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erhöhen: Proteste und Ausschreitungen rund um den Globus – u.a. in Frankreich, Ecuador, Simbabwe und Indonesien – folgen Preissteigerungen beim Treibstoff auf den Fuß, und die Regierungen müssen entweder klein beigeben oder Truppen schicken, um die Unruhen zu unterdrücken. (Meist tun sie beides, weil die Rücknahme der Preiserhöhungen die allgemein glimmende Unzufriedenheit nicht beschwichtigen kann, die hier geschürt wurde.)

      Da fossile Brennstoffe für die heutige Weltgemeinschaft unverzichtbar sind, zöge ein Ausstieg die völlige Zerrüttung der Gesellschaft nach sich. Es ist nicht damit getan, fossile Energiequellen durch Sonne, Wind und Biomasse zu ersetzen und vielleicht Technologien wie Geo-Engineering und Kohlenstoffbindung anzuwenden, um dann wieder zur gewohnten Tagesordnung übergehen zu können. Nein. Die unvorhersehbaren Fluktuationen erneuerbarer Energieträger, Interessenskonflikte bei der Bodennutzung und begrenzte Vorkommen von seltenen Erden machen einen Ausstieg de facto unmöglich.4 Aber selbst wenn wir den gewohnten Gang fortsetzen könnten – wollten wir das wirklich?

      Wenn wir etwas als Forderung verpacken, vertiefen wir die bestehenden politischen Machtverhältnisse. Wir beschränken das, was wir erreichen können, auf das, was in der Macht der politischen Amtsträger steht. Wir ermächtigen jene, die wir für mächtig halten, und wenn sie unser Ultimatum nicht erfüllen, erklären wir sie automatisch zu Feinden.

      Eine Forderung impliziert die Drohung: »Mach, was ich sage, sonst …!« Stelle ich eine solche Forderung, die mein Gegenüber nicht erfüllen kann, mache ich den Adressaten damit automatisch zu meinem Gegner. Bewegungen, die das tun, neigen langfristig zu Schwund statt zu Wachstum. Der Bevölkerung entfremdet, die sie zu retten versuchen, und unfähig, greifbare Ergebnisse zu erzielen, schrumpfen sie auf selbstgerechte Märtyrerkader zusammen. Dieses Muster wiederholt sich immer wieder. Fast zwangsläufig bestätigt sich die Selbstgerechtigkeit, wenn die Polizei irgendwann brutal gegen sie vorgeht, um die Ordnung zu wahren. Dann dreht sich die Debatte nur mehr darum, ob Polizeigewalt gerechtfertigt ist, ob Gegengewalt gerechtfertigt ist, wer die Guten und wer die Bösen sind. Die Proteste selbst werden zum Thema anstelle des ursprünglichen Anlasses. Die Demonstranten versuchen, jedes Vorkommen von Polizeigewalt zu benutzen, um die öffentliche Meinung zu ihren Gunsten zu beeinflussen. »Wir sind bestimmt die Guten, denn seht, wie böse die Regierung ist.« Ein Medienkrieg folgt, ein Kampf um die Erzählhoheit. Innerhalb ihrer jeweiligen Medienblasen und Echokammern in den sozialen Medien wird jede Seite zunehmend überzeugter von der eigenen Tugendhaftigkeit und der Schlechtigkeit der anderen. So führen beide Seiten ein archetypisches Drama auf, Krieg genannt, und folgen der uralten Annahme, dass der Schlüssel zur Lösung jedes Problems der Sieg über einen Feind sei. Fortschritt muss errungen werden, im Kampf um die Vorherrschaft. Warum sehen wir nicht, dass genau diese Herrschaftsdenkweise der zivilisatorischen Umweltzerstörung zugrunde liegt? Dies ruft nach einer anderen Art von Revolution.

      Es ist natürlich bequem, zur Lösung einer Krise erst einmal eine Liste von Feinden zu erstellen. Wir ersetzen ein Ziel, von dem wir nicht wissen, wie wir es erreichen können (alles zu ändern), durch eines, von dem wir es wissen (einen Anführer absetzen, die Regierung stürzen, politische Macht an sich reißen). So lenkt das Trugbild der Macht unsere revolutionäre Energie auf ein geringeres Ziel. Wenn der Lokführer die Maschine nicht drosselt, schmeißen wir ihn vom Zug und bremsen selbst. Doch wahrscheinlich werden wir wie die meisten Revolutionäre es nicht einmal schaffen, die Kontrolle tatsächlich an uns zu bringen. Im unwahrscheinlichen Fall, dass es uns gelingen sollte und wir uns im Führerstand wiederfinden, werden wir erkennen, dass wir genauso unfähig sind, den Motor zu drosseln, wie unsere Vorgänger.

      Das heißt nicht, wir sollen es einfach bleiben lassen und heimgehen. Lasst uns der Hoffnung vertrauen. Authentische Hoffnung ist keine Flucht in eine Illusion, sondern die Vorahnung einer realen Möglichkeit. Um sie zu verwirklichen, müssen wir das konventionelle Problemlösungsmuster durchbrechen, in dem jede Lösung nur wieder dasselbe Problem in neuer Verkleidung erzeugt. Die konventionelle Diagnose des Problems Klimawandel ist selbst Teil des Problems, und damit sind es auch die damit verbundenen Lösungen. Wenn wir es schaffen, aus diesem Teufelskreis auszusteigen, dann werden sich unsere Forderungen ändern und, noch wichtiger, werden wir Möglichkeiten zur Lösung der Krise finden, die überhaupt gänzlich jenseits einer Mentalität des Forderns liegen.

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