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morgen wieder mit dem Boot?« murmelte sie, als Axel sie niedersetzte.

      »Nein, morgen nicht«, antwortete Astrid statt seiner. »Und nun sag Herrn Jansen gute Nacht, Liebling.«

      Sie gab ihm die Hand, und als er sich niederbeugte, reckte sie sich auf Zehenspitzen und gab ihm einen Kuß auf die Wange. Er war sichtlich gerührt.

      »Also, bis später dann. Ich freue mich auf einen schönen Abend. Ich glaube, ich spreche gleich mal mit Ihrem Küchenchef, damit er uns etwas ganz Besonderes kocht.«

      »Wenn Sie meinen«, lächelte Astrid, nickte ihm zu und verschwand mit Conny im Lift.

      Nachdem die Kleine gebadet und noch ein Omelett verspeist hatte, das Astrid durch den Zimmerkellner hatte bringen lassen, ließ sie sich willig zu Bett bringen.

      Wie immer betete Astrid mit ihr und gab ihr dann einen Gutenachtkuß.

      »Schlaf schön, Liebling. Ich schaue öfter nach dir, ja?« Sie hatte Conny gesagt, daß sie mit den anderen im Hotel essen würde.

      »Weißt du, wen ich am nettesten finde, Mami?« fragte Conny, als sie schon im Hinausgehen war.

      »Nun?« Lächelnd wandte diese sich um.

      »Den Axel«, verriet die Kleine.

      »Ja, er ist sehr nett und lustig. Aber Herr und Frau Brambeck magst du doch auch gern, oder?«

      Conny nickte. »Ja, Christina ist auch lieb, bloß Guido guckt mich immer so komisch an. Ich glaube, er mag Kinder nicht leiden.« Unbefangen hatte sie die drei mit dem Vornamen angeredet.

      »Er ist wohl Kinder bloß nicht gewohnt, weißt du«, erwiderte Astrid, und sie war erstaunt, daß Conny seine Blicke nicht entgangen waren. Man sollte die kindliche Sensibilität doch niemals unterschätzen! Offen gestand sie sich ein, erleichtert darüber zu sein, daß Conny keine spontane Zuneigung zu ihrem Vater gefaßt zu haben schien. Daß es so etwas wie die »Stimme des Bluts« geben sollte, war wohl doch nur ein Gerücht. Einen Grund, ihren Vater zu mögen, hatte Conny ja auch wahrhaftig nicht!

      *

      Anschließend nahm sie selbst mit Muße ein Bad, wusch sich die Haare und fönte die Spitzen zu leichten Locken, weil sie sie heute abend offen tragen wollte. Wie gut, daß sie sich das neue grüne Kleid gekauft hatte!

      Als sie hineinschlüpfte, und den dünnen, weichen Stoff, auf ihrer Haut fühlte, sang sie beschwingt vor sich hin. Plötzlich freute sie sich doch, nicht abgesagt zu haben. Sie verspürte ein leises Prickeln, als sie sich im Spiegel betrachtete. Man würde sich ihrer nicht schämen müssen!

      Das ärmellose Kleid mit dem tiefen spitzen Ausschnitt, der fast ein wenig gewagt war, stand ihr wirklich gut. Der weite zipfelige Rock schwang bei jeder Bewegung um ihre schlanken Beine. Sie trug hochhackige grüne Sandaletten, die sie zusammen, mit einer kleinen grünen Tasche in einem verrückten Anfall gekauft hatte. Zu dem Kleid nun paßten sie ganz toll. Schon immer hatte sie eine Vorliebe für farblich gut aufeinander abgestimmte Accessoires gehabt, denn dadurch wirkten auch einfachere Sachen schicker und teurer, als sie wirklich waren. Die grünen Töne des Kleides hoben ihre goldbraun gewordene Haut hervor.

      Eine große Auswahl an Schmuck besaß sie nicht. Aber die goldene Kette, aus schuppenartig übereinandergesetzten Gliedern, die den Hals eng umschloß, und das gleichartige Armband machten sich gut. Genau wie der modern gestaltete Ring mit dem kleinen Smaragd.

      Ein paar Tropfen des teuren Parfüms, das sie im Salon verkauften, und sie war fertig.

      Es war zwei Minuten nach halb neun, und so ging sie gleich in das hübsche Restaurant hinunter. Hier konnten die Hotelgäste, die sonst in einem Speiseraum zu essen pflegten, a la carte und in besonders gepflegter Atmosphäre speisen. Es war in altspanischem Stil eingerichtet, mit teils echt antikem Dekor.

      Die Brambecks und Axel Jansen schienen gerade gekommen zu sein, als Astrid eintrat. Sie verhandelten mit dem Oberkellner wegen eines Tisches. Ein reichliches Trinkgeld half nach, daß sie den bekamen, den sie sich ausgesucht hatten.

