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ging. Baron Edgar beobachtete Frank Richter noch eine Weile. Während dieser Zeit verlor der junge Mann über viertausend Mark. Ärgerlich riß er ein Blatt aus seinem Notizbuch, knüllte es zusammen und steckte es weg.

      Der Baron konnte ihm den Ärger über den Verlust nachfühlen. Er war selber ein gebranntes Kind.

      Er folgte Frank an die Kasinobar, wo der junge Mann mehrere hochprozentige Drinks zu sich nahm. Er schien sie dringend nötig zu haben. Baron Edgar hatte einen bestimmten Verdacht, woher das Geld stammte, das Frank mit vollen Händen verspielte.

      Sehr viele Möglichkeiten gab es schließlich da nicht.

      Der Baron setzte sich neben ihn. Sie kamen ins Gespräch. Frank gab sich als Fabrikantensohn aus, er schnitt mächtig auf.

      »Ich glaube, ich habe Sie schon im Kasino von Baden-Baden gesehen«, sagte er zum Baron. »Sie waren in Begleitung einer sehr aparten Dame. Sind Sie nicht ein Adliger?«

      »Welche Rolle spielt das heutzutage noch? Nennen Sie mich einfach Monsieur Edgar.«

      Es bereitete dem Baron Vergnügen, Frank zu täuschen. Sie sprachen über die Zero beim Roulettespiel, über die Möglichkeit und Unmöglichkeit von Roulettesystemen und von berühmten Spielern. Baron Edgar erzählte Anekdoten. Frank behauptete, daß er einem absolut sicheren Roulettesystem hart auf der Spur sei, er hätte es fast fertig entwickelt.

      Als der Baron das anzweifelte, reagierte er, angetrunken wie er war, beleidigt.

      »Sie werden schon sehen. Irgendwann sprenge ich die Spielbank. Wir sprechen uns noch.«

      Der Baron hatte ihn eingeladen, Frank war total pleite.

      Ganz bestimmt sprechen wir uns noch, mein Junge. Das wird dann kein angenehmes Gespräch für dich, dachte Baron Edgar hämisch, kaum daß der junge Mann gegangen war.

      Am nächsten Vormittag rief der Baron den Inhaber der Privatbank an, bei der Frank arbeitete. Der Baron kannte den Inhaber, er führte ein längeres Gespräch mit ihm.

      »Wir werden die Konten überprüfen, für die Frank Richter verantwortlich ist«, sagte der Bankier zum Schluß des Gesprächs. »Sie hören auf jeden Fall wieder von mir, Herr Baron, bevor wir etwas anderes unternehmen.«

      »Ich bitte darum. Ich habe ein persönliches Interesse an der Angelegenheit.«

      *

      Gunter von Falkenau ahnte nicht, daß man gegen ihn und San­dra intrigierte. Er holte seine Geliebte jeweils nach Dienstschluß in der Klinik ab, dann fuhren sie zum Essen zu einem netten Lokal, gingen im Wald oder im Kurpark spazieren, besuchten die Taunus-Thermen oder zogen sich in Sandras Wohnung zurück.

      Es waren unbeschwerte, glückliche Tage, das Verhalten der Fürstin bestürzte die beiden nicht mehr.

      »Wenn das Kind erst da ist, wird meine Mutter ihre Meinung ändern«, sagte Gunter zuversichtlich. Das redete er auch Sandra ein.

      *

      Der Inhaber der Privatbank hieß Balduin Möller. Er hatte es verstanden, den Titel eines Honorarkonsuls zu bekommen, und war sehr stolz darauf. Er besuchte Baron Edgar am frühen Abend in dessen Villa.

      Edgar von Balsingen hatte einige geschäftliche Stationen hinter sich, nicht alle vertrugen das Licht der Öffentlichkeit.

      Zur Zeit verdiente der Baron sein Geld als eine Art Strohmann-Direktor für drei Abschreibungsgesellschaften und war auch in der Versicherungsbranche tätig. Er kannte den Bankier Möller durch seine geschäftlichen Tätigkeiten.

      Baron Edgar begrüßte den Bankier sehr zuvorkommend. Vor Geld empfand der Baron immer große Hochachtung. In der Bibliothek, die er einmal bestückt hatte, indem er wahllos aus Nachlässen kaufte, was sich preiswert anbot, bewirtete er Konsul Möller mit einem Kognak.

