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sag­te er sich den­noch, daß es, falls das Un­ter­neh­men fehl­schlü­ge, auch einen Rein­fall ge­ben muß­te. Er be­schloß also, der neu­en Han­dels­ma­schi­ne einen weit­hin sicht­ba­ren Lei­ter zu ge­ben. Heu­te kennt ihr alle das Ge­heim­nis des Hau­ses Cla­paron, das – eine sei­ner schöns­ten Er­fin­dun­gen – von du Til­let ge­grün­det wur­de! …«

      »Ja,« sag­te Blon­det, »der ver­ant­wort­li­che Her­aus­ge­ber der Finan­zen, der ›Spit­zel‹ und Prü­gel­kna­be in ei­ner Per­son; heu­te aber sind wir noch ge­wit­zig­ter, wir schrei­ben: Man wen­de sich an den ›Ver­wal­tungs­aus­schuß‹, Stra­ße …, Num­mer …, dort fin­det dann das Pub­li­kum wür­di­ge Be­am­te in grü­nen Müt­zen und ist be­frie­digt.«

      »Nu­cin­gen hat­te das Haus Charles Cla­paron mit all sei­nem Kre­dit ge­stützt,« fuhr Bi­xiou fort. »Man konn­te stets un­be­sorgt eine Mil­li­on Pa­pie­re Cla­paron auf den Markt wer­fen. Du Til­let schlug also vor, sein Bank­haus Cla­paron vor­zu­schie­ben. Ein­ver­stan­den! 1825 wa­ren die Ak­tio­näre noch nicht von ge­werb­li­chen Ein­fäl­len ge­plagt. Der ›täg­li­che Um­satz‹ war ih­nen un­be­kannt! Die Ge­schäfts­füh­rer ver­pflich­te­ten sich nicht, ihre wohl­tä­ti­gen Ak­ti­en nicht in Um­satz zu brin­gen, sie hin­ter­leg­ten nichts bei der Bank und ga­ben kei­ner­lei Ga­ran­tie. Man wag­te nicht, die Kom­man­dit­ge­sell­schaft an­zu­prei­sen, in­dem man dem Ak­tio­när na­he­leg­te, daß man die Güte habe, nicht mehr als tau­send oder fünf­hun­dert oder gar nur zwei­hun­dert Fran­ken von ihm zu for­dern! Man ver­öf­fent­lich­te nicht, daß der Ver­such ›in aere pu­bli­co‹ nur sie­ben oder fünf oder gar drei Jah­re dau­ern und die Auf­lö­sung dar­um nicht lan­ge auf sich war­ten las­sen wer­de. Die Kunst steck­te noch in den Kin­der­schu­hen! Man hat­te nicht ein­mal die Öf­fent­lich­keit durch jene Rie­sen­an­zei­gen an­zu­lo­cken ge­sucht, mit de­nen man die Phan­ta­sie reizt und al­ler Welt Geld ab­ver­langt …«

      »Das ge­schieht, wenn kei­ner et­was her­ge­ben will,« sag­te Cou­ture. »Kurzum, in die­ser Art Un­ter­neh­mun­gen herrsch­te noch nicht die Kon­kur­renz von heu­te,« fuhr Bi­xiou fort. »Die Papp- und Kattun­fa­bri­kan­ten, die Blei­gie­ßer, die Thea­ter und die Zei­tun­gen rauf­ten sich nicht um die Ak­tio­näre wie gie­ri­ge Hun­de um einen Kno­chen. Die net­ten, so harm­los an­ge­zeig­ten Ak­ti­en gin­gen nur ganz ver­schämt in den stills­ten Win­keln der Bör­se. Sie gin­gen pia­no, pia­no in­fol­ge flüch­ti­ger, von Ohr zu Ohr ge­flüs­ter­ter Be­mer­kun­gen über die gute, si­che­re Sa­che. Sie fin­gen den Ak­tio­när nur so ne­ben­bei – zu Hau­se, an der Bör­se oder in Ge­sell­schaft – durch das ge­schickt in die Welt ge­setz­te Ge­re­de, das sach­te an­wuchs zu ei­nem Tut­ti ei­ner vier­stel­li­gen Zahl im Kurs­zet­tel …«

      »Wir sind zwar un­ter uns und brau­chen kein Blatt vor den Mund zu neh­men,« sag­te Cou­ture, »trotz­dem möch­te ich auf das eben Ge­sag­te noch zu­rück­kom­men.«

      »Man merkt die Ab­sicht und wird ver­stimmt!« sag­te Fi­not. »Fi­not kommt im­mer klas­sisch,« be­merk­te Blon­det. »Ja, ich bin ver­stimmt,« nahm Cou­ture wie­der das Wort. »Ich be­haup­te, daß die neue Metho­de be­deu­tend we­ni­ger heim­tückisch, we­ni­ger mör­de­risch ist als die alte, viel­mehr ehr­lich und bie­der. Die öf­fent­li­chen Kund­ma­chun­gen ge­stat­ten ein Prü­fen und Über­le­gen. Wird ein Ak­tio­när ge­won­nen, so ist er aus frei­en Stücken ge­kom­men, man hat ihm nicht die Kat­ze im Sack ver­kauft. Die In­dus­trie …«