      »Hallo und guten Abend!« sagte Astrid lächelnd, denn sie hatten sie nicht bemerkt.

      »Hallo, eine Frau, die pünktlich ist, sieh an!« lächelte Axel.

      Drei überraschte Augenpaare musterten sie.

      »Was für ein hübsches Kleid!« rief Christina, und ihre Bewunderung klang aufrichtig. Sie selbst trug schwarze Hosen mit einem gleichfarbenen schulterfreien Oberteil. Zu ihren blonden Haaren stand ihr das sehr gut, nur trug sie wie meistens zuviel Schmuck. An ihrem Arm klirrten Goldreifen, als sie Astrid die Hand hinstreckte. An ihren Fingern blitzten Diamanten.

      Man setzte sich, Guido bestellte zunächst einige Aperitifs, bevor man sich der Speisekarte widmete.

      »Der Küchenchef hat mir versichert, daß alles, was angeboten wird, excellent sei. So habe ich auf Sonderwünsche verzichtet«, erklärte Axel.

      »Die Küche ist hier wirklich gut, auch für die Hausgäste«, bestätigte Astrid. Axel Jansen saß neben ihr, Guido neben Christina und ihr direkt gegenüber. Beide Herren trugen weiße Smokingjacken, und Guido war zweifellos der bestaussehendste Mann im Lokal. Und er war sich dessen bewußt, registrierte die interessierten oder bewundernden Blicke der Weiblichkeit durchaus. Astrid fragte sich, wie sie damals so blind hatte sein können, nicht zu merken, was für ein eitler Mann er doch war.

      Wie natürlich und ungezwungen gab sich da doch sein Schwager, der ihr freimütig eingestand, daß er sich im Smoking eigentlich gar nicht wohl fühlte.

      Während sie auf das Essen warteten, plauderten sie über alles mögliche. Astrid merkte nicht gleich, daß Guido es darauf anlegte, sie zu blamieren, indem er das Gespräch geschickt auf Dinge brachte, von denen er offenbar annahm, daß sie darüber nicht mitreden konnte. Unter anderem verbreitete er sich über das Buch eines in Mode gekommenen jungen Literaten, das er stark kritisierte und dabei viele Fremdwörter gebrauchte. Dabei übersah er sie, richtete seine Worte ausschließlich an seine Frau und Axel.

      »Da bin ich aber anderer Meinung«, sagte sie, als er geendet hatte und Axel gerade gefragt hatte, wie er darüber denke.

      Verblüfft starrte er sie an. »Kennen Sie das Buch denn auch?«

      »Ich habe es auch gerade gelesen, im Urlaub hat man ja Zeit, ein gutes Buch zu lesen«, nickte sie und gab dann ihre Ansicht darüber zum besten.

      »Ja, ganz genauso ist es, da stimme ich Ihnen bei«, nickte Axel, während Guido sie ungläubig ansah. Er schien zu glauben, sie habe gar nicht ihre eigene Meinung kundgetan. Doch als er nachhakte und sie begründet haben wollte, blieb sie ihm keine Antwort schuldig.

      Später, beim Essen, kam die Rede auf eine Kunstausstellung über Maler des Jugendstils. Es kam zu einem Streit zwischen ihm und Axel über einen bestimmten Maler. Guido beharrte eigensinnig auf seiner Ansicht und wandte sich schließlich herablassend an Astrid.

      »Und wie sehen Sie das, Frau Hollmann?« fragte er mit süffisantem Lächeln, nachdem Christina erklärt hatte, sie könne keinem von beiden beipflichten, weil sie davon nicht genug verstünde.

      »Mein Gott, Guido, nicht jeder interessiert sich für diesen Stil«, warf sie nun ein, weil auch sie nun begriff, daß er Astrid herausfordern wollte.

      »Ich finde, Sie haben recht, Herr Jansen«, wandte diese sich nun an Axel.

      »Ach, und wieso?« grinste Guido spöttisch.

      Sie erklärte es mit einfachen Worten, aber so zutreffend, daß alle sie staunend ansahen.

      »Großartig, Frau Hollmann«, rief Axel begeistert. »Sie haben es so ausgedrückt, wie ich es nicht konnte! Ich fürchte, du mußt dich geschlagen geben, lieber Guido.«

      »Woher wissen Sie das bloß so genau?« staunte Christina.

      »Weil es mich interessiert«, lächelte Astrid. »Ich wollte einmal Maskenbildnerin werden, und da muß man über die Mode der verschiedenen Stile Bescheid wissen, kommt damit auch zur Kunst der verschiedenen Epochen.

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