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Günther.

      Der Mann hinter der Bar sah ihn bedauernd an und schüttelte leicht den Kopf. »Die angewiesene Summe reicht für exakt eine Flasche. Retro-Importe sind nicht ganz billig.«

      »Was?«

      »Das muss ein Irrtum sein!«

      »Schnittergarn! Vikings of the Galaxy! German Kaiju! Blutige Welten! Wo muss ich denn noch mitschreiben, um mal einen drauf machen zu können?«

      »Selbst Mortimer verdient mit seiner Sense mehr. Die Leute stehen Schlange für einen Haarschnitt von ihm.«

      Stoisch wartete der Barkeeper ab, bis Jörg und Günther sich beruhigt hatten. »Ich schenke euch das Kölsch ein und ihr sucht euch solange einen Platz.«

      Jörg wies auf den merkwürdigen Kauz, der tief und fest zu schlafen schien. »Habt ihr vergessen, den da abzuräumen?«

      »Ich gebe euch einen guten Rat. Bleibt von ihm weg und setzt euch hin, wo ihr wollt – aber nie an seinen Tisch.«

      Günther sah kurz zu den Gästen, dann wieder zum Barkeeper. »Er wirkt harmlos gegen den verwesenden Typen drei Tische weiter. Wieso …«

      »3D-Billard!«, jubelte Jörg und lief davon. Der Barmann hatte sich weggedreht und holte ein Bierglas aus dem Regal. Genervt folgte Günther seinem Kumpel in den hinteren Teil des Raumes.

      Dort wo es keine Nischen gab, waren die Wände mit verschiedenen Bilderrahmen und Artefakten in Schaukästen regelrecht zugepflastert.

      »Guck mal«, rief Günther. »Da ist eine Urkunde der Elite Federation. Ein Commander Finley Gun McKinley konnte 6.400 Abschüsse verbuchen. Ich werd verrückt! Unterschrieben ist sie von Admiral Jameson persönlich!«

      »Was ist die Elite Federation?«, fragte Jörg.

      »Elite, Mann, Elite! Commodore 64.«

      »Nie gehört.«

      »Du machst mich fertig. Bist du mit Glitzervampiren aufgewachsen, oder was?«

      Jörg tippte auf den Rahmen daneben. »Mann, gibt es hier viel Zeugs. Da hängt sogar ein abgefahrenes Gedicht.«

      »NULL Kelvin – Novae

      Singular trunken im All

      Verglühend im Nichts

      Von einem Tatsuyuki Kazumi. Gewidmet meinem Freund Obele-san.«, las Günther vor. »Das ist ein Haiku.«

      »Ob der mit Nova verwandt ist?«

      »Er ist ihr Bruder«, hörten sie eine ruhige Stimme hinter ihnen.

      Sie drehten sich um.

      »Harry«, rief Günther erstaunt. »Du hier?«

      Jörg sah den Neuankömmling verwundert an. »Harry wer?«

      »Harry Obele«, rief Günther und schüttelte ihm begeistert die Hand. »Wir haben Seite an Seite in den Knuth Wars gekämpft. Er hat …«

      »Vier Finger winkt uns«, unterbrach ihn Jörg. »Wie ein kurzsichtiger Holzhacker sieht der aber nicht aus. Woher hat er nur diesen Spitznamen?«

      »Fragt nicht«, sagte Harry.

      »Da steht ein Bier auf dem Tresen.« Günther eilte los. Er erreichte das Glas als Erster und nahm einen beträchtlichen Schluck. »Wohlsein.«

      Virginio wandte sich an Harry. »Dein Gesprächspartner ist in Rohr I und wartet auf dich.«

      Harry verbeugte sich leicht.

      »Rohr 1?«, fragte Jörg.

      »Ja, kommt mit, ich zeig sie euch.«

      Gemeinsam liefen sie durch die Korridore der Station. Eine riesige Gestalt, noch größer als Nova, kam ihnen mit einem Tablett leerer Gläser entgegen. Sie war über und über behaart.