      »Ich kann es nicht fassen«, stöhnte der Konsul. »Sie haben mich auf etwas Ungeheuerliches gestoßen, Herr Baron. Richter, dieser Schuft, hat auf raffinierte Weise fünfzigtausend Mark unterschlagen. Das gibt einen Skandal! Wie stehe ich jetzt vor meinen Kundschaft da? Von dem finanziellen Verlust ganz zu schweigen.«

      »Was haben Sie vor, Herr Konsul?«

      »Natürlich werde ich meinen Angestellten anzeigen. Nur, was nutzte es mir? Er kann mir das Geld ­niemals zurückzahlen. Obendrein bleibt mir der Prestigeverlust.«

      Der dickliche Konsul tupfte sich den Schweiß von der Stirnglatze. Baron Edgar strich über seinen graumelierten Kinnbart.

      »Vielleicht kann ich Ihnen helfen, lieber Konsul. Sie wissen, eine Hand wäscht die andere. Sie waren mir geschäftlich auch schon gefällig.«

      Es gab da eine Geschichte mit geplatzten Wechseln, die einige Jahre zurücklag. Ohne Möllers Entgegenkommen hätte es übel für ihn geendet.

      »Ach, die alte Geschichte…« Der Konsul winkte ab.

      »Ich habe sie nicht vergessen. Geben Sie mir die Unterlagen, die Richters Unterschlagungen beweisen, ich will zusehen, was ich für Sie erreichen kann. Ihnen ist in erster Linie an Ihrem Geld gelegen, verehrter Konsul, und Sie wollen kein Aufsehen. Vielleicht ist es möglich, beides zu erreichen. Lassen Sie mir freie Hand.«

      »Was schwebt Ihnen vor?«

      »Frank Richters Schwester ist Ärztin. Wenn Sie für die unterschlagene Summe bürgte, wäre das doch in Ihrem Sinn? Natürlich müßte Richter gekündigt werden. Überlegen Sie, ob eine Anzeige unbedingt notwendig ist, Herr Konsul. Richter ist schließlich ein junger, bisher unbescholtener Mensch, der das Leben noch vor sich hat.«

      Baron Edgar brauchte nicht viel Überredungskunst aufzubieten. Kon­sul Möller vertraute ihm die heikle Angelegenheit nur zu gern an. Nachdem der Baron seinen Gast zuvorkommend verabschiedet hatte, versuchte er, Frank Richter telefonisch zu erreichen.

      Es nahm niemand ab. Der Baron zündete sich eine Zigarette an, seine gepflegten Finger trommelten auf den Schreibtisch.

      »Ich kriege dich schon noch, mein Lieber«, sagte er.

      Er würde es später wieder versuchen oder ins Kasino fahren. Vielleicht traf er den Gesuchten dort.

      Marion kam nach Hause. Sie hatte den Dobermann spazierengeführt. Der Baron ging seiner Nichte entgegen.

      Ein Blick in Marions Gesicht sagte ihm sofort, daß etwas nicht stimmte. Als er sie fragte, verlor sie die mühsam gewahrte Fassung und schluchzte auf.

      »Ich habe Gunter mit dieser… mit der andern im Kurpark gesehen… Hand in Hand. Ach, sie waren so glücklich!«

      Marion eilte die Treppe hinauf und schloß sich in ihrem Zimmer ein. Der Baron hielt den Hund, der Marion folgen wollte, am Halsband fest.

      »Lange werden sie nicht mehr glücklich sein«, murmelte er grimmig.

      *

      Frank wartete, bis Gunter wegfuhr, ehe er bei seiner Schwester klingelte. Sie meldete sich über die Sprechanlage.

      »Ich bin es, Frank. Ich muß dich ganz dringend sprechen.«

      Der Türöffner summte. Frank fuhr mit dem Lift in den dritten Stock hinauf. Sandra empfing ihn im seidenen Hausmantel, darunter trug sie nur das Negligé. Es war nach 23 Uhr. Sie gähnte hinter der vorgehaltenen Hand.

      »Halte mich nicht zu lange auf, ich habe morgen einen anstrengenden Tag vor mir und muß früh aufstehen.«

      Sie gingen ins Wohnzimmer.

      »Wer war der Mann, der die ganze Zeit bei dir gewesen ist?« fragte Frank.

      Er hatte Sandra und Gunter von weitem eng umschlungen ins Haus gehen sehen und gewartet, weil er seine Schwester allein sprechen wollte. Schon hatte er gefürchtet, der Besucher werde überhaupt nicht mehr weggehen.

      Sein vorwurfsvoller Ton ärgerte Sandra.

      »Ein sehr guter Freund«, antwortete sie. »Was treibt dich so spät noch zu mir? Sicher brauchst du wieder Geld.«

      Frank

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