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trug. Ihr Vater hatte seinem Sekretär den Auftrag gegeben, Professor von Wenck zu bitten, sofort ins Schloss zu kommen.

      Diana kannte den Arzt seit ihrer frühesten Kindheit und hatte großes Vertrauen zu ihm. Der Professor wiederum fühlte sich dem Fürstenhaus sehr verbunden, denn schon sein Vater hatte den Mitgliedern des fürstlichen Hauses als Arzt beigestanden.

      »Nun, kleine Prinzessin, was ist denn passiert?«, fragte der alte Professor und setzte sich auf die Kante von Dianas Bett.

      Diana musste plötzlich weinen.

      »Nunu – dann wein’ dich man erst einmal aus. Ja, ja.«

      »Ich hab’ eigentlich gar nichts, Herr Professor«, brachte Diana unter Schluchzen hervor. »Ich bin nur so – so furchtbar traurig.«

      »Das ist sehr schlimm, Prinzessin.«

      »Ich möchte manchmal sterben, Herr Professor.«

      »Mal sehen, ob wir dich nicht wieder froh machen können.«

      Der Arzt untersuchte Diana gründlich, nickte dabei immer wieder und richtete sich schließlich auf.

      »Sterben werden Sie nicht, Prinzessin. Noch lange nicht. Erst einmal werden Sie das neue Leben auf die Welt bringen, das Sie in sich tragen.«

      Diana starrte den alten Arzt ungläubig an.

      Der Arzt tätschelte ihre Hand.

      »Ja, Sie erwarten ein Kind. Freuen Sie sich. Ich kenne viele Frauen, die sind sehr unglücklich, weil sie nie ein Kind zur Welt gebracht haben.«

      Diana richtete sich auf und blickte zur Seite. Erst langsam nahm sie in sich auf, was der Arzt ihr gesagt hatte.

      »Ein Kind«, murmelte sie.

      Hubertus’ Kind. Das Kind ihrer wenigen, glücklichen Sommertage. Das Kind ihrer Hingabe.

      Freude stieg in Diana auf und breitete sich in ihr aus.

      Sie umschlang den alten Arzt plötzlich mit beiden Armen.

      »Ich bin so glücklich, so schrecklich glücklich«, flüsterte sie.

      Diana hatte das Empfinden, als wäre nun alle Qual vorüber. Als könnte sie niemand mehr verletzen.

      Ein Kind, Hubertus’ Kind.

      »Sagen Sie es nicht meinem Vater. Niemandem dürfen Sie es verraten, Herr Professor!«

      Der Arzt lächelte und strich sich über seinen weißen Schnurrbart. »Ich freu’ mich mit Ihnen.«

      Der Professor hatte seine Arzttasche gepackt. Als Diana ihm zum Abschied die Hand reichte, neigte er sich über sie, um sie zu küssen.

      Kaum war die Tür hinter dem Arzt zugeschlagen, als Fürst Friedrich von Großborn eintrat.

      »Du liegst nicht zu Bett?«, fragte er.

      »Nein, Friedrich, denn ich bin nicht krank.«

      »Das freut mich zu hören.«

      Diana sah ihm in die Augen.

      »Wir wollen zu meinem Vater gehen. Ich habe mit dir und meinem Vater zu sprechen.«

      *

      Fürst von Buchenhain hatte den Professor gerade im Kleinen Salon verabschiedet und wollte sich in die Zimmer seiner Tochter begeben, als Diana und Friedrich von Großborn in den Salon traten.

      Dianas schwarze Augen leuchteten. Ihr Vater erkannte sofort, dass irgendetwas Außergewöhnliches mit ihr vorgegangen war.

      »Professor von Wenck berichtete mir, dass er dir sein Versprechen gegeben habe, über die Ergebnisse seiner Untersuchung zu schweigen«, begann der Fürst.

      »Ja, Vater. Ich wollte es dir und dir, Friedrich, selber sagen.«

      Der Fürst sah seine Tochter mit Befremden an. Was sollte diese Geheimnistuerei, wenn es sich doch ganz offensichtlich nur um einen kleinen Ohnmachtsanfall gehandelt hatte? Der Fürst hasste Gespräche über Krankheiten und war in seinem ganzen Leben auch nicht einen einzigen Tag hindurch krank gewesen.

