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Five Nights at Freddy's. Scott Cawthon
Читать онлайн.Название Five Nights at Freddy's
Год выпуска 0
isbn 9783736798946
Автор произведения Scott Cawthon
Жанр Языкознание
Серия Five Nights at Freddy's
Издательство Bookwire
Oswald setzte sich an den Küchentisch und bedankte sich bei seiner Mutter, als sie ihm seinen Orangensaft eingoss.
„Der erste Tag der Sommerferien, was?“ Mutter ging zurück zum Herd und nahm einen Pfannkuchen aus der Pfanne.
„Mhm.“ Er hätte wahrscheinlich versuchen sollen, begeisterter zu klingen, aber die Energie dafür konnte er einfach nicht aufbringen.
Sie ließ den Pfannkuchen auf seinen Teller rutschen und legte ihm zwei Streifen gebratenen Speck dazu. „Ohne Ben ist es nicht dasselbe, oder?“
Stumm schüttelte er den Kopf. Er wollte auf keinen Fall heulen.
Seine Mutter fuhr ihm durchs Haar. „Ich weiß. Es ist blöd. Aber vielleicht zieht ja jemand Neues in die Stadt.“
Oswald sah die Hoffnung, die ihr ins Gesicht geschrieben stand. „Warum sollte irgendjemand hierher ziehen?“
„Okay, ich verstehe, was du meinst“, erwiderte seine Mutter und brachte ihm einen weiteren Pfannkuchen. „Aber man weiß nie. Vielleicht lebt ja sogar schon jemand hier, der cool ist. Jemand, den du noch gar nicht kennst.“
„Vielleicht, aber ich bezweifle es“, meinte Oswald. „Die Pfannkuchen sind toll.“
Seine Mutter lächelte und fuhr ihm erneut durchs Haar. „Möchtest du noch mehr Speck? Wenn ja, schnapp ihn dir lieber, bevor dein Vater kommt, und den Rest inhaliert.“
„Klar.“ Frisch gebratenen Speck lehnte Oswald nie ab.
In der Bücherei gefiel es ihm eigentlich immer. Er fand das neueste Buch aus einer Science-Fiction-Serie, die er mochte, und ein Manga sah auch interessant aus. Wie immer musste er Ewigkeiten warten, bis er mal an einen Computer konnte, denn sie waren alle von Leuten besetzt, die wirkten, als hätten sie kein Zuhause. Männer mit struppigen Bärten und Schichten von schäbiger Kleidung übereinander, zu dünne Frauen mit traurigen Augen und schlechten Zähnen. Höflich wartete er, bis er an der Reihe war. Er wusste, dass diese Leute den Tag über in der Bücherei Schutz suchten und die Nacht dann wieder auf der Straße verbrachten.
Jeff’s Pizza war immer noch so schräg, wie er den Laden in Erinnerung hatte. Der weiträumige Bereich hinter den Tischen wirkte wie eine Tanzfläche, auf der niemand tanzte. Die Wände waren in einem blassen Gelb gestrichen, aber es war offenbar billige Farbe verwendet worden oder man hatte nur einmal übergestrichen, denn es war immer noch erkennbar, dass sich vorher etwas an den Wänden befunden hatte. Manchmal versuchte Oswald herauszufinden, was genau das gewesen war, aber es gelang ihm nicht.
Und dann war da noch die Bühne, die nie genutzt wurde. Leer lag sie da, schien aber auf irgendetwas zu warten. Und in der hinteren rechten Ecke befand sich etwas, das noch seltsamer war als die Bühne. Es war ein großer rechteckiger, brusthoher Kasten, umgeben von gelben Netzen, aber alles war mit Seilen abgesperrt, und daran hing ein Schild, auf dem stand: Kein Zutritt. Der Kasten selbst war mit roten, blauen und grünen Plastikbällen gefüllt, die früher wahrscheinlich einmal in den verschiedensten Farben geglänzt hatten, jetzt aber ausgeblichen und staubig waren.
Oswald wusste, Bällebäder waren in Spiellandschaften sehr beliebt gewesen, doch man hatte sie wegen hygienischer Bedenken irgendwann abgeschafft – wer wollte schon all diese Bälle desinfizieren? Oswald hatte keine Zweifel, wären Bällebäder noch beliebt gewesen, als er klein war, seine Mutter hätte ihn nicht darin spielen lassen. Und wenn er sich beschwert hätte, dass sie ihm keinen Spaß gönne, hätte sie gesagt: „Weißt du, was gar keinen Spaß macht? Bindehautentzündung.“
Abgesehen von der leeren Bühne und dem Bällebad war das seltsamste Inventar in Jeff’s Pizza Jeff selbst. Er schien der Einzige zu sein, der dort arbeitete, deswegen nahm er am Tresen die Bestellungen entgegen und bereitete auch die Pizzen zu, doch der Laden war nie so voll, dass dies zum Problem werden konnte. Heute, wie auch an allen anderen Tagen, sah Jeff wieder aus, als habe er eine Woche lang nicht geschlafen. Sein dunkles Haar klebte ihm überall am Kopf, und er hatte erschreckende Tränensäcke unter den blutunterlaufenen Augen. Seine Schürze war voller Tomatenflecken neuerer und älterer Natur. „Was darf ich dir bringen?“, fragte er Oswald und klang gelangweilt.
