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geschähe es ihm recht, dachte Astrid schadenfroh. Dann nickte sie und versprach, mit Conny pünktlich am Treffpunkt zu sein.

      *

      Astrid hatte richtig vermutet. Guido machte seiner Frau Vorwürfe, als sie außer Hörweite waren.

      »Pflegst du deinen gesellschaftlichen Umgang neuerdings unter deinen Friseusen zu suchen?« fragte er mit ätzendem Spott.

      »Ich weiß, du warst immer ein Snob«, erwiderte sie gelassen. »Aber ich finde Frau Hollmann und ihre Tochter reizend, mir ist es ganz wurscht, was sie macht. Im übrigen gehört ihr inzwischen einer der ersten Friseursalons in Hamburg.«

      »Was für ein enormer Aufstieg« höhnte er.

      »O ja, sie ist eine sehr tüchtige Frau. Du solltest mal die vielen Preise sehen, die sie in ihrem Metier schon gewonnen hat.«

      »Und die sie natürlich alle sichtbar an die Wand hängt.«

      »Natürlich! Klappern gehört bekanntlich zum Handwerk. Sogar die Firma Brambeck betreibt Reklame. Außerdem habe ich sie eingeladen, weil ich sie gern mag. Sie ist gescheit und nicht ungebildet, und in ihrem Salon wird nicht geklatscht wie anderswo.«

      »Immerhin hättest du mich fragen können, mein Kind.«

      »Habe ich doch. Du hast nicht widersprochen, also nahm ich an, du wärest einverstanden, zumal du doch sonst nichts gegen die Anwesenheit einer attraktiven Frau zu haben pflegst. Ich muß mich wirklich wundern«, erwiderte Christina bissig.

      »Aber in gewissen gesellschaftlichen Grenzen, Kindchen!«

      »Hör auf mit deinem blöden Kindchen!« fuhr sie ihn ärgerlich an. »Meinst du, ich wüßte inzwischen nicht, daß du früher weniger wählerisch warst?«

      Seine Stirn färbte sich dunkelrot, doch er unterdrückte die heftige Antwort, die ihm auf den Lippen lag. Ein Wort würde das andere geben und sie bekamen den schönsten Krach! Wie leider so oft in letzter Zeit. Dann pflegte Christina längere Zeit zu schmollen, und er wollte auf gar keinen Fall, daß Astrid Hollmann am nächsten Tag etwas davon mitbekam! Er fragte sich, warum sie die Einladung, die sie zunächst doch hatte ablehnen wollen, letztlich angenommen hatte. Und eitel wie er war, kam Guido zu dem Schluß, daß sie offenbar immer noch eine Schwäche für ihn haben mußte. Diese Vorstellung stimmte ihn friedlicher. Vielleicht wäre es ganz amüsant, herauszufinden, wie weit das ginge? Und dann war da noch dieses süße Kind, das er tatsächlich gern wiedersehen würde! Zum ersten Mal seit damals empfand Guido Brambeck so etwas wie Reue, daß er sich nicht zu diesem reizenden Geschöpfchen bekennen durfte.

      »Komm, Schatz, laß uns nicht streiten«, sagte er nun friedfertig und hakte sich bei Christina ein. »Wir hatten uns vorgenommen, einen schönen Urlaub zu verbringen, und dabei soll es doch bleiben, nicht?«

      *

      »Onkel Michael, wir machen morgen eine Bootsfahrt!« berichtete Conny beim Abendessen strahlend.

      »O wie schön, ich wollte auch schon vorschlagen, ob wir uns nicht wieder mal einen Kahn mieten wollten. Darf man mit von der Partie sein?« Fragend blickte er Astrid an.

      »Tut mir leid, aber wir sind von Bekannten aus Hamburg eingeladen worden, die wir heute zufällig trafen«, bedauerte Astrid. »Sie werden sicher verstehen, daß…«

      »Ist doch klar«, fiel er ihr schnell ins Wort, »wenn das so ist.«

      »Der Mann heißt Guido, ist das nicht ein putziger Name«, sagte Conny, und sie kicherte.

      Der schnelle Blick, den Michael Astrid zuwarf, sagte alles. Sie lächelte.

      »Nicht was Sie denken, dieser Guido hat auch eine Frau.«

      Er grinste ertappt. »Na, dann werde ich mir für morgen wohl andere Gesellschaft suchen müssen«, sagte er dann zu Conny.

