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Daniels Zustimmung, zumal er der einsamen, unglücklichen Olivia gern helfen wollte. Wenig später drehte sich das muntere Gespräch am Tisch um alte und neue Autos, und selbst Dési tat ihre Meinung kund, dass ihr zukünftiger Ehemann nur mit einem Hybridwagen Chancen hätte.

      Nur eine war an diesem Abend auffallend schweigsam. Und das war Tatjana. Aufgrund ihrer eingeschränkten Sehkraft besaß sie selbst keinen Führerschein und konnte nichts zu diesem Thema beisteuern. Abgesehen davon war sie mit den Gedanken bei ihrem schlecht gelaunten Freund. Sie machte sich Sorgen um Danny und konnte nur hoffen, dass er bald wieder der Alte sein würde.

      *

      Danny Norden hatte gerade sein Frühstück beendet, als es zaghaft an seiner Tür klopfte. Missmutig hob er den Kopf, um zu sehen, wer ihn besuchen kam. Außer Tatjana oder seinen Eltern kam um diese Uhrzeit ohnehin niemand infrage, und er machte sich erst gar nicht die Mühe, ein freundliches Gesicht aufzusetzen. Die quälenden Schmerzen hatte ihn die ganze Nacht nicht zur Ruhe kommen lassen. Er machte sich große Sorgen, die er weder vor seiner Freundin noch vor seinen Eltern verbergen musste.

      »Herein!«, rief er denn auch unfreundlich.

      »Störe ich?«, fragte Olivia mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen.

      Genervt verdrehte Danny die Augen.

      »Super! Du hast mir zu meinem Glück gerade noch gefehlt«, stöhnte er.

      »Deshalb bin ich ja hier«, ließ sich Olivia nicht abschrecken und schloss die Tür hinter sich.

      Unbeeindruckt trat sie an sein Bett und betrachtete eingehend den geschienten Arm. Ihre Augen wanderten von dem Zugang auf seinem gesunden Handrücken dem durchsichtigen Schlauch zum Beutel mit den Medikamenten hinauf. »Wie geht’s dir?«

      »Schlecht! Die Schmerzen sind unerträglich«, nahm Danny kein Blatt vor den Mund.

      »Ich hab mir mal die Hand in der Haustür eingequetscht. Das hat schon höllisch wehgetan«, erzählte Olivia mitfühlend. »Aber diese Schmerzen waren bestimmt ein Klacks gegen das, was du ertragen musst.«

      Mit so viel Mitgefühl hatte Danny Norden nicht gerechnet. Vor ein paar Minuten war er noch wild entschlossen gewesen, Olivia hochkant rauszuwerfen oder sie wenigstens wüst zu beschimpfen. Doch mit ihren gefühlvollen Worten nahm sie ihm allen Wind aus den Segeln.

      »Na ja, es geht schon. Ich hab ein paar Schmerzmittel bekommen, und nachher schaut die Visite vorbei. Dann erfahre ich, wie es weitergeht«, berichtete er bereitwillig.

      »Mal abgesehen davon, dass es mir echt leidtut, finde ich das alles hier voll interessant.« Olivia stand neben seinem Bett und blickte mit leuchtenden Augen auf ihn hinab.

      »Was findest du interessant?«, fragte Danny sichtlich amüsiert zurück.

      »Na, alles hier!« Olivia breitete die Arme aus und sah sich um. »Krankenhäuser, Ärzte. Stell dir doch mal das ganze Wissen vor, das hier versammelt ist. Die Möglichkeiten, Menschen von ihren schweren Krankheiten zu heilen. Dieser Gedanke fasziniert mich, spätestens seit meine Oma so krank geworden ist. Ich hätte ihr so gern geholfen.«

      Ihre rötlichen Haare fielen ihr in die Stirn, und mit einer lässigen Bewegung steckte sie sie hinters Ohr. An diesem Tag trug Olivia ein enges T-Shirt und knappe Shorts, die ihre schlanken Beine wirkungsvoll zur Geltung brachten. Eine bunte Umhängetasche baumelte von ihrer Schulter. »Na ja, für dich klingt das wahrscheinlich alles blöd«, seufzte sie plötzlich ernüchtert. »Hoffentlich musst du nicht allzu lange hierbleiben.« Olivia kramte in der Tasche und zog schließlich ein Buch heraus, das sie Danny hinhielt. Offenbar war es ihr ein bisschen peinlich, denn ihre Wangen färbten sich zartrosa, was sie noch hübscher aussehen ließ. »Hier, ich hab dir was mitgebracht. Zum Zeitvertreib.« Danny streckte die Hand danach aus und studierte den Titel.

      »Hungriges Herz«, las er laut und ein wenig spöttisch vor.

