oktober 1439 tat er seinen letzten Atemzug. Als Elisabeth die schreckliche Nachricht überbracht wurde, dass Albrecht im Feldlager in Neszmély in der Nähe von Gran an der Ruhr verstorben war, raffte sie sich auf und zeigte, »ihr weibliche Scham vergessend«, allem Volk, dass sie ein Kind erwartete. Da die ungarischen Stände es eilig hatten, den Polenkönig Władisław Jagiełło zum ungarischen König zu wählen, entschloss sie sich zusammen mit ihrer Kammerfrau Helene Kottanerin, die Krönung des Polen mit der Stephanskrone zu verhindern. In der Nacht von Elisabeths Entbindung gelang es der Kammerfrau, die Krone, die strengstens bewacht wurde, zu entwenden. In einer abenteuerlichen Fahrt wurde das Kleinod über die zugefrorene Donau nach Komorn gebracht. Das Kind, Ladislaus Postumus, tat seinen ersten Schrei eine Stunde, nachdem die Krone in Sicherheit war, mit der es schon nach nur zwölf Wochen zum König von Ungarn gekrönt wurde. Was Elisabeth allerdings nicht wissen konnte, war, dass diese Krone ihrem Sohn kein Glück bringen sollte: Ladislaus Postumus starb bereits in jungen Jahren.
Er war ein gnadenloser Fanatiker
Als Bußprediger und Tugendwächter kannte GIROLAMO SAVONAROLA weder Maß noch Ziel. Alles, was seinen Vorstellungen von Sitte und Moral widersprach, sollte mit Stumpf und Stiel vernichtet werden.
In seinem religiösen Eifer ließ er unwiederbringliche Kunstschätze vernichten, wobei es ihm durch seine Redegabe gelang, selbst Künstler wie Sandro Botticelli dazu zu bewegen, ihre Bilder ins lodernde Feuer zu werfen.
Dass es in einer Zeit der moralisch lockeren Sitten zu einem Umschwung kommen musste, lag in der Luft, als Girolamo »Hieronymus« Savonarola 1452 in Ferrara geboren wurde. Zunächst deutete nichts darauf hin, dass der intelligente Knabe, der sich anfangs für Medizin und Philosophie interessierte, einmal zu einem berüchtigten Tugendwächter werden sollte. Bald aber zeigte sich bei dem Jüngling ein gewisser Hang zur Askese, die er sich selbst auferlegte. Als er ins Dominikanerkloster in Bologna eintrat, fiel er nach kurzer Zeit seinen Mitbrüdern durch seine ungewöhnliche rhetorische Begabung auf, die er dazu nutzte, die moralischen Zustände in den italienischen Stadtstaaten anzuprangern. Sein besonderes Augenmerk galt dem Leben und Treiben im Vatikan, wo Papst Innozenz VIII. als Vertreter Gottes auf Erden ein höchst irdisches Leben führte. Auch die Begeisterung für Kunst und Kultur in Florenz war ihm ein Dorn im Auge, streng verurteilte er die Freizügigkeit der Darstellungen des nackten menschlichen Körpers, die er als pornografisch bezeichnete.
Bald waren sein Name und die flammenden Reden, die er hielt, in ganz Oberitalien bekannt. Neugieriges Volk strömte herbei, um seinen Anklagen und Vorwürfen, die er gegen die Unmoral der Herrschenden vorbrachte, mit einem Gefühl des Schauderns, aber auch der Bewunderung und der Zustimmung zu lauschen. Dabei überhörte so mancher die Gefährlichkeit von Savonarolas Worten, denn der Mönch forderte nicht nur die Rückkehr zum einfachen Leben, sondern die Vernichtung der Urübel, die er in der Kunst und der Förderung der Künstler erblickte.
Besonders heftig wetterte der asketische Mönch gegen die Familie Medici, die in Florenz herrschte und durch ihre großzügige Unterstützung Künstlern Brot und Wohnung gab. Da der Eiferer kein Hehl aus seiner Abneigung gegen die Medici machte, kam ihm Lorenzo der Prächtige, wie er glaubte, diplomatisch, zuvor: Durch seine Intervention wurde Savonarola zum Prior des Klosters San Marco ernannt, wo er allerdings mit noch größerer Wut gegen die Medici predigte. Lorenzo ließ ihn zunächst gewähren, er war zu dieser Zeit schon ein kranker