      »Wie wäre es mit der hübschen Brünetten dort am Tisch hinter der Säule«, schlug Astrid vor, »die scheint heute erst angekommen zu sein und ist ganz allein, wie es scheint. Mit den beiden älteren Damen an ihrem Tisch scheint sie auch nicht gerade glücklich zu sein.«

      Michael wandte sich um. Zufällig schaute das Mädchen herüber und blickte nun verlegen fort.

      »Nicht übel«, murmelte er, »aber einfach hingehen und sie ansprechen kann ich doch nicht.«

      »Und warum nicht? Uns haben Sie auch angesprochen, soweit ich mich erinnere«, lachte Astrid.

      »Das war was anderes, es ergab sich halt so.«

      »Ach, Michael, seien Sie doch kein Hasenfuß! Ich bin sicher, Sie werden sich keinen Korb holen«, ermutigte ihn Astrid. »Fragen Sie sie doch einfach, ob sie nicht auch schon mal vor zwei Jahren da war. Sie glaubten, sich an sie zu erinnern.«

      »Ist das nicht ein bißchen plump?«

      »Ach was, der Zweck heiligt die Mittel. Wenn sie verneint, was wahrscheinlich ist, haben Sie jedenfalls einen Anfang.«

      »Sind Sie so sicher? Wahrscheinlich glaubt sie, wir sind ein Ehepaar und wird mich eiskalt ablaufen lassen«, zweifelte Michael.

      »Dem kann abgeholfen werden«, versicherte Astrid lächelnd. Als sie gegessen hatten und gehen wollten, bat sie ihn, noch sitzen zu bleiben, und ließ absichtlich ihre Handtasche an ihrer Stuhllehne hängen. Unmittelbar neben dem Tisch des Mädchens blieb sie dann stehen.

      »Ach, Schatz«, sagte sie laut und deutlich, »bitte lauf zum Tisch und hol meine Handtasche. Sie hängt an dem Stuhl neben Herrn Schürmann.«

      Conny holte die Tasche. Sie war sicher, daß das Mädchen gehört hatte, was sie gesagt hatte. Später, als sie Conny zu Bett gebracht hatte und noch einmal herunterkam, um sich etwas zum Trinken zu holen – absichtlich hatte sie nicht nach dem Etagenkellner geläutet – sah sie ihn neben ihr sitzen und sich lebhaft mit ihr unterhalten. Sie lächelte zufrieden, ihren treuen Begleiter war sie nun wohl los, aber sie wünschte ihm von Herzen, daß er in dem Mädchen eine nette Bekanntschaft gemacht hatte.

      *

      Strahlend erzählte er ihr am nächsten Morgen beim Frühstück, daß er seine neue Flamme ihrem Rat gemäß angesprochen hatte.

      »Natürlich war sie noch nie hier, aber wir sind dann gleich ins Gespräch gekommen.«

      »Ich weiß, ich hab’s gesehen, als ich noch mal kurz unten war. Ist sie nett?« lächelte Astrid.

      »Sehr nett. Sie ist das erste Mal allein im Urlaub und fühlte sich ziemlich verloren. Und denken Sie, sie wohnt in Celle, also gar nicht so weit von Hannover. Dort arbeitet sie als Sprechstundenhilfe bei einem…, na, raten Sie mal?«

      »Bei einem Augenarzt womöglich?«

      »Richtig. Und sie hat sich gerade von ihrem Freund getrennt und…«

      »Sie gefallen ihr?«

      »Es scheint so. Wir haben uns nachher am Strand verabredet, da kann ich Sie ja miteinander bekannt machen.«

      »Ach, daß muß ja nicht gleich heute sein«, meinte Astrid taktvoll.

      Den ganzen Morgen über sprach Conny von der Bootsfahrt. All ihren neuen Freunden erzählte sie davon, und jedesmal wurde das Boot ein wenig größer und gewaltiger, wie Astrid belustigt feststellte. Sie selbst verspürte immer weniger Lust, zu der Verabredung zu gehen. Es war wohl doch keine gute Idee gewesen, die Einladung anzunehmen, nur um Guido damit eins auszuwischen. Aber nun war es zu spät, sie konnte es nicht gut wieder rückgängig machen, auch Connys wegen nicht.

      Vorsichtshalber packte sie auch Badezeug in ihre Strandtasche, und dann, nachdem Conny noch ein wenig geruht hatte, zogen sie zum Hafen. Sie waren gerade am Treffpunkt angekommen, als auch Christina kam. Der Mann an ihrer Seite war allerdings nicht Guido, und Astrid wunderte sich ein wenig.

      Christina begrüßte sie erfreut und stellte ihn dann vor.

      »Das ist mein Bruder Axel, der diesmal mit uns unterwegs ist«, sagte sie, »und das sind

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