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lief. Das Vibrieren war in der Koje deutlich zu spüren.

      Jane Wells schlug die Decke zurück und lief hinüber zum Bullauge. Sie hatte sich nicht getäuscht. Die Yacht, auf der sie sich befand, pflügte mit hoher Fahrt durch die See. Jane Wells wandte sich um und ging zur Tür. Sie merkte, daß sie noch schwach auf den Beinen war. Der Kampf mit dem ertrinkenden Mann hatte sie doch ziemlich mitgenommen.

      Natürlich erinnerte sie sich an jede Einzelheit und fragte sich erneut, ob dieser Mann ihr nur etwas vorgemacht hatte, um sie außer Gefecht zu setzen. Die Tatsache, daß sie sich an Bord dieser Yacht befand, sprach für einen Trick des Mannes. Er schien sie auf raffinierte Art und Weise hereingelegt zu haben.

      Die junge, attraktiv aussehende Frau mit dem tizianroten Haar wunderte sich überhaupt nicht, daß die Tür verschlossen war. Sie hatte sich so etwas schon gedacht. Jane Wells geriet darüber aber keineswegs in Panik, ging zurück zur Koje, setzte sich auf deren Rand und fragte sich, warum sie sich so dumpf und benommen fühlte. Sie hatte das Gefühl, daß irgendeine Droge in ihr abklang.

      Nach wenigen Sekunden wußte sie, daß sie sich nicht getäuscht hatte. In der linken Armvene entdeckte sie einen feinen Einstich. Damit war alles klar. Nachdem man sie aus dem Wasser geborgen hatte, war sie gespritzt worden. Diejenigen also, die sie gerettet hatten, konnten keine normalen Wassersportler sein.

      Die Kabinentür wurde aufgeschlossen.

      Jane Wells langte nach der Decke und hüllte sich ein. Sie blieb jedoch sitzen und sah wenig später den Mann eintreten, mit dem sie im Wasser gekämpft hatte. Er sah frisch und munter aus und lächelte sie freundlich an.

      »Alles wieder in Ordnung?« erkundigte er sich.

      »Sie haben mich ganz schön hereingelegt«, erwiderte Jane.

      »Hereingelegt?« Der Mann wollte nicht verstehen.

      »Ihr Wadenkrampf war doch nur Masche«, redete Jane Wells weiter, »und der Steinschlag oben in den Klippen wahrscheinlich auch, oder? Sie wollten mich ins Wasser locken!«

      »Sie können ganz gut kombinieren, Miß Wells.«

      »Woher kennen Sie meinen Namen?« fragte die junge Frau erstaunt. »Ich bin sicher, daß ich keine Ausweise bei mir hatte.«

      »Man will doch schließlich wissen, wen man vor dem Ertrinken gerettet hat«, meinte der Mann.

      »Dann möchte ich wissen, wer mich gerettet hat«, antwortete Jane Wells.

      »Perry Walker«, stellte der gut aussehende Mann sich prompt vor.

      »Gehört die Yacht Ihnen?«

      »Okay. Wir hatten Glück, daß wir in der Nähe der Yacht waren.«

      »Die zufällig aufkreuzte, nicht wahr?« Sie sah ihn spöttisch an.

      »Nicht zufällig«, widersprach Perry Walker, »ich hatte sie ja verlassen, um mir die Klippen anzusehen. Ich interessiere mich für Seejungfrauen.«

      »Ich weiß nicht, was ich von Ihnen halten soll«, sagte Jane Wells vorsichtig. »War der Beinkrampf doch keine Masche?«

      »Wieso sollte ich Ihnen was vorgemacht haben?« wunderte Perry Walker sich.

      »Ich bin ein mißtrauisches Mädchen«, gab sie zurück, »ich weiß aus Erfahrung, daß ihr Männer euch immer wieder neue Tricks einfallen laßt.«

      »Aus Erfahrung?« Er zündete sich eine Zigarette an und hielt ihr dann die Packung hin, doch sie schüttelte den Kopf.

      »Aus Erfahrung«, wiederholte sie und nickte nachdrücklich. »Wann setzen Sie an Land?«

      »Wir sind bereits auf dem Weg nach Peterhead«, sagte er. »Ich denke, daß wir in einer Viertelstunde einlaufen werden.«

      »Wie lange war ich bewußtlos, Mr. Walker?«

      »Vielleicht zehn Minuten. Sie hatten Glück, daß ein Arzt an Bord ist. Er hat Ihnen sofort eine Kreislaufspritze gegeben. Danach haben Sie hoffentlich tief und fest geschlafen.«

      Er hatte ihr den Wind aus den Segeln genommen und von sich aus von der Spritze gesprochen.

