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ist er das Bildnis eines der da lebte?

       Wie, oder ehrt ihr ihn als einen Himmlischen?

      Aietes.

       Es ist Peronto, der Kolcher Gott.

      Phryxus.

       Peronto! Rauher Laut dem Ohr des Fremden,

       Wohltönend aber dem Geretteten.

       Verehrst du jenen dort als deinen Schützer

       So liegt ein Bruder jetzt in deinem Arm,

       Denn (Brüder) sind ja Eines Vaters Söhne.

      Aietes (der Umarmung ausweichend).

       Schützer er dir?

      Phryxus.

       Ja, du sollst noch hören.

       Doch laß mich bringen erst mein Weihgeschenk.

      (Er geht zum Altar und stößt vor demselben sein Panier in den Boden.)

      Medea (kommt mit einem Becher.)

      Medea (laut).

       Hier Vater ist der Trank!

      Aietes (sie gewaltsam auf die Seite ziehend, leise).

       Schweig Törichte!

       Siehst du denn nicht?

      Medea.

       Was?

      Aietes.

       Den Becher gib der Sklavin

       Und schweig!

      Medea.

       Wer ist der Mann?

      Aietes.

       Der Fremden Führer, schweig!

      Phryxus (vom Altare zurückkommend).

       Jetzt tret' ich leicht erst in dein gastlich Haus!

       Doch wer ist dieses blühend holde Wesen,

       Das, wie der goldne Saum der Wetterwolke

       Sich schmiegt an deine krieg'rische Gestalt?

       Die roten Lippen und der Wange Licht

       Sie scheinen Huld und Liebe zu verheißen,

       Streng widersprochen von dem finstern Aug,

       Das blitzend wie ein drohender Komet

       Hervorstrahlt aus der Locken schwarzem Dunkel.

       Halb Charis steht sie da und halb Mänade,

       Entflammt von ihres Gottes heil'ger Glut.

       Wer bist du, holdes Mädchen?

      Aietes.

       Sprich Medea!

      Medea (trocken).

       Medea bin ich, dieses Königs Kind!

      Phryxus.

       Fürwahr ein Kind und eine Königin!

       Ich nehm' dich an als gute Vorbedeutung

       Für eine Zukunft, die uns noch verhüllt.

       O lächle Mädchenbild auf meinen Eintritt!

       Vielleicht, wer weiß, ob nicht dein Vater,

       Von dem ich Zuflucht nur und Schutz verlangt,

       Mir einst noch mehr gibt, mehr noch, o Medea!

      Aietes.

       Was also, Fremdling, ist dein Begehr?

      Phryxus.

       So höre denn was mich hierher geführt,

       Was ich verloren, Herr, und was ich suche.

       Geboren bin ich in dem schönen Hellas,

       Von Griechen, ich ein Grieche, reinen Bluts.

       Es lebet niemand, der sich höhrer Abkunft,

       Sich edlern Stammes rühmen kann als ich,

       Denn Hellas' Götter nenn' ich meine Väter

       Und meines Hauses Ahn regiert die Welt.

      Medea (sich abwendend).

       Ich gehe Vater um—

      Aietes.

       Bleib hier und schweig!

      Phryxus.

       Von Göttern also zieh' ich mein Geschlecht!

       Allein mein Vater, alten Ruhms vergessend

       Und jung-erzeugter Kinder Recht und Glück,

       Erkor zur zweiten Eh' ein niedrig Weib,

       Das, neidisch auf des ersten Bettes Sprossen

       Und üb'rall Vorwurf sehend, weil sie selbst

       Sich Vorwurf zu (verdienen) war bewußt,

       Den Zorn des Vaters reizte gegen mich.

       Die Zwietracht wuchs und Häscher sandt' er aus

       Den Sohn zu fahn, vielleicht zu töten ihn.

       Da ging ich aus der Väter Haus und floh

       In fremden Land zu suchen heimisch Glück.

       Umirrend kam ich in die Delpherstadt

       Und trat, beim Gotte Rat und Hilfe suchend

       In Phöbos' reiches, weitberühmtes Haus.

       Da stand ich in des Tempels weiten Hallen,

       Mit Bildern rings umstellt und Opfergaben,

       Erglühend in der Abendsonne Strahl.

       Vom Schauen matt und von des Weges Last

       Schloß sich mein Aug und meine Glieder sanken;

       Dem Zug erliegend schlummerte ich ein.

       Da fand ich mich im Traum im selben Tempel

       In dem ich schlief, doch wachend und allein

       Und betend zu dem Gott um Rat. Urplötzlich

       Umflammt mich heller Glanz und einen Mann

       In nackter Kraft, die Keule in der Rechten,

       Mit langem Bart und Haar, ein Widderfell

       Um seine mächt'gen Schultern, stand vor mir

       Und lächelte mit milder Huld mich an.

       ("Nimm Sieg und Rache hin!") sprach er, und löste

       Das reiche Vließ von seinen Schultern ab

       Und reichte mir's; da, schütternd, wacht' ich auf.

       Und siehe! von dem Morgenstrahl beleuchtet

       Stand eine Blende schimmernd vor mir da

       Und drin aus Marmor künstlich ausgehaun

       Derselbe Mann, der eben mir erschienen

       Mit Haar und Bart und Fell, wie ich's gesehn.

      Aietes (auf die Bildsäule im Hintergrunde zeigend).

       Der dort?

      Phryxus.

       Ihm glich er wie ich mir.

       So stand er da in Götterkraft und Würde,

       Vergleichbar dem Herakles, doch nicht er.

       Und an dem Fußgestell des Bildes war

       Der Name (Kolchis) golden eingegraben.

       Ich aber deutete des Gottes Rat;

       Und nehmend was er rätselhaft mir bot

       Löst' ich, ich war allein, den goldnen Schmuck

       Vom Hals des Bildes, und in Eile fort.

       Des Vaters Häscher fand ich vor den Toren

       Sie wichen scheu des Gottes Goldpanier

       Die Priester neigten sich, das Volk lag auf den Knieen

       Und vor mir her es auf der Lanze tragend

      

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