      Günther staunte. »Sind das Bierkrüge in ihrem Fell?«

      Harry nickte. »Die Härchen von Ekkulanerinnen haben Milliarden kleiner Saugnäpfe, die alles Mögliche tragen können.«

      Trotz ihrer ungewöhnlichen Erscheinung handelte es sich zweifellos um ein ausgesprochen weibliches Wesen, mit einem sehr freundlichen Lächeln.

      Nachdem sie an ihnen vorbeigegangen war, stieß Günther seinen Ellenbogen an Jörgs Schulter. »Ich glaub, die hat dich angeglüht.«

      Jörg sah ihn verlegen an. »Ach, Quatsch. Bin doch verheiratet.« Er hob seine Hand und wackelte mit dem Daumen an seinem Ehering. »Außerdem steh ich nicht auf Teddybären.«

      Nach ein paar Abzweigungen traten sie durch ein Schott mit der Aufschrift Torpedorohrbar.

      »Ein leerer Saal?«, wunderte sich Jörg. »Das hab ich mir gemütlicher vorgestellt.«

      Günther nickte. »Hat den Charme eines großen Verhörraumes. Dabei könnte man hier bestimmt zehn Tische hinstellen.«

      »Die Sitzplätze sind in den Rohren.« Harry deutete auf die Wand gegenüber vom Eingang, in der sechs runde Verschlüsse etwas erhöht eingelassen waren. Er blieb vor Rohr I stehen und betätigte einen Kontaktschalter, das Schott öffnete sich. Ein schmaler Tisch und zwei noch schmalere Bänke füllten das Rohr aus. Am hinteren Ende sah man durch eine gläserne Kuppel ins All.

      »Der ideale Ort, um Geschäfte abzuwickeln, die keinen etwas angehen«, sagte Harry. »Man kann die schalldichten Rohre von innen verriegeln.« Er machte eine auffordernde Geste.

      »Au ja, das probieren wir gleich mal aus.« Jörg rutschte die linke Bank entlang und bestaunte die Aussicht. Die Sterne flimmerten in einer Dichte, als handle es sich um die Jahreshauptversammlung terranischer Glühwürmchen. Sie leuchteten in allen Farben, die das sichtbare Spektrum hergab. »Reichlich eng hier, aber was für ein geiler Blick!«

      Günther setzte sich auf die andere Bank und verriegelte das Schott. Er leerte das Bierglas und rülpste. Theatralisch sah er Jörg an. »Jetzt kann uns niemand stören. Lass uns über die Übernahme der literarischen Weltherrschaft sprechen.«

      »Du bist ein Arsch.«

      »Was?«

      »Du hast das ganze Bier allein ausgetrunken.«

      »Öhm … ich hatte Durst.«

      »Glaubst du, ich nicht?«

      »Aber ich bin doch dein durstiger Kumpel.«

      »Hat sich was mit Kumpel. Du bist so doof, wie du lang bist.«

      »Komm schon. Das nächste Bier geht dann irgendwann auf mich.«

      »Ja, irgendwann, Blödmann! Die Hälfte war meins.«

      »Nun jammer nicht rum. Außerdem bist du doch noch zu klein für ein ganzes halbes Bier.«

      »Ich hatte aber gar keins.« Jörg verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust.

      Im nächsten Moment hallte ein ziemlich eindeutiges Geräusch durch das ehemalige Torpedorohr.

      »Jetzt lässt du auch noch einen fahren!«, rief Jörg.

      »Wieso ich? Ich war das nicht!«

      »Verarschen kann ich mich alleine. Das stinkt ja wie in den Dungeons von Kalypso VII.«

      »Das war ich!«, sagte eine unbekannte Stimme, gefolgt von einem diabolischen Lachen.

      Jörg und Günther zuckten zusammen, während sie die Flucht antraten.

      »Ich hoffe, mein Gesprächspartner hat euch … nicht belästigt«, schmunzelte Harry.

      »Äh …«, sagte Günther. »Welcher … was …?«

      »Salgonen kommen mit biologischen Tarnfeldern auf die Welt. Man kann sie nicht sehen.«

      »Dafür aber ziemlich gut riechen«, stöhnte Jörg, der sich langsam erholt

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