      »Haben Sie zufällig auch eine Modistin an Bord?«

      »Ich verstehe, Sie kommen sich etwas nackt vor, wie?« Er lächelte ohne jede Zweideutigkeit.

      »Sie treffen den Nagel auf den Kopf.«

      »Wir werden schon etwas für Sie finden, Miß Wells, keine Sorge! Darf ich fragen, ob Sie hier an der Küste Urlaub machen?«

      »Ich arbeite«, sagte sie, »ich hab bei Mr. Carty einen Privatclub übernommen.«

      »Norman Carty in Panrose?«

      »Das ist er, Mr. Walker. Sie kennen ihn?«

      »Nur ganz flüchtig. Sind Sie sicher, daß das der richtige Job für Sie ist?«

      »Keine Ahnung, Mr. Walker. Dieser Küstenstrich scheint aber recht interessant zu sein.«

      »Möglich, Miß Wells, wahrscheinlich sogar sicher, falls man auf das richtige Pferd setzt.«

      »Das dürften Sie längst getan haben, Mr. Walker. Die Yacht hier kann nicht gerade billig gewesen sein.« Sie sah ihn kokett und auch ein wenig spöttisch und wissend an.

      »Ich bin nur ein kleiner Makler«, antwortete er nicht weniger spöttisch. »Man schlägt sich so durch.«

      Die Unterhaltung wurde zu Janes Leidwesen unterbrochen. Es klopfte an der Tür. Perry Walker entschuldigte sich bei der jungen Frau und öffnete spaltbreit. Jane sah einen jungen Mann, der Walker etwas zuflüsterte.

      »Verdammt«, hörte Jane ihn dann wütend sagen, »wie ist denn das passiert? Ich komme sofort!«

      »Ärger?« erkundigte sie sich, als Perry sich zu ihr umdrehte.

      »Halb so schlimm«, meinte er wegwerfend, »läßt sich alles wieder hinbiegen. Bis gleich!«

      Er verließ die Kabine und hatte es eilig. Er sah nicht mehr das leicht ironische Lächeln, das ihre Lippen umspielte.

      *

      Sie kamen sich sehr verschaukelt vor.

      Die drei jungen Männer waren wieder bei sich und schlechter Stimmung. Sie hatten immer noch große Schwierigkeiten mit ihren verklebten Augenlidern und konnten nur schemenhaft etwas erkennen. Soviel aber wußten sie bereits. Sie saßen auf ihrem Wagen und schienen allein auf weiter Flur zu sein.

      »Dieses alte Miststück«, beschwerte sich Steven und rieb vorsichtig seine Augen.

      »Den Kerl mach’ ich noch fertig«, behauptete Hale ohne jeden Nachdruck.

      »So ein verdammter Roßtäuscher«, ärgerte sich Brian. »Wer konnte denn ahnen, daß seine Karre spucken würde.«

      »Wir werden verdammt viel Ärger bekommen«, prophezeite Steven. »Der Boß wird uns durch die Mangel drehen.«

      »Ist dieser Butler wenigstens außer Sicht?« fragte Hale mißtrauisch.

      »Keine Ahnung«, antwortete Steven. »Wenn man nur was sehen könnte.«

      »Ich glaub’, ich bin gleich soweit«, hoffte Brian, der sich lange, klebrige Gummifäden von den Wimpern zog. »Moment mal, ja, ich kann was sehen!«

      »Diesen Butler?« Steven richtete sich steil auf.

      »Nee, nichts als Gegend, Steven.« Brian hatte es tatsächlich geschafft. Nachdem er sich eine Menge Wimpern ausgezogen hatte, konnte er endlich die Augen öffnen. Durch schmale Sehschlitze musterte er die nähere Umgebung und stöhnte dann betreten auf.

      »Was ist denn los, Brian?« frage Hale nervös.

      »Der Kerl muß uns weit irgendwo in der Heide abgesetzt haben. Ich sehe wirklich nichts als Gegend.«

      »Dann setz dich ans Steuer und fahr los«, befahl Steven, »wir müssen nach Peterhead.

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