„Ein Stück Pizza Margherita und eine Orangenlimo bitte“, antwortete Oswald.
Jeff starrte ins Nichts, als müsse er erst darüber nachdenken, ob die Bitte angemessen war oder nicht. Schließlich sagte er: „Okay. Drei fünfzig.“
Etwas zumindest konnte man von Jeffs Pizzastücken guten Gewissens behaupten: Sie waren riesig. Jeff servierte sie auf einem dünnen weißen Pappteller, der schnell voller Fettflecken war, und die Enden hingen immer über den Rand.
Mit seinem Stück Pizza und der Limo rutschte Oswald in eine der Sitznischen. Der erste Biss – die Spitze des Dreiecks – war immer der beste. Aus irgendeinem Grund schmeckte man dort sämtliche Zutaten in einem perfekten Verhältnis zueinander. Er genoss den warmen, schmelzenden Käse, die würzige Soße und die angenehm ölige Kruste. Während er aß, ließ er seinen Blick über einige der anderen Gäste schweifen. Die Mechaniker aus der Autowerkstatt hatten ihre Peperonipizzen zusammengeklappt und aßen sie wie ein Sandwich. Ein ganzer Tisch voller Büromenschen machte sich unbeholfen und mit Messern und Gabeln aus Plastik über ihre Pizza her, damit sie nicht auf ihre Krawatten und Blusen kleckerten, vermutete Oswald.
Nachdem Oswald aufgegessen hatte, wäre ihm ein Nachschlag gelegen gekommen, aber er wusste, dass er dafür kein Geld mehr hatte, deswegen wischte er sich die fettigen Finger ab und zog sein Buch hervor, dass er aus der Bibliothek mitgebracht hatte. Er trank von seiner Limo und las. Schnell war er in eine Welt versunken, in der Kinder mit geheimen Kräften auf eine spezielle Schule gingen, um zu lernen, wie man das Böse bekämpft.
„Junge.“ Eine männliche Stimme riss Oswald aus seiner Geschichte. Er blickte auf, und vor ihm stand Jeff in seiner Schürze voller Soßenflecken. Oswald vermutete, dass er zu lange geblieben war. Er hatte jetzt zwei Stunden dort gesessen und gelesen, nachdem er für weniger als vier Dollar gegessen und getrunken hatte.
„Ja, Sir?“, antwortete Oswald, denn Höflichkeit konnte nie schaden.
„Ich habe noch ein paar Stücke Pizza, die ich über Mittag nicht verkaufen konnte. Willst du sie haben?“
„Oh“, erwiderte Oswald. „Nein, danke, ich habe kein Geld mehr.“ Allerdings wünschte er sich, er hätte noch welches.
„Geht aufs Haus“, meinte Jeff. „Ich muss sie ohnehin wegwerfen.“
„Oh, okay. Klar. Danke.“
Jeff griff nach Oswalds leerem Becher. „Ich schenke dir auch deine Orangenlimonade nach, wenn ich sowieso schon dabei bin.“
„Danke.“ Es war komisch. Jeffs Gesichtsausdruck änderte sich nie. Er wirkte müde und unzufrieden, selbst dann, wenn er besonders nett war.
Jeff brachte ihm zwei Stück Pizza, die er auf einen Pappteller gestapelt hatte, und dazu einen Becher Orangenlimo. „Bitte sehr, Junge“, sagte er und stellte den Becher und den Teller ab.
„Vielen Dank.“ Oswald fragte sich einen Moment, ob Jeff Mitleid mit ihm hatte, weil er vielleicht dachte, dass Oswald fürchterlich arm war wie die Obdachlosen, die sich den ganzen Tag in der Bücherei herumdrückten statt wie die normalen armen Leute, die aber knapp über die Runden kamen und zu denen er gehörte.
Doch dann dachte sich Oswald, wenn man eine Pizza geschenkt bekam, war es nicht der richtige Zeitpunkt, sich über die Gründe dafür Gedanken zu machen.
Oswald bereitete es kein Problem, die beiden großen Stücke zu verspeisen. In den letzten paar Monaten war sein Appetit nicht zu bremsen gewesen.