      »Ist von meiner Mutter. Der Titel klingt ein bisschen kitschig, ich weiß«, erklärte Olivia hastig. »Ist es aber gar nicht. Ich hab’s heute Nacht gelesen.«

      »In einer Nacht?«, staunte Danny. Lesen gehörte ja nicht gerade zu seinen Lieblingsbeschäftigungen.

      »Es geht um junge Menschen, die auf der Suche nach ihrem Platz im Leben sind. Ich fand es toll. Sehr aktuell.«

      »Na, ich hoffe doch, dass ich meinen Platz gefunden habe«, bemerkte Danny trocken.

      »Das weiß man nie so genau.«

      »Trotzdem danke.« Danny lächelte unsicher. Er wusste nicht, ob und was Olivia ihm damit sagen wollte.

      »Gern geschehen.« Auf der Suche nach einem Gesprächsthema senkte sie den Blick und wippte verlegen auf den Schuhsohlen vor und zurück.

      »Was hast du eigentlich hier in München vor?«, half Danny ihr schließlich aus der Bredouille. Insgeheim stellte er überrascht fest, dass ihm Olivias Besuch gefiel. Zumindest lenkte er ihn vorübergehend von seinen Schmerzen, seinem Ärger auf sich selbst und seinen Sorgen ab.

      »Oh, ich werde das Haus meiner Mutter in Ordnung bringen. Und dann brauche ich einen Job. Zumindest so lange, bis ich weiß, ob ich was geerbt habe. Hast du zufällig eine Ahnung, wo ich arbeiten kann? Ein Restaurant, eine Kneipe, irgendwas?«

      Diese Frage irritierte Danny.

      »Gehst du nicht mehr zur Schule?«

      »Seit dem Tod meiner Großmutter nicht mehr. Ich brauchte ja Geld.« Olivia zuckte mit den Schultern. »Aber Schule war eh nie was für mich.«

      Beide waren so vertieft in ihr Gespräch, dass sie das Klopfen überhört hatten. Sie bemerkten auch nicht, dass Tatjana eintrat und wie angewurzelt an der Tür stehen blieb.

      »Und Bedienen schon?«, fragte Danny herausfordernd. Doch Olivia nahm seine Provokation gar nicht zur Kenntnis.

      »Na, das muss doch auch jemand machen. Du willst in einem Restaurant ja was zu essen serviert bekommen und in einer Kneipe ein Bier. Das ist eine ehrliche Arbeit.«

      »Wenn man sie mit Leidenschaft macht, dann mag das ja sein«, warf Danny ein. »Aber eigentlich würdest du doch lieber Ärztin werden, oder?«, sagte er ihr auf den Kopf zu.

      Olivia lachte verlegen.

      »Schon möglich. Aber wie gesagt, ich war nie eine Leuchte in der Schule. Aber jetzt muss ich los.« Plötzlich schien sie es eilig zu haben. »Es war nett, mit dir geplaudert zu haben.«

      »Das fand ich auch«, gab Danny warm zurück. »Tut mir leid, dass ich gestern so sauer auf dich war. Dabei ist es ziemlich wahrscheinlich meine eigene Schuld, dass ich hier gelandet bin.«

      »Schon gut.« Olivia winkte ihm lächelnd und drehte sich um, um zur Tür zu gehen. Als sie Tatjana bemerkte, die immer noch reglos dort stand, erschrak sie.

      »Tut mir leid, ich wollte nicht stören«, erklärte Danny Nordens Freundin scharf.

      »Tatjana, du bist ja schon hier! Ich hatte noch gar nicht mit dir gerechnet.« Obwohl sich Danny keiner Schuld bewusst war, hatte er plötzlich ein schlechtes Gewissen.

      »Sonst hättest du dich wohl nicht so herablassend über den Beruf der Bedienung geäußert, was?« Tatjana machte keinen Hehl daraus, dass sie vor Zorn brodelte.

      Genervt verdrehte Danny die Augen.

      »Du meine Güte, was ist denn jetzt schon wieder los mit dir? Du bist doch in erster Linie Studentin und jobbst nur nebenher als Bedienung«, versuchte er, die Wogen zu glätten.

      Dummerweise wählte er genau die falschen Worte. Als Frau erkannte Olivia das sofort und schlüpfte unbemerkt von den beiden schnell aus dem Zimmer. Ärger hatte sie in letzter Zeit selbst genug gehabt, als dass sie diesen Streit miterleben musste.

      »Ach, und was, wenn ich hauptberuflich als Bedienung arbeiten würde?«, fauchte Tatjana zornig. »Dann wäre ich nicht gut genug für den feinen Arzt?«

      »Das ist doch Blödsinn«, widersprach Danny

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