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her­rüh­ren« …

      »Der um­ge­ben­den! Be­hal­te das, Po­pi­not«, rief Cäsar.

      »Ja,« sag­te Vau­que­lin, »von der ab­wech­seln­den Käl­te und Wär­me oder von in­ne­ren Vor­gän­gen, die die glei­che Wir­kung ha­ben. So ver­zeh­ren, ver­nich­ten oder ver­tei­len in and­rer Wei­se die Mi­grä­ne und Kopf­lei­den jene er­zeu­gen­den Flüs­sig­kei­ten. Die in­ne­ren Vor­gän­ge ge­hen die Ärz­te an. Aber für die äu­ße­ren kom­men Ihre Kos­me­ti­ka in Be­tracht.«

      »Ach, ver­ehr­ter Herr,« sag­te Bi­rot­teau, »Sie schen­ken mir das Le­ben wie­der. Ich woll­te das Nuß­öl ver­kau­fen, weil ich dar­an dach­te, daß die Al­ten Öl für ihr Haar ver­wen­de­ten, und die Al­ten blei­ben die Al­ten, dar­in stim­me ich Boi­leau bei. Wa­rum salb­ten sich die Ath­le­ten …«

      »Das Oli­ven­öl ist eben­so gut wie das Nuß­öl«, sag­te Vau­que­lin, der nicht auf Bi­rot­teau ach­te­te. »Je­des Öl ist ge­eig­net, um die Haar­z­wie­bel vor Ein­wir­kun­gen zu be­hü­ten, die den Sub­stan­zen, die sie in Tä­tig­keit – wenn es sich um einen che­mi­schen Be­griff han­del­te, wür­den wir sa­gen ›ge­löst‹ – er­hält, schäd­lich sind. Vi­el­leicht ha­ben Sie üb­ri­gens recht: das Nuß­öl, wie mir Du­puy­tren ge­sagt hat, ent­hält ein Sti­mu­lans. Ich wer­de fest­zu­stel­len ver­su­chen, wel­che Un­ter­schie­de zwi­schen dem Buch­e­ckern-, dem Rüb-, dem Oli­ven-, dem Nuß­öl und so wei­ter be­ste­hen.«

      »Also habe ich mich doch nicht ge­irrt,« sag­te Bi­rot­teau tri­um­phie­rend, »da ich mich mit ei­nem großen Mann be­geg­ne. Das Ma­cassar ist ge­lie­fert! Das Ma­cassar, Herr Vau­que­lin, ist ein Kos­me­ti­kum, das als den Haar­wuchs be­för­dern­des Mit­tel aus­ge­ge­ben, das heißt ver­kauft wird, und zwar teu­er.«

      »Mein lie­ber Herr Bi­rot­teau,« sag­te Vau­que­lin, »es sind nicht zwei Un­zen wirk­li­chen Ma­cassaröls nach Eu­ro­pa ge­langt. Das Ma­cassar­öl hat nicht den ge­rings­ten Ein­fluß auf das Haar, aber die Malai­en be­zah­len sein Ge­wicht in Gold, weil es das Haar er­hält, und wis­sen nicht, daß Le­ber­tran ganz ge­nau so gut ist. Kei­ne che­mi­sche oder gött­li­che Macht …«

      »Oh, gött­li­che … sa­gen Sie das nicht, Herr Vau­que­lin.«

      »Aber, ver­ehr­ter Herr, das obers­te Ge­setz, dem Gott fol­gen muß, ist, mit sich selbst in Über­ein­stim­mung zu sein; ohne Ein­heit gibt es kei­ne Macht …«

      »Ja, wenn Sie das so mei­nen …«

      »Kei­ne Macht also kann be­wir­ken, daß Kahl­köp­fen die Haa­re wie­der wach­sen, eben­so wie man nie­mals ohne Ge­fahr ro­tes oder wei­ßes Haar fär­ben kann; wenn Sie aber den Ge­brauch des Öls emp­feh­len, so er­re­gen Sie kei­nen Irr­tum und sa­gen nicht die Un­wahr­heit, und ich glau­be, daß die­je­ni­gen, die es an­wen­den, sich das Haar er­hal­ten kön­nen.«

      »Mei­nen Sie, daß die Kö­nig­li­che Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten viel­leicht be­reit wäre, eine Aner­ken­nung …«

      »Oh, es han­delt sich hier doch nicht im ge­rings­ten um eine neue Ent­de­ckung«, sag­te Vau­que­lin. »Üb­ri­gens ha­ben Schar­la­ta­ne den Na­men der Aka­de­mie so oft miß­braucht, daß Ih­nen das doch nicht viel nüt­zen wür­de. Mein Ge­wis­sen wür­de sich auch da­ge­gen sträu­ben, das Nuß­öl als ein Wun­der an­zu­er­ken­nen.«

      »Und auf wel­che Art kann man es am bes­ten aus­zie­hen? Durch Ko­chen oder Pres­sen?« sag­te Bi­rot­teau.

      »Durch Pres­sen zwi­schen zwei hei­ßen Plat­ten er­hal­ten Sie mehr Öl, aber beim Pres­sen zwi­schen zwei kal­ten Plat­ten wird es von bes­se­rer Qua­li­tät sein. Und man muß es auf die Haut selbst brin­gen,« sag­te Vau­que­lin in sei­ner Güte, »und nicht die Haa­re da­mit ein­rei­ben, sonst wirkt es nicht.«

      »Be­hal­te das ge­nau, Po­pi­not«, sag­te Bi­rot­teau mit ei­nem Ent­zücken, das sein Ge­sicht er­glü­hen ließ. »Sie se­hen hier, ver­ehr­ter Herr, einen jun­gen Men­schen, der die­sen Tag zu den schöns­ten sei­nes Le­bens zäh­len wird. Er kann­te Sie, er ver­ehr­te Sie, ohne Sie je ge­se­hen zu ha­ben. Ach, es ist bei uns so oft die Rede von Ih­nen, Ihr Name, der so tief in uns­re Her­zen ein­ge­gra­ben ist, kommt uns so häu­fig auf die Lip­pen. Mei­ne Frau, mei­ne Toch­ter und ich, wir be­ten täg­lich für Sie, wie man es sei­nem Wohl­tä­ter schul­dig ist.«

      »Das ist zu viel für so we­nig«, sag­te Vau­que­lin, dem die wort­rei­che Er­kennt­lich­keit des Par­füm­händ­lers pein­lich war.

      »Nicht doch!« sag­te Bi­rot­teau, »Sie kön­nen uns doch nicht ver­bie­ten, Sie zu lie­ben, wenn Sie auch nichts von uns an­neh­men wol­len. Sie sind wie die Son­ne, Sie strö­men Ihr Licht aus, und die, die da­von er­leuch­tet wer­den, kön­nen Ih­nen nichts da­für bie­ten.«

      Der Ge­lehr­te lä­chel­te und er­hob sich, der Par­füm­händ­ler und Po­pi­not stan­den gleich­falls auf.

      »Sieh dir die­ses Ar­beits­zim­mer ge­nau an, An­selm. Sie ge­stat­ten, Herr Vau­que­lin? Ihre Zeit ist so kost­bar, er wird nicht mehr hier­her kom­men.«

      »Und wie sind Sie mit den Ge­schäf­ten zu­frie­den?« sag­te Vau­que­lin zu Bi­rot­teau, »schließ­lich sind wir ja bei­de Ge­schäfts­leu­te …«

      »Ziem­lich gut, Herr Vau­que­lin«, sag­te Bi­rot­teau, wäh­rend er sich nach dem Eß­zim­mer hin be­weg­te, wo­hin ihm Vau­que­lin folg­te. »Aber um die­ses Öl, das Co­ma­gen-Es­senz hei­ßen soll, zu lan­cie­ren, sind große Mit­tel er­for­der­lich …«

      »Es­senz und Co­ma­gen sind zwei Wor­te, die nicht pas­sen. Nen­nen Sie Ihr Kos­me­ti­kum doch Bi­rot­teau-Öl. Und wenn Sie sich nicht mit Ihrem Na­men her­aus­stel­len wol­len, so wäh­len Sie ir­gend­ei­nen an­dern. Aber das ist ja die Dres­de­ner hei­li­ge Jung­frau. Ei, Herr Bi­rot­teau, wol­len Sie, daß wir uns in Feind­schaft tren­nen?«

      »Herr Vau­que­lin,« sag­te der Par­füm­händ­ler und er­griff die Hand des Che­mi­kers, »die­ses sel­te­ne Stück hat einen Wert nur durch die Be­harr­lich­keit, mit der ich da­nach ge­sucht habe. Ich muß­te ganz Deutsch­land da­nach durch­for­schen, um einen Avant la Lettre auf China­pa­pier auf­zu­trei­ben; da ich wuß­te, daß Sie es sich wünsch­ten, Ihre Tä­tig­keit ih­nen aber nicht ge­stat­te­te, es zu be­schaf­fen, so bin ich als Ihr Ge­schäfts­rei­sen­der auf­ge­tre­ten. Also neh­men Sie es an, nicht als einen schlech­ten Stich, son­dern als Ge­gen­stand mei­ner Mü­hen, mei­ner sorg­sa­men Nach­for­schun­gen und Maß­re­geln, die Ih­nen mei­ne un­be­grenz­te Er­ge­ben­heit be­zeu­gen sol­len. Ich hät­te ge­wollt, daß Sie sich ir­gend et­was ge­wünscht hät­ten, das ich aus ei­nem Ab­grund hät­te her­auf­ho­len müs­sen, um da­mit zu Ih­nen zu kom­men und zu sa­gen: Hier ist es! Leh­nen Sie es nicht ab. Es spricht so vie­les da­für, daß man uns ver­gißt; er­lau­ben Sie, daß wir alle, mei­ne Frau, mei­ne Toch­ter und mein künf­ti­ger Schwie­ger­sohn uns hier­mit Ih­nen vor Au­gen stel­len. Dann wer­den Sie, wenn Sie die hei­li­ge Jung­frau be­trach­ten, sa­gen: es gibt noch gute Men­schen, die an mich den­ken.«

      »Ich neh­me es an«, sag­te Vau­que­lin.

      Po­pi­not und Bi­rot­teau trock­ne­ten sich die Au­gen, so ge­rührt wa­ren sie durch den Ton der Güte, den der Aka­de­mi­ker sei­ner Ant­wort ver­lieh.

      »Wol­len

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