      Er rechnete sich das als Verdienst an, denn er hielt Krankheiten für eine Schwäche.

      Diana schlug die Augen nieder, lächelte kaum merklich, hob dann den Kopf und richtete ihren Blick auf ihren Vater.

      »Vater, Friedrich! Professor von Wenck hat mir gesagt, dass ich ein Kind erwarte. Ich fühle, dass er sich nicht irrt.«

      Fürst von Buchenhain war schneeweiß geworden. Gleich darauf schoss tiefe Röte in sein Gesicht. Drohend trat er einen Schritt auf seine Tochter zu.

      Diana spürte, wie sie ganz ruhig wurde. Sie hatte alles gesagt, was gesagt werden musste. Was jetzt geschah, lag nicht mehr in ihrer Macht. Es war ihr auch gleichgültig geworden. Nur ihr Kind war noch wichtig.

      »Es ist nicht anzunehmen, dass der Professor sich irrt«, meinte Fürst von Großborn leise, jedoch mit schneidender Schärfe.

      Dianas Vater sah auf den jüngeren Mann, dessen Gesicht nicht ausdrückte, was er empfand. Plötzlich schlug er mit der Faust auf eines der kleinen Konsoltischchen.

      »Lüge! Nichts als Lüge!«, schrie er.

      Diana war eher erstaunt als erschrocken. Sie hatte nicht geglaubt, dass ihr Vater jemals seine Selbstbeherrschung und seine kalte Gelassenheit verlieren könnte.

      Friedrich von Großborn nestelte an seiner Krawatte.

      »Offensichtlich ist es keine Lüge, Fürst. Sie werden sicherlich verstehen, dass ich unter diesen Umständen nicht länger zu meinem Wort stehen kann.«

      Fürst von Buchenhain schnaufte durch die Nase, als wollte er damit seine Verachtung für den jungen Fürsten ausdrücken.

      »Entschuldigen Sie mich bitte, Fürst. Diana ...« Während er ihren Namen nannte, verneigte sich Friedrich von Großborn vor der jungen Dame.

      Sie entgegnete kein Wort. Es war nur richtig so, dass er sie verließ und aus ihrem Leben trat, denn er hatte nie eine Bedeutung darin gehabt.

      Bevor Friedrich sich abwenden konnte, hielt ihn die scharfe Stimme Fürst von Buchenhains zurück.

      »Fürst! Sie werden schweigen?«

      »Ich bin ein Mensch von Ehre, Fürst.«

      »Ich verlasse mich auf Ihr Wort, Fürst von Großborn!«

      Noch einmal verneigte sich Friedrich von Großborn knapp vor Diana, dann verließ er den Salon.

      Kaum waren sie allein, als Fürst. von Buchenhain auf seine Tochter zuschritt und sie durchrüttelte, indem er beide Hände auf ihre schmalen Schultern gelegt hatte.

      Sein Gesicht war wutverzerrt.

      »Wie konntest du! Nie, noch nie ist in unserer Familie etwas Derartiges passiert! Und es wird auch nicht passieren! Nicht, so lange ich lebe! Nie!«

      Ganz plötzlich ließ er von Diana ab.

      »Geh!«, schrie er ihr zu und zeigte mit zitterndem, ausgestrecktem Arm auf die Tür.

      Langsam ging Diana aus dem Salon. Noch immer wunderte sie sich darüber, dass sie nicht im mindesten Angst empfand.

      Sie durchquerte die Halle, trat aus der großen Haupteingangstür und kam durch den wundervollen Arkadengang in den Park.

      »Hubertus«, flüsterte sie.

      Aber die Sehnsucht nach ihm war nicht mehr so zerstörend, nicht mehr so quälend. Ein Teil von ihm würde nun immer bei ihr bleiben. Sein Spiegelbild, sein Kind. In seinem Kind würde Diana ihn immer wieder erkennen können.

      Sie hätte ihm gern von diesem Kind erzählt. Wo er nur war?

      In diesem Augenblick nahm sie sich vor, nach Hubertus zu suchen. Und wenn sie ihm durch die ganze Welt folgen musste. Irgendwann würde sie ihn finden.

      Sie

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