      »Hal­lo, da hät­ten wir ja die In­dus­trie!« rief Bi­xiou. »Die In­dus­trie ge­winnt da­bei,« fuhr Cou­ture fort, ohne den Ein­wurf zu be­ach­ten. »Der Staat, der sich in die Han­dels­ge­schäf­te ein­mischt und ih­nen kei­ne freie Ent­wick­lung gönnt, be­geht eine kost­spie­li­ge Dumm­heit: das führt stets zu un­er­hör­ten Preis­s­tei­ge­run­gen oder zum Mo­no­pol. Nach mei­nem Da­für­hal­ten gibt es nichts den Grund­sät­zen der Han­dels­frei­heit Ent­spre­chen­de­res, als eben die Ak­ti­en­ge­sell­schaf­ten! Da­ran rüh­ren, hie­ße eine un­ver­ant­wort­li­che Ese­lei be­ge­hen. Bei je­dem Ge­schäft steht der Ge­winn im ent­spre­chen­den Ver­hält­nis zum Ein­satz! Was geht es den Staat an, auf wel­che Wei­se das Geld ins Rol­len kommt; wenn es nur in be­stän­di­ger Be­we­gung bleibt. Was be­deu­tet es, daß die­ser reich und je­ner arm ist; wenn nur stets die glei­che An­zahl Steu­er­pflich­ti­ger vor­han­den ist. Üb­ri­gens sind es nun zwan­zig Jah­re, daß die Ak­ti­en-, die Kom­man­dit­ge­sell­schaf­ten im han­dels­tüch­tigs­ten Lan­de der Welt üb­lich sind – in Eng­land, wo al­les an­ge­foch­ten wird, wo die Par­la­men­te in je­der Ses­si­on zwölf­hun­dert Ge­set­ze aus­brü­ten, und wo sich den­noch nie­mals ein Mit­glied des Par­la­ments er­ho­ben hat, um ge­gen die Metho­de …«

      »Laßt se­hen!« rief Cou­ture ent­flammt. »Ihr habt zehn­tau­send Fran­ken, ihr kauft da­für zehn Ak­ti­en von zehn ver­schie­de­nen Un­ter­neh­men. Ihr seid neun­mal her­ein­ge­fal­len … (Das gibts üb­ri­gens nicht, denn das Pub­li­kum ist schlau und vor­sich­tig, aber ich neh­me es also an!) Nun seht, der Spie­ler, der sei­ne Mas­sen so klug zu ver­tei­len ver­stand, trifft un­er­war­te­ter­wei­se auf eine ganz präch­ti­ge An­la­ge, wie es al­len de­nen er­ging, die Wort­schi­ner Mi­nen­ak­ti­en kauf­ten. Ge­ste­hen wir es uns doch ein, Freun­de: die Leu­te, die sich be­kla­gen, sind Heuch­ler, die sich är­gern, weil sie we­der einen güns­ti­gen Ein­fall ha­ben, noch die Gabe, ihn in Sze­ne zu set­zen, noch die Ge­schick­lich­keit, ihn aus­zu­beu­ten. Der Be­weis wird nicht auf sich war­ten las­sen. Über kurz wer­det ihr die Ari­sto­kra­tie, die Hofleu­te und Mi­nis­ter in ge­schlos­se­nen Ko­lon­nen her­ab­stei­gen se­hen in das La­ger der Spe­ku­la­ti­on, und sie wer­den noch krum­me­re Fin­ger ma­chen und noch ver­rück­tere Ein­fäl­le ha­ben als wir, ohne doch un­se­re Er­fah­rung und Über­le­gen­heit zu be­sit­zen. Welch ein Kopf ge­hört dazu, um in ei­ner Zelt, da die Hab­sucht der Ak­tio­näre der der Grün­der gleich­kommt, et­was Ge­winn­brin­gen­des zu er­fin­den und durch­zu­füh­ren! Welch eine sug­ge­s­ti­ve Macht muß doch der Mann be­sit­zen, der einen Cla­paron ›hoch­bring­t‹ und im­mer neu­en Rat weiß! Wollt ihr die Moral von al­le­dem wis­sen? Un­se­re Zeit ist nicht mehr wert als wir sel­ber! Wir le­ben in ei­ner hab­gie­ri­gen Zeit, in der man dem Wert der Din­ge nicht nach­fragt, wenn man nur da­bei et­was ge­win­nen kann!«

      »Der Cou­ture ist präch­tig, wirk­lich präch­tig!« sag­te Bi­xiou zu Blon­det; »er wird noch ver­lan­gen, daß man ihm, als dem Wohl­tä­ter der Mensch­heit, ein Denk­mal setzt.«

      »Man müß­te ihn da­hin brin­gen, den Schluß zu zie­hen, daß das Geld der Dum­men nach gött­li­chem Recht das Erb­teil der Geist­vol­len ist,« sag­te Blon­det. »Kin­der,« fuhr Cou­ture fort, »laßt uns hier ein­mal la­chen über all den Ernst, mit dem wir sonst an­zu­hö­ren pfle­gen, daß man die will­kür­lichs­ten Ge­set­ze hei­lig spricht.«

      »Er hat recht. Welch eine Zeit, mei­ne Freun­de,« sag­te Blon­det, »in der das Feu­er der In­tel­li­genz, kaum daß es er­scheint, so­fort mit­tels ir­gend­ei­nes Ge­set­zes aus­ge­löscht wird! Die Ge­setz­ge­ber, die fast alle aus der Pro­vinz stam­men, wo sie die mensch­li­che Ge­sell­schaft nach den Zei­tungs­be­